Viele Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, leiden noch Wochen oder Monate nach der Infektion. Sie haben Symptome, die ähnlich sind wie beim chronischen Erschöpfungssyndrom. Das bedeutet, dass sie sich permanent müde und ausgelaugt fühlen und bereits morgens die Kraft zum Aufstehen fehlt. Begleitet werden diese von Muskel- oder Gelenkschmerzen, Erschöpfungszuständen, Kurzatmigkeit, Störungen des Nervensystems. Viele Personen schildern zudem, dass sie sich ähnlich wie bei einer Grippe fühlen, oder beschreiben das Phänomen «Brain Fog». Dieses Phänomen geht mit Symptomen wie ein vernebeltes Bewusstsein oder auch mit Depressionen einher.
Nach wie vor sind die Erfolge auf der Suche nach Antworten gering, denn viele Faktoren stehen als Auslöser unter Verdacht. Es kommen Infektionen, Hormonstörungen und Fehlreaktionen des Immunsystems in Frage. Zwei Studien der Universität Zürich zeigen auf, dass 20 bis 25% der Erwachsenen und 2% der Kinder, die an Covid erkrankt waren, an Long Covid leiden («PLOS One», «Journal of the American Medical Association»). Bei der Universität Genf sind es sogar 39% der Personen, die an der Studie teilgenommen haben. Wobei aber alle Studien noch im Gang sind («Annals of Internal Medicine»).
Was passiert mit unseren Zellen bei einer Covid-Infektion?
Wenn wir durch Erreger, wie dem Coronavirus, erkrankt sind, greifen diese unsere Mitochondrien an. Die Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. In einer einzelnen Körperzelle befinden sich zwischen 100 und 2.000 Mitochondrien. Sie verarbeiten Wasserstoff und Sauerstoff in Adenosintriphosphat (ATP). ATP ist vereinfacht gesehen wie das Benzin für das Auto, der Treibstoff für die Körperzellen. Die Zelle verwendet ihn für Abläufe wie Sauerstofftransport, die Realisierung einer Muskelkontraktion und einfach alles, was eine Zelle in den verschiedenen Körperregionen machen muss. Die Zellkraftwerke meistern eine weitere entscheidende Funktion. Sie eliminieren freie Sauerstoffradikale, die als Abfallstoffe bei der Energieproduktion anfallen. Sind die Mitochondrien beschädigt, sind sie nicht mehr in der Lage, die giftigen Sauerstoffradikale abzubauen, was die Zellen krank machen oder zerstören kann. Dies bedeutet für den Köper, dass er erheblich geschädigt ist und nicht mehr richtig funktionieren kann.
Dies hat ein Forscherteam aus Göttingen an der Form der Mitochondrien mittels eines Nanoskops, das 2014 sogar einen Nobelpreis gewonnen hat, erkannt.
Um zu unterstreichen, wie wichtig die winzigen Mitochondrien für unseren Körper sind, hier einige Zahlen: In Herzmuskelzellen beträgt der Volumenanteil von Mitochondrien 36 %
(J. Schrader, M. Kelm: «Das Herz»). Eine einzige Eizelle hat 100’000 Mitochondrien und Spermium hat dagegen nur vier bis fünf. An diesen Zahlen kann man erkennen, wie wichtig die Mitochondrien für unseren ganzen Körper und auch für unsere Fortpflanzung sind. Hat die Eizelle einer Frau nicht genug davon, kann dies zur Unfruchtbarkeit führen.
Was nun?
Aufgrund der Vielzahl möglicher Symptome ist eine Diagnose, ob die Mitochondrien die Ursache für die Erkrankung der Person sind, nicht einfach. Sie kann nur in spezialisierten Einrichtungen vorgenommen werden. Was aber in jedem Fall für jeden, der Schwächesymptome aufweist, sinnvoll ist und zur Unterstützung der Mitochondrien beitragen kann, sind folgende Massnahmen: Freie Radikale, die die Zelle schädigen, werden insbesondere gebildet, wenn wir einen ungesunden Lebensstil haben. Das bedeutet eine ungesunde Ernährung, wenig Bewegung und schlechte Gewohnheiten, wie beispielsweise unregelmässiger Schlafrhythmus oder wenig Ausgleich zum stressigen Alltag. Das heisst also, dass Sie insbesondere nach einer Covid-19-Infektion auf eine ausgewogene Ernährung achten sollten. Ebenfalls kann es helfen, Vitamin C zu supplementieren (überschreiten Sie keinesfalls tägliche Einnahmeempfehlungen). Denn es enthält Antioxidantien, die im Kampf gegen die freien Radikale helfen können.
«Körperliches Training gilt bei mitochondrialen Myopathien als einer der vielversprechendsten therapeutischen Ansätze. Effektivität und Sicherheit sind bewiesen», schreibt Jens A Petersen der Universität Zürich. Dafür ist jedoch ein ganz gezieltes Training nötig, das nur bei Trainingsspezialisten durchgeführt werden sollte. Helfen Sie also Ihren Mitochondrien und somit Ihrem ganzen Körper mittels ausgewogener Ernährung, gezieltem Training und gesunden Gewohnheiten, sich wieder vital zu fühlen.


