Den Kindertraum wahr werden lassen

Den Kindertraum wahr werden lassen

Sie schwingt nicht durch die Lüfte, sie jongliert nicht in der Manege; und dennoch ist die 25-jährige aus Niederscherli in dieser Saison fester Bestandteil der Circus-Monti-Familie. Livia Berger arbeitet schon zum zweiten Mal eine Saison lang im Office und bringt somit ihre beruflichen Kompetenzen mit ein.

Kinder spielen. Nur wenige Meter dahinter steht schon das Zelt in seiner ganzen Pracht und verbindet sich mit dem Berg im Hintergrund zu einem mystischen Ganzen. Noch klingen die Werkzeuge und emsige Helfer sind damit beschäftigt, den Circus Monti auf Hochglanz zu polieren.
Mit einem Lächeln bittet Livia Berger in den ältesten Zirkuswagen zum Gespräch. Etwas schmächtig wirkt er, am Rand der Wagenburg; doch beim Eintritt ist es da, das Gefühl die Zirkusluft zu spüren. «Es ist unser Sitzungszimmer», verrät die Bernerin und schon daran merkt man, dass die Zirkuswelt nur wenig mit der sesshaften Welt gemeinsam hat.

Liebesgeschichte
Nur, wie kommt eine junge Frau aus Niederscherli in das Büro des Circus Monti? «Nach der kaufmännischen Ausbildung und der Berufsmatura im Jahr 2015 wollte ich ein Jahr auf Reisen gehen. Zufällig sah ich fast gleichzeitig, dass man auch eine Saison lang im Zirkus arbeiten kann», erzählt sie. Es müssen wohl die Kindheitserinnerungen gewesen sein, die der Zirkuswelt den Reiz verliehen, den Livia Berger noch immer spürt. Denn sie entschied sich für den Zirkus und erhielt prompt die Zusage. Von Saisonbeginn und den Vorbereitungen in Wohlen im Juli bis zur eigentlichen Nomandenzeit von August bis November und der anschlies­senden Rückkehr nach Wohlen war sie Teil der Zirkus-Familie und wirkte im Büro, am Buffet sowie beim Auf- und Abbau mit. Nach dieser Zeit kehrte Livia Berger nicht nur um eine aussergewöhnliche Erfahrung reicher zurück nach Hause, sondern auch mit einer festen Verbindung zum Circus Monti. Genauer zu Tobias Muntwyler. Der Sohn des Direktors Johannes Muntwyler und Livia Berger waren fortan ein Paar und sind es noch heute.

Nomadenleben
So mag es nicht erstaunen, dass die ehemalige Kunstturnerin im Jahr 2019 wieder zur Monti-Familie zurückkehrte. «Wir haben festgestellt, dass nach der Beendigung meiner Weiterbildung zur Marketingfachfrau ein idealer Zeitpunkt wäre, nochmals eine Saison im Zirkus zu machen», erklärt sie ihre Rückkehr. Wieder ist sie im Büro, am Buffet und beim Auf- und Abbau anzutreffen. Geändert hat sich dennoch etwas: «In der ersten Saison war ich in einem Mannschaftswagen untergebracht, wo jeder sein Abteil hat; in diesem Jahr wohne ich in einem Wohnwagen», erläutert sie. Die sanitären Anlagen sind für alle gemeinsam, die Platzverhältnisse eng und feste Essenszeiten sowie ständig wechselnde Arbeitseinsätze und Orte prägen das Nomandenleben. Doch es scheint ihr zu gefallen: «Man merkt auch, wie wenig man zum Leben braucht», bringt es Livia Berger in ihrer ruhigen Art auf den Punkt. Ein Circus-Monti-T-Shirt und eine Uniform. Die Einfachheit des Lebens scheint ihr zu bekommen. Und dass sie zum Circus Monti über ihre Liebe hinaus passt, mag genau diesen Grund haben. Ein Zirkus, der bekannt ist für seine Inszenierungen, seine Finessen und seine Geschichten. Ein Zirkus, der nicht protzt, sondern erzählt, ein ehrlicher und genau deshalb so faszinierender Kosmos.

Indes spielen die Kinder vor dem Kassenhäuschen. Schon 24 Stunden später findet die nächste Vorstellung statt; doch keine Spur von Hektik. Ruhig wird verziert und vorbereitet, ruhig verabschiedet sich auch wieder Livia Berger, um im Büro Reservatio­nen entgegenzunehmen und die Platzeinteilung zu machen. Das Zirkuszelt wartet geduldig, bis das Licht angeht und es heisst: Manege frei. Doch es wird kein lauter Ruf sein, sondern ein freundlicher, einladender Ruf an all diejenigen, die es lieben, wenn man ihnen eine Geschichte erzählt. Livia Berger und der Circus Monti, ja, das passt.

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