«Alternative Fakten sind nicht neu»

«Alternative Fakten sind nicht neu»

Ende März referierte der bekannte Professor für Immunologie, Dr. Beda M. Stadler, mit anschliessender Diskussionsrunde über alte und moderne Glaubenssysteme wie Bio-Anbau und Alternativmedizin im Rittersaal, Schloss Köniz.

Rund 50 Personen haben die vom Schulmuseum Bern in Köniz im Rahmen der Sonderausstellung «Xund. Schule und Gesundheit im Wandel der Zeit» organisierte Veranstaltung besucht. Unter den Besuchern waren auffallend viele ältere Semester. «Aufgrund der beschränkten Raumverhältnisse im Schulmuseum musste die Kuratorin der Sonderausstellung, Tanya Karrer, die Darstellung des Themas stark reduzieren. Deshalb haben wir uns entschieden, ein relativ umfangreiches Rahmenprogramm mit verschiedenen Veranstaltungen und Vorträgen zur Sonderausstellung anzubieten», so Pia Lädrach, Geschäftsleiterin des Schulmuseums Bern, bei der Begrüssung.

Wer Beda Stadler kennt, weiss, dass er ein Verfechter der Gentechnik und des Impfens ist. Alternativmedizin, Vegetarier und Esoteriker lehnt der 68-jährige ehemalige Forscher der Immunologie ab. Er ist bekannt als unterhaltsamer und gewiefter Redner, der seine Botschaften pointiert, provokativ und mit Witz vorträgt.
Stadler startet seine Ausführungen mit dem Begriff «Alternative Fakten». Dieser wurde bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump von seiner Beraterin Kellyanne Conway benutzt, um falsche Aussagen des Pressesprechers des Weissen Hauses zu rechtfertigen. Unter «Alternative Fakten» gehört alles, was in Politik und Gesellschaft mangels Belegen behauptet wird. «Alternative Fakten» sind

auch Meme, die sich mit einem Link oder Video in den sozialen Medien rasch als vermeintliche Wahrheit verbreiten. «Alternative Fakten» gab es schon immer, nur war bislang das Unwort des Jahres 2017 mit dem Synonym «Unwahrheit» oder «Lüge» besetzt. So auch zum Thema Gesundheit. «So wie es keine Alternativphysik oder Alternativchemie gibt, hat auch die Alternativmedizin keine Berechtigung. Es gibt nur eine Medizin», so der Immunologe.

Zur Gentechnik präsentierte Stadler Zahlen: «80 Prozent der weltweit produzierten Sojabohnen sind gentechnisch verändert. Heute bestehen fast 65 Prozent der weltweit produzierten Baumwollprodukte aus gentechnisch veränderter Baumwolle. Baumwolle, die man auf der Haut trägt. Dies stört scheinbar die Alternativen, die vorwiegend Jeans tragen, nicht. Aufgrund der fortschreitenden Erderwärmung werden wir jedoch nicht um die Gentechnik herumkommen.» «Gegen Starrkrampf sind praktisch alle geimpft, auch die Impfgegner, weil sie wissen, dass man ungeimpft an dieser Krankheit einen schmerzhaften, erbärmlichen Tod erleidet. Durch die Impfung werden jährlich Millionen Menschen vor Erkrankung und Tod bewahrt. Kein Mensch hat das Recht, eine andere Person mit seiner Krankheit anzustecken. Deshalb bin ich ein Befürworter der Impfung», erklärt Stadler und fügt sarkastisch an: «Impfgegner werden wohl länger überleben als das Impfvirus selbst.»

Der Sinn des Lebens
Mit seinen Referaten will Beda Stadler heute insbesondere den jungen Menschen den Sinn des Lebens vermitteln. Die Kirche hat das über Jahrhunderte gut besetzt, aber auch missbraucht. Unreligiöse seien da relativ lange am Suchen. Viele drifteten ab in die Esoterik oder in Ersatzreligionen. Als bekennender Atheist propagiert er, wie Philosoph Michael Schmidt-Salomon, sich auf weltliche Alternativen, nämlich Wissenschaft, Kultur (Kunst) und Philosophie zu berufen. «In einem Kirchenstaat gibt es keine Gentechnik.»

Entgegen den Erwartungen der Veranstalter waren eher Anhänger als Gegner des Referenten im Saal, weshalb es keine kon­troversen oder angriffigen Bemerkungen gab, was Beda Stadler zur witzigen-bissigen Schlussbemerkung veranlasste: «Ich bin erstaunt, dass keine faulen Bio-Tomaten geflogen sind. Entweder ist euer Gehör so schlecht oder ihr seid mit mir einig.»

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