Amsel, Drossel, Fink und Star…

Amsel, Drossel, Fink und Star…

…und die ganze Vogelschar. Dank Beo- bachtungsfernrohren oder Aufnahmegeräten können Vogelkundler hierzulande rund 425 von weltweit weit über 10'000 Vogelarten «nachstellen» und so ihr eigenes Bild- und Tonarchiv à jour halten. So auch beim Ornithologischen Verein Niederscherli-Oberbalm, der sein 75-Jahr-Jubiläum feiert.

Auch wenn es die Spatzen nicht von den Dächern pfeifen: Der Begriff Ornithologie geht auf die altgriechischen Worte «órnithos» und «órnis» für Vogel sowie «lógos» für Lehre zurück. An Aufgaben mangelt es der wissenschaftlichen Ornithologie nie. Erforscht werden etwa die Vogelbestände und deren Dynamik. Dann all die Massnahmen zur Erhaltung, Förderung oder Ansiedlung von Vögeln. In der Veterinärmedizin werden Vogelkrankheiten und deren Vorbeugung und Heilung erforscht. Bei der angewandten Vogelkunde schliesslich geht es um die Lebensmittelindustrie und die Nutzung – oder Ausnutzung? – der «gefiederten Freunde». Das sind lauter Themen, über die auch in Niederscherli und Oberbalm lebhaft diskutiert wird. Etwa beim geplanten Jubiläums-Höck im November.


Balz, Nestbau, Brutpflege 

Vogelbeobachtungen bei der Balz, beim Nestbau, bei der Brutpflege: Zum «Birdwatching» oder «birding» kann man sich überall auf die Lauer legen, draussen oder am Küchenfenster. Stets griffbereit: das Beobachtungsfernrohr (Spektiv) oder der Audiorecorder für Tonaufnahmen. Auch Amateuren ist so mancher Input zur Sensibilisierung für einzelne Vogelarten oder Regional-Faunen zu verdanken. Dass es beim jubilierenden Ornithologischen Verein Niederscherli-Oberbalm von Anfang an sachkundige Leute gab, die mit vereinten Kräften ans Werk gingen, zeigt die Chronik: Zum ersten Treffen unter Gleichgesinnten kam es 1947 in Niederscherli im «Bären», als sich acht Akteure zur Vereinsgründung versammelten. Dies mit dem Ziel, die Kleintierzucht – Kaninchen, Hühner und Tauben – voranzutreiben. «Aus heutiger Sicht ist dies nachvollziehbar, waren doch die entbehrungsreichen Kriegsjahre zeitnah vorbei. Kaninchen und Hühner wurden in Rassenvielfalt und Fleischigkeit beziehungsweise Legeleistung gefördert, während Tauben bei der Armee einen grossen Stellenwert einnahmen», so Rudolf Anken, Vereinspräsident und Gemeindepräsident von Oberbalm. 


Der Drohnen-Boom

Mit zunehmendem Wohlstand verlagerten sich die Aktivitäten von der Kleintierzucht in die Hobbyhaltung. Die Ergebnisse der Rassenzucht konnten an Ausstellungen präsentiert werden. Allmählich machte sich in der Vereinsgeschichte jedoch eine gewisse Überalterung bemerkbar. «Tiere zu halten heisst, Verantwortung zu tragen und sich an Verpflichtungen zu beteiligen», weiss Anken. So nahm die Kleintierhaltung stetig ab; eines Tages gab es im Verein keine Hühner- und Taubenbesitzer mehr; heute gibt es noch zwei Kaninchenzüchter. Die Verantwortlichen schauten dieser Entwicklung jedoch nicht untätig zu, sondern nahmen sich proaktiv einer weiteren Sparte an: «Die Natur und speziell die Vogelwelt wurde zu einem wichtigen Anliegen des Vereins. Gute Beziehungen pflegen wir zum Obstbauverein Köniz-Oberbalm, der sich speziell um Hochstammbäume kümmert», so Anken. Bezüglich Nistkästen – Bau und jährliche Reinigung – arbeiten die Mitglieder recht autonom. Gemeinsam betreut werden hingegen Nistkästen für Friedhöfe und einige Waldabschnitte. Grosse Sorgen bereitet der Drohnen-Boom. «Drohnen strapazieren das Habi-
tat der Vögel arg. Mit Drohnen werden zwar Rehkitze gerettet, doch gleichzeitig wird vielleicht ein Feldlerchen-Gelege geopfert. Dabei könnten mittels so genanntem ‹Verblenden› beide gerettet werden», so der Präsident.  


Artenvielfalt, Biotop, Auenwald 

«Beim Strickelberg in Oberbalm unterhalten wir ein Biotop, welches unseren kleinen Mitgeschöpfen in einem kleinen Auenwald ein idyllisches Zuhause bietet. Mit baulichen Massnahmen wollen wir in nächster Zeit den Zufluss so regulieren, dass eine grössere Artenvielfalt entsteht», verrät der Präsident. Vielleicht vermögen solche Aktivitäten den Verein zu stärken: Er zählt 60 Mitglieder, darunter allerdings nicht wenige Passiv-
mitglieder. Der Appell lautet: «Wir wünschen uns mehr Aktive und mehr junge Leute, welche unseren Verein in den nächsten Jahren begleiten. Denn: Was gibt es Schöneres, als unserer Natur zu helfen, um unseren Nachkommen eine intakte Flora und Fauna zu erhalten?!» 

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