Fritz Leuenberger und seine Hündin «Dibidäbi» sind seit knapp 14 Jahren ein untrennbares Gespann. Eine Leine braucht das Tier keine, es folgt seinem Halter auch ohne Zwang auf Schritt und Tritt. Die beiden verbindet eine starke Zuneigung – und zahlreiche Abenteuer, die sie in den letzten Jahren gemeinsam im nahen und fernen Ausland erlebt haben. Mit dem Camper waren sie beispielsweise in Marokko unterwegs, und eroberten dort im Nu die Herzen der Einheimischen. Auf dem berühmten Marktplatz in Marrakesch, dem «Djemaa el Fna», habe «Dibidäbi» allen die Schau gestohlen. «Mit ihren Ball-Kunststücken stellte sie die Gaukler und Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler und Wahrsagerinnen sowie Künstler und Musiker in den Schatten», erzählt Fritz Leuenberger stolz.
Auch hier in der Schweiz ist das Eis schnell gebrochen, wenn das Duo auftaucht. Fritz Leuenberger mag Menschen, ebenso seine Weggefährtin. Während des Treffens in einem Restaurant in Köniz geht «Dibidäbi» neugierig auf die Menschen zu, verweilt ohne Scheu an den gut besetzten Tischchen, holt sich zahlreiche Streicheleinheiten. Ertönt das Kommando von Fritz Leuenberger, ist sie aber sofort wieder an seiner Seite.
Die Geschichte vom Wüstenschwein
Fritz Leuenberger mag nicht nur Menschen, er erzählt auch liebend gern Anekdoten seiner Reisen, die er per Schiff, zu Fuss, im Auto und auf einer Harley Davidson unternommen hat. Zu erzählen gäbe es viel. Und er muss wohl ein Sprachgenie sein: Nebst Deutsch spricht er Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und ein wenig Arabisch. Auf Arabisch beherrsche er vor allem Schimpfwörter, sagt er. Er habe sie vor Jahren von einem tunesischen Freund gelernt, der «ein bisschen verrückt» war. Diese Kenntnisse kamen ihm am Rande der Sahara zugute, als er vom Inhaber eines Cafés übel beschimpft wurde. «Der schlecht riechende und bös aussehende Mann hatte keine Ahnung, dass ich ihn verstehen konnte», lacht Leuenberger heute über die Begegnung. «Er dachte, ich sei Franzose, und nannte mich abschätzig französisches Schwein. Bevor ich mit meinem Motorrad davonfuhr, schleuderte ich ihm zahlreiche arabische Schimpfwörter ins Gesicht. Am Schluss sagte ich ihm, er sei ein wüstes Wüstenschwein», erinnert er sich amüsiert. Nur eine von vielen, indes mehrheitlich friedlichen Begegnungen in den über 80 Ländern, die er in den vergangenen 40 Jahren bereiste. «Angetrieben hat mich die Freude am Ent-
decken», betont er.
Unangepasst und arm,
aber glücklich
Als er in einem Restaurant eine Postkarte mit einem grossen, weissen Schiff auf hoher See entdeckte, erwachte seine Sehnsucht nach der grossen weiten Welt. Damals war er zwölf Jahre alt. Seine Kochlehre absolvierte er im Tessin. Von dort ging er weiter nach Alaska, Tunesien, Indien, Australien, Neuseeland, Thailand. Acht Jahre lebte er in Nordamerika. Einmal segelte er mit einer selbstgebauten Dschunke von Malaysia nach Australien. «Dabei hatte ich wohl mehr Glück als Verstand», sagt er rückblickend. «Während meines ganzen Lebens hatte ich nie Angst, und auch nie viel Geld», fasst der 75-Jährige zusammen, mit einem Schmunzeln, ohne Bitterkeit. «Wenn ich kein Geld mehr hatte, arbeitete ich, bis ich wieder welches hatte.» Anstelle von materiellem habe er viel inneren Reichtum erlebt. Er war und sei ein sehr zufriedener Mensch. «Weil ich meinem Herzen gefolgt bin. Und mich nie verstellt habe», ist er überzeugt. «Es ist schlimm, wenn der Mensch nicht sich selbst sein kann. Dann wird er frustriert.» Während er die Schweiz früher als beengend empfand, sieht er heute vor allem positive Seiten. Seit zwei Jahren lebt Fritz Leuenberger in Rüschegg und findet es «wunderbar idyllisch». Nebst der Natur sind es hauptsächlich die Sicherheit und das politische System, das er an seinem Heimatland schätzt. Nur der Winter macht ihm – aus gesundheitlichen Gründen – zu schaffen. Den letzten verbrachte er deshalb auf Mallorca. In diesem Jahr soll es idealerweise nach Teneriffa gehen –
natürlich gemeinsam mit Hündin «Dibidäbi».