Die europäischen Denkmaltage fanden am 14. und 15. September statt und standen unter dem Motto «Farben». Im Naturpark Gantrisch lassen sich die Naturfarben entdecken, die sich im spätsommerlichen Licht besonders leuchtend präsentieren – in der Landschaft, in den Baumaterialien und in den Inschriften und Verzierungen. So auch auf dem «Spycherweg» in der Obereichi bei Lanzenhäusern. Der Themenweg wurde nach der 1 Jahr dauernden Vorbereitungszeit punktgenau an den Denkmaltagen eröffnet. Auf dem 5 km langen Themenweg können 8 Speicher entdeckt werden.
Im Naturpark Gantrisch gibt es Hunderte von Speichern. Sie gehören zum traditionellen Ensemble des Hofes, hatten dort – vor noch 3 Generationen – eine wichtige Funktion und waren Prunkstück des Gehöfts. Diese Funktion haben die Speicher heute in den meisten Fällen verloren. Nicht selten stehen sie sogar im Weg, werden abgerissen oder weggezügelt. Für viele Menschen sind sie jedoch auch ein Speicher der Vergangenheit. Sie werden renoviert, mit Blumen geschmückt und erinnern an die Vorfahren der Höfe. Die 7 Köpfe zählende Projektgruppe des Naturparks spürt die Standorte und den Zustand der Speicher im Gantrisch auf, und hört zu, welche Bedeutung die Speicher für die Eigentümer heute noch haben. Es werden Ideen und Beispiele für eine aktuelle Nutzung gesucht und gesammelt. «Bei Umnutzungen ist nicht alles möglich, besonders bei geschützten oder erhaltenswerten Bauten», sagt Rita Wyder, Mitglied der Projektgruppe, «aber es ist wichtig, möglichst früh den Austausch mit der Denkmalpflege zu suchen.»
Ein gutes Beispiel findet sich hierzu auf dem Spycherweg auf dem Biohof Obereichi von Rüedu Schüpbach und Chrige Stämpfli, für die der neu renovierte Speicher nun einen richtigen Mehrwert darstellt. Anhand des Wegs soll auch die Thematik des Strukturwandels in der Landwirtschaft angesprochen werden. «Ziel des ‹Spycherwegs› ist nicht, eine Fassade aufrechtzuerhalten», sagt Christine Scheidegger, Gemeinderätin aus Mühlethurnen und Mitglied der Projektgruppe», «es ist eher ein Alltagsweg und zeigt die Speicher, wie sie heute sind, ganz unaufgeregt und möglichst ohne zu bewerten. Natürlich gibt es Prunkstücke, aber die Schönheit liegt auch im Auge des Betrachters.»
«Uns geht es darum, der Bevölkerung den immateriellen Wert dieser Kulturgüter zu zeigen und zu sensibilisieren», sagt Martin Hostettler, Zimmermann und Projektgruppenmitglied. «Wenn ein Speicher in der Landschaft als solcher erkannt und wertgeschätzt wird, ist unser Ziel schon fast erreicht».


