Auch dieses Schloss war ursprünglich eine mittelalterliche Burg, die aber nach 1507 dem Erdboden gleich gemacht wurde und einem spätgotisch-renaissancezeitlichen Landsitz weichen musste. Diese Anlage wiederum wurde zwischen 1670 und 1750 durch das heutige Schloss ersetzt, eine eindrucksvolle Dreiflügelanlage der Spätbarockzeit.
Toffen erscheint im späten 13. Jahrhundert als Burg im Besitz der hochadeligen Freiherren von Belp-Montenach, die bereits seit 1146 fassbar sind. Sie gehörten zuerst zum Gefolge der Grafen von Burgund, später der Zähringer und ab 1254 der Grafen von Savoyen. Finanzielle Schwierigkeiten und der vergebliche Kampf gegen die zunehmende Macht Berns führten zum Verkauf der Herrschaft Toffen. Nach 1300 wechselten die Besitzer öfter – unter anderen die Herren von Bremgarten, von Gisenstein und Senn von Münsingen. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts folgten Berner Burgerfamilien wie die Käsli (bezeugt 1355), die May (1507–1608) sowie die von Werdt und deren Erben ab 1642.
Burg
Als der Patrizier Bartholomäus May die mittelalterliche Burg 1507 erwarb, galt sie als nicht mehr zeitgemäss und wurde zu einem spätgotischen Landsitz umgestaltet. Gemälde des im Bernbiet tätigen Elsässer Malers Albrecht Kauw aus der Zeit um 1667 geben eine Vorstellung davon, wie diese Anlage ausgesehen hat: eine spätgotische Burg im Sinne einer ersten «Burgenromantik» mitsamt Türmchen und Mauern, die mit Zinnenkränzen schlossen. Zentrum der Burg war ein viergeschossiger, turmartiger Steinbau mit hohem Vollwalmdach, ein sogenanntes Höchhus, wie etwa dasjenige von Schloss Burgistein, an das westseitig ein niedrigeres Wirtschaftsgebäude mit Aborttürmchen anschloss. Südseitig gab es einen von zweigeschossigen Gebäudeflügeln eingerahmten Hof mit Türmchen in den beiden Ecken. Der talseitige Gebäudeflügel war wohl grösser und wies an seiner Ostfassade einen polygonalen Turm auf, der ebenfalls mit einem Zinnenkranz abschloss. Westlich der Anlage befand sich ein Weiher und eine ummauerte Gartenterrasse.
Abbruch
Archäologische Untersuchungen vor wenigen Jahren haben gezeigt, dass der hohe Steinbau nicht, wie man bisher immer annahm, im Kern ein Wohnturm des 13. Jahrhunderts war, sondern neu errichtet wurde. Daraus ist zu schliessen, dass man für den Bau des spätgotischen Landsitzes die mittelalterliche Burg offenbar abriss.
Erneuerung
Aber auch diese Anlage galt schon hundertfünfzig Jahre später als unmodern. Sie wurde darum unter Johann Georg ab 1671 und Georg Samuel von Werdt um 1750 erneuert. Schrittweise verschwanden die Gebäude des 16. Jahrhunderts und wurden bis 1751 durch das heutige Schloss ersetzt. Der Hof wurde durch Abbruch des südlichen Flügels geöffnet. Auch der Ostflügel verschwand weitgehend, einzig der Teil mit dem talseitig vorspringenden Achteckturm blieb erhalten. Der um 1671 erneuerte Westflügel erhielt an seinem Südende einen Anbau mit einem Gartensaal. Um 1750 entstand das spätbarocke Hauptgebäude, das Corps-de-Logis an der Stelle von «Höchhus» und Wirtschaftsgebäude.
«Bretzelistube»
Im diesem spätbarocken Neubau wurden ältere Ausstattungsteile wiederverwendet, bemerkenswert ist vor allem die sogenannte «Bretzelistube», ein Renaissance-Prunkzimmer von 1633, das auf eine Umbauphase der spätgotischen Anlage hindeutet, von der sonst nichts mehr bekannt ist.
Gegenwart
Schloss Toffen, heute noch in Privatbesitz, ist damit ein weiteres anschauliches Beispiel für die Verwandlung einst mittelalterlicher Burgen zu barocken Campagnen, das schrittweise Ersetzen der als nicht mehr zeitgemäss empfundenen Gebäude durch neue Bauten im Stil der Zeit durch weitgehenden Abbruch und Neubau. Meist verlief der Prozess über mehrere Jahrhunderte und führte nicht nur dazu, dass die mittelalterlichen Burgen verschwanden, sondern auch die ihnen nachfolgenden spätgotischen oder renaissancezeitlichen Anlagen. Spuren dieser abgebrochenen Gebäude können meist nur noch mithilfe der Archäologie und eingehender Bauuntersuchungen gefunden werden.


