Anstossen auf 30 Jahre

Anstossen auf 30 Jahre

Auch im Zeitalter digitaler Medien sind Bücher nicht passé. Die Bibliothek Niederscherli, eine Filiale der Könizer Bibliotheken, hat sich seit ihrem Entstehen im Jahr 1985 stetig weiterentwickelt und kann im Mai auf 30 erfolgreiche Jahre anstossen.

1985 – erstmals bezahlen PKW-Fahrer auf Schweizer Autobahnen Gebühren, Kurt Furgler wird Bundespräsident, Teenager tragen zu enge Jeans und in den Radios singen die USA für Afrika. Vor dieser Kulisse wird in der neuerbauten Schulanlage Bodengässli in Niederscherli die Schul- und Gemeindebibliothek eröffnet. Viel Wasser ist seit damals die Aare hinabgeflossen. Bundespräsidenten, Mode und Musik sind längst Vergangenheit. Nicht so die Bibliothek Niederscherli. Sie feiert ihr dreissigjähriges Bestehen und ist beliebt wie eh und je.
Die Entwicklung, die der technologische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat, hat auch die Medienbranche nicht verschont. Zu allen analogen Medien gibt es digitale Pendants, bei denen Bücher nicht mehr durchgeblättert, sondern auf dem E-Book-Reader durchgeklickt werden. Informationen im Internet werden so rasch gefunden, dass sich ein Abstecher in die Bibliothek, um Lexika zu Rate zu ziehen, kaum mehr lohnt. Können Bibliotheken in solcher Umgebung bestehen? Die Bibliothek Niederscherli beweist, dass dies funktioniert. In den dreissig Jahren seit ihrer Eröffnung hat sie sich stetig weiterentwickelt, ist mit der Zeit gegangen. In den Anfängen umfasste der Bestand 6200 Bücher, die Ausleihe erfolgte von Hand und mit Stempelkarte. In den Neunzigerjahren wurde das Angebot von Büchern auf CDs erweitert und der Betrieb modernisiert. 1996 wurde die Bibliothek vergrössert und alle Bibliotheken der Gemeinde Köniz online miteinander verbunden. Mit dem verbreiteten Aufkommen des Computers wurde die Stempelkarte ersetzt, sodass ausgeliehene Medien mit Strichcodes versehen und so ins System eingelesen werden konnten. CD-Roms und Kassetten ergänzten das Angebot. Anfang des neuen Jahrhunderts kamen Internetanschluss und ein öffentlicher Computer dazu. Heute nun zählt die Bibliothek einen stolzen Bestand von 16’000 Medien aller Art. «Durch die fortlaufende Digitalisierung verändern sich die Lesegewohnheiten und Anliegen der Leserinnen und Leser», berichtet Uta Scharfenberger, Leiterin der Bibliothek Niederscherli. E-Reader seien immer häufiger gefragt und Hilfe in digitalen Angelegenheiten sei sehr erwünscht. «W-LAN in der Bibliothek ist eine Selbstverständlichkeit», betont Scharfenberger.
Die Könizer Bibliotheken, zu welchen Niederscherli zählt, geniessen einen starken Rückhalt in den Gemeinden. Uta Scharfenberger erinnert sich, dass sich vor einigen Jahren, als aus finanziellen Gründen die Schliessung einiger Zweigstellen zur Debatte stand, viele Gemeindebewohner für ihre Bibliotheken starkgemacht haben. Der Beitrag, den die Bibliothek Niederscherli auch an das kulturelle Leben in der Gemeinde beisteuert, wird ebenfalls sehr geschätzt. Dabei zeigt sich das Team innovativ: Autorenlesungen, Geschichtenstunden und Bücherkaffees gehören seit dreissig Jahren zum Angebot dazu, doch auch eine «Erzählnacht» und ein kreativer Adventskalender zählen zu den alljährlichen Events. Ausserdem stehen dieses Jahr ein Lesesommerclub für junge Leseratten in den Sommerferien und das nationale Projekt Bibliofreak auf dem Eventkalender.
Dass sich in dreissig Jahren neben Bibliotheksalltag, Kultur­abenden und Medien auch allerlei Geschichten ansammeln, ist eine Tatsache. Die Teamleiterin zückt eine kleine Anekdote aus der Geschichtenkiste. In früheren Jahren konnten nur Mitglieder, die im Besitz einer Karte waren, Bücher ausleihen. «Mehrmals kam ein Jurist in die Bibliothek und hat immer mit der Karte seiner Mutter ausgeliehen, weil er selber nichts bezahlen wollte», erzählt sie. Aus einer Laune heraus habe die damalige Bibliothekarin den Besucher etwas auf die Schippe genommen und geblufft, es gebe neu auch ein Abo für «Minderbemittelte», ob er nicht so eines lösen möchte? Das sei dem Herrn derart peinlich gewesen, dass er sofort ein Abo gelöst habe. Dass es ein solches Abo damals nicht gegeben hat, versteht sich von selbst. Heute gibt es übrigens – natürlich nicht für reiche Juristen, sondern für Leute mit wenig Einkommen – die Kulturlegi, mit der das Jahresabonnement zum halben Preis gekauft werden kann.
Am 6. Mai ab 19.30 Uhr lädt die Bibliothek Niederscherli zum Jubiläumsfest in die Aula der Schulanlage Bodengässli ein. Mit dabei sind die Band Decode und «Slam Poet» Elia Kaufmann. Anschliessend gibt es ein Apéro riche. Der Eintritt ist frei.

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