Asiatisches Flair inmitten von Köniz

Asiatisches Flair inmitten von Köniz

Im ehemaligen Gasthof Bären ist unter der Leitung der Familie Lien wieder Leben eingekehrt. Seit Mitte Februar gibt es im Laden und im angrenzenden Restaurant asiatische Spezialitäten. Der Weg von der Idee bis zum Umzug an die neue Adresse war lang und steinig, wie die Familie berichtet.

Bis Mitte März ein gewöhnlicher Dienstagnachmittag im ehemaligen Gasthof Bären: fröhliches Gewusel zwischen gut gefüllten Regalen voller chinesischer Spezialitäten, thailändischem Gemüse und exotischen Früchten. Hier ein freundlicher Gruss, da Gelächter, man kennt sich, man
grüsst sich, tauscht Neuigkeiten aus. Zumindest lässt sich das vermuten, denn gesprochen wird mehrheitlich chinesisch. Dass im Laden A Chau und im angrenzenden Restaurant Xing Long seit Mitte Februar reger Betrieb herrscht, ist keine Selbstverständlichkeit. Vivian Lien, stellvertretende Geschäftsführerin des Familienbetriebs, brauchte einen langen Atem und einen starken Willen, um das Projekt umzusetzen. Einsprachen, Baustopp wegen eines Architektenwechsels, zusätzliche Genehmigungen und bürokratische Hürden waren in den letzten 3 Jahren an der Tagesordnung, wie sie berichtet.

Dabei ist das «A Chau» aus der Gemeinde Köniz kaum wegzudenken. Seit 1993 handelt die Familie Lien von hier aus mit asiatischen Lebensmitteln, anfangs ausschliesslich im kleinen Laden, heute mit Lieferungen an Restaurants und Hotels in der ganzen Schweiz. Seit 3 Jahren ist klar, dass das ursprüngliche Geschäft an der Könizstrasse keine Zukunft hat: Das Gebäude muss einer neuen Siedlung weichen. «Wir haben sofort nach einem Lokal in Köniz gesucht», erinnert sich Vivian Lien. Dass der Gasthof Bären zum Verkauf stand, war ein Glück und rasch kam die Idee auf, asiatische Gerichte nicht nur im Laden, sondern auch gleich im hauseigenen Restaurant anzubieten. Doch mit dem Kauf der Liegenschaft kamen die Probleme. Einsprachen aus der Nachbarschaft – die Rede war von Geruchs- und Lärmemissionen, obwohl sich die Nutzung zum Gasthof Bären kaum unterscheidet – wurden zwar abgewiesen, doch aufatmen konnte Vivian Lien nicht. Mit dem bürokratischen Geduldspiel habe sie nicht gerechnet, immer wieder verzögerte sich die Eröffnung. Der zeitliche Druck nahm zu, Ende Dezember musste das alte Lokal geräumt sein. Dank einer Schonfrist bis Ende Januar ging der Umzug nun aber doch noch glimpflich über die Bühne: Nur 3 Tage hatte das «A Chau» geschlossen.

An die Hindernisse rund um den Umzug und die Neueröffnung des Restaurants denkt Vivian Lien nur ungern zurück, ins Detail gehen zu den genauen Umständen will sie nicht. Lieber schaut sie nach vorne, packt im Lebensmittelladen, im Restaurant und im Büro an. Zusammen mit ihrer Schwägerin Rui Lin Lien-Wan lebt sie aktuell für das «A Chau». Bis zu 16 Stunden dauert der Tag der beiden Powerfrauen. «Im Moment arbeiten wir Tag und Nacht.» Ein Ende ist noch nicht in Sicht: «Vom Restaurant wissen noch die wenigsten, da wir uns auf den Laden konzen­triert haben.» Nun gilt es, fleissig die Werbetrommel zu rühren. Mit fernöstlichen Gerichten wie etwa vietnamesischer Nudelsuppe und thailändischen Currys stehen die Chancen auf Gäste gut. «Durch Reisen ist die asiatische Küche auch hier bekannt geworden und junge Menschen frischen gerne ihre Reiseerfahrungen auf», so Vivian Lien. Wem es schmeckt, der kann im Laden die entsprechenden Zutaten frisch kaufen und sich zu Hause selbst ans Werk machen. Ein Konzept, das in Zeiten von zunehmendem Bewusstsein für Umwelt und Ressourcennutzung im Trend liegt. Doch auch die treue asiatische Kundschaft soll sich weiterhin wohlfühlen, denn sie bildet den Kern des Geschäfts. Schliesslich bedeutet «A Chau» in Liens Muttersprache Teochew (eine chinesischer Dialekt) schlicht und einfach «asiatisch».

Der Laden ist eine Herzensangelegenheit, das merkt man den beiden jungen Frauen an und an Ideen und Visionen mangelt es nicht. «Unsere Eltern haben das vor 30 Jahren aufgebaut, das möchten wir fortführen», so Vivian Lien, «gleichzeitig wollen wir aber einen Transfer machen zu modernen Strukturen und Abläufen und effizienter arbeiten.» Sodass künftig wieder mehr Freizeit möglich ist oder mehr Zeit für die Familie bleibt. Denn ohne Familie läuft im «A Chau» nichts. Nicht einmal die Namensgebung für das Restaurant, wie die beiden stellvertretenden Geschäftsführerinnen schmunzelnd erzählen. «Xing Long» (Glücksdrache) wurde der ehemalige «Bären» getauft, nach dem ältesten Sohn von Rui Lin Lien-Wan. Ein familiärer Entscheid, zur Freude der stolzen Grosseltern und Gründer des Betriebs.

Dass aktuell China in den Medien direkt mit dem sich ausbreitenden Coronavirus in Verbindung gebracht wird, beobachten Vivian Lien und Rui Lin Lien-Wan mit Sorge. Die Entwicklung der Situation ist unvorhersehbar. Die Lebensmittel des Betriebs stammen von befreundeten Händlern hauptsächlich aus Thailand, China und Südkorea. «Mit Verzögerungen von 1 bis 2 Monaten muss man rechnen, wir wissen aber nicht genau, wie es da weitergeht», so Vivian Lien. Einige Restaurants, die anfangs keine chinesischen Reisenden mehr empfangen konnten, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Waren retourniert. Nun ist auch das «Xing Long» betroffen. Aufgrund der ausserordentlichen Situation, die der Bund ausgerufen hat, muss das Restaurant vorerst geschlossen bleiben.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Asiatisches Flair inmitten von Köniz»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2