Das eigenwillige Völklein von Albligen

Das eigenwillige Völklein von Albligen

Der ehemalige Dorfpfarrer Ulrich J. Gerber hat ein Buch über Albligen veröffentlicht. Entstanden ist ein detailliertes und reich illustriertes Werk mit Geschichten, Legenden und Bräuchen rund um das kleine Dorf im Schwarzenburgerland.

Blitzartig packte die Magd den tyrannischen Landvogt und warf ihn aus dem Fenster der Grasburg in die reissenden Fluten der gewittergeschwollenen Sense. Mit einem lauten Schrei verschwand der Herrscher. Das kleine Dorf auf der Sonnenterrasse des Schwarzenburgerlandes hat sich seit jeher eigenwillig für seine Freiheit einzusetzen gewusst. Die Sage vom Tyrannenmord, die auf dem Buchdeckel des neu erschienenen Buches «Albligen – Die Sonnenterrasse im Schwarzenburgerland» abgedruckt ist, macht Lust, mehr über das eigensinnige Völklein von Albligen zu erfahren. Und wo immer historisches Wissen, Legenden, Bräuche und Ungeschriebenes eines Dorfes zusammenzutragen sind, braucht es viele Menschen, die bereit sind mitzuhelfen.

Die Quellen zum Buch
Die runde Brille wirkt klein auf der Nase des von sympathischen Furchen gezeichneten Gesichts des ehemaligen Dorfpfarrers von Albligen, Ulrich J. Gerber. Mit leuchtenden Augen erzählt er, wie spannend es war, die Quellen zusammenzutragen, die für das Entstehen des Buches vonnöten waren. Eine jahrelange Arbeit, bei der Gerber von vielen, oft älteren Dorfbewohnern Bilder und Texte bekam sowie Hilfe von der bekannten Historik-Publizistin Susanna Grogg-Roggli, der Wissenschaftlerin Sara Keller, Max Bracher und Nathanael Zahnd erhielt. Letzterer hat seine Maturaarbeit über die Fusion Albligens mit Schwarzenburg geschrieben.

Gezeichnet von der Geschichte
Und diese jüngste historische Begebenheit von Albligen markiert nur einen weiteren Meilenstein in der bewegten Geschichte eines Dorfes, das in der Vorgeschichte unzählige Male zwischen Bern und Freiburg hin- und hergereicht wurde und dadurch mehrschichtig darunter zu leiden hatte, wovon das Buch in verschiedenen Kapiteln Zeugnis ablegt. Doch gerade diese Begebenheit war mitverantwortlich, dass sich die Albliger stets selber zu helfen wussten und so zu einem eigensinnigen Völklein heranwuchsen, das bis in die heutigen Tage stolz und mit Herzblut für sein Dasein einsteht.

Das Dorflädeli
Ein Beispiel hierfür ist das Dorf­lädeli. Zeitweise gab es im gut besonnten Dorf bis zu 5 solcher Läden. Dass es bis heute überhaupt noch eines gibt, verdankt das Dorf auch seiner Bevölkerung, die es als Treffpunkt nutzt . Und wenn bei Beatrice Hostettler die Menschen ein- und ausgehen, erinnern freundliche Worte und hilfsbereite Gesten daran, dass Albligen seine eigene Seele durch alle historischen Epochen hat bewahren können. Auch Ulrich J. Gerber begrüsst die «Lädeli-Frau» herzlich und erhält seine bestellte Ware, die er mit in seine heutige Heimat, den Jura, mitnehmen will.

Ulrich J. Gerber
Doch nicht nur im Dorflädeli wird sein Erscheinen mit Freuden gesehen. Es ist beeindruckend wie jeder, der im Gasthaus Bären am Morgen zum Kaffee kommt, mit dem ehemaligen Pfarrer einen kurzen Schwatz hält und seine Anwesenheit die Gesichter der Albliger erhellt. Eine Dorf-Perle? Gerber würde in seiner bescheidenen Art kaum an diesem Begriff Gefallen finden. Aber als Initiant eines Buches, das das einzigartige Kulturgut von Albligen zusammenbringt, muss er wohl damit leben, dass er es trotzdem ist. Er hat mitgeholfen, die Albliger wieder an ihre einzigartige Geschichte und ureigene Art zu erinnern. So erklärt sich auch, dass Willi Häusler ihm beim Weggang aus Albligen ein eigenes Jodellied mit dem Titel «Dr Ueli wot z’Dorf verlah» komponiert hat.

Und es würde nicht verwundern, wenn das bernische Dorf «ännet» der Sense noch nicht das letzte Kapitel seiner Geschichte geschrieben hat, denn durch die Fusion mit Schwarzenburg sind neue Herausforderungen entstanden. Und wer weiss, vielleicht wird Albligen wieder auf seine eigensinnige Art handeln und den vielen Geschichten in diesem Buch eine weitere, neue hinzufügen.

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