Auf die Plätze, fertig, Wahlkampf

Auf die Plätze, fertig, Wahlkampf

So spannend wie ein Skirennen mit Zeitabständen im einstelligen Hunderstelbereich, so offen im Ausgang wie ein Spitzenkampf im Eishockey. Die kantonalen Wahlen versprechen eines schon heute: intakte Siegchancen für mehrere Parteien. Das Verteilgebiet dieser Zeitung und damit ein grosser Teil des Wahlkreises Mittelland-Süd, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Der Wahlkampf ist eröffnet, die Parteien beziehen ihre Positionen und der Blick auf den Wahlkreis-Süd ist geschärft. Das Gebiet umfasst Teile des Aaretals, Teile des Gürbetals, das Gantrischgebiet und die grosse Gemeinde Köniz. Anders gesagt: von städtisch bis ländlich deckt dieser Wahlbezirk alles ab. Ein Bern Miniatur sozusagen. Das zeigt auch die aktuelle Sitzverteilung im Grossen Rat. Aufgrund der Einwohnerzahl der neun Wahlkreise erhalten diese je einen Teil der 160 Sitze. 20 davon belegt das Mittelland-Süd. Je fünf Sitze halten die SVP und die SP, die weiteren Parteien teilen sich die verbleibenden Sitze (Grüne 2, FDP 2, BDP 2, glp 2, EVP 1, EDU 1). Eine spannende Ausgangslage. Sitzgewinne streben alle an, an Argumenten fehlt es nicht.

Eine linke Mehrheit
Die Grünen reiten nach wie vor auf ihrer Erfolgswelle, das beweisen die Wahlresultate aus Köniz. Rundherum grünt es. Im Sensebezirk ziehen sie erstmals in den Grossen Rat ein, im Gantrischgebiet entsteht in diesen Tagen die Sektion «Grüne Gan­trisch» und startet die Eroberung des ländlichen Raums. Ein dritter Sitz ist das Ziel und der Gemeindepräsident aus Schwarzenburg, Urs Rohrbach, so etwas wie der heimliche Favorit. Die SP will gar das politische Gleichgewicht verändern, weil beide Räte im Moment bürgerlich dominiert sind. Da braucht es mehr als einen Sitzgewinn. Der Blick auf Köniz zeigt, die SP bleibt stabil und verteidigte ohne zweiten Wahlgang das Präsidium; für einen zweiten Sitz im Gemeinderat fehlten gar nicht so viele Stimmen. Das gibt Rückenwind. Genauso wie das Regierungsstatthalteramt, das mit Ladina Kirchen nach Christoph Lerch weiterhin den Sozialdemokraten erhalten bleibt. Erneut will die Partei mit einer Männer- und Frauenliste punkten und wird damit das breiteste Kandidierendenfeld stellen.

Eine bürgerliche Bastion
Auf der rechten Seite gilt es in Zeiten der bröckelnden Kräfteverhältnisse die Mehrheiten zu verteidigen. Die FDP baut dabei auf die Strahlkraft ihres Regierungsrates Philippe Müller und stellt ihm an der Delegiertenversammlung ein gutes Zeugnis als Sicherheitsdirektor aus. Ganz nach dem Motto: die FDP will Verantwortung übernehmen und hat gewichtige Kandidierende hierfür. Auf ihren Listen werden die Könizer Politikerinnen und Politiker eine tragende Rolle spielen. Die SVP hingegen baut auf die ländlichen Gebiete und die Abstimmungserfolge bei den Agrarinitiativen. Im Schlepp vom Berner Bauernpräsident Hansjörg Rüegsegger wollen sie die Bastion sein, welche die SP nicht stürzen kann und welche die bürgerliche Mehrheit sicherstellt.

Eine starke Mitte
Die BDP ist tot, lang lebe die Mitte. Dass der Schweizer Parteipräsident Gerhard Pfister nach Belp reiste und seine neue Partei auf die Wahlen einschwor, unterstreicht die Ambitionen und die Wichtigkeit des Wahlkreises. Nicht erschrecken, wenn er plötzlich beispielsweise in Köniz anzutreffen ist. «Ich werde gerne auf der Strasse Wahlkampf machen», sagte der Zuger. Siegessicher sieht er aus diesem Wahlkreis hinaus einen Zweischritt: «Wir werden uns nächsten Frühling steigern und im Jahr 2023 national gewinnen», klingt er überzeugt. Die EVP wirkt dagegen auf den ersten Blick klein und belegt lediglich einen Sitz im Bezirk. Auf den zweiten Blick aber, sind die Chancen intakt, wenngleich im Könizer Parlament ein Sitz verloren ging. Sie portieren mit Christine Grogg eine Regierungsratskandidatin, die mit dem Abgang von Beatrice Simon (die Mitte) die Frauenquote halten soll. Die EVP hat mit ihr an der Spitze auf Seiten der Frauen gute Chancen, einige neue Stimmen dazu zu holen. Der stärkste im Bunde der Mitte ist die glp. Der Wahlsieg in Köniz mag ein gutes Vorzeichen sein, dass die glp ihre zwei Sitze ausbauen könnte. Mit dem Könizer Casimir von Arx stellen die Grünliberalen zudem den Berner Parteipräsidenten und einen amtierenden Grossrat mit Strahlkraft. Er kandidiert zusätzlich für den Regierungsrat. Mit der glp wird in diesen Wahlen sicherlich zu rechnen sein, zumal neben von Arx weitere Politikerinnen und Politiker mit Erfahrungen auf kommunaler und kantonaler Ebene die Liste komplettieren werden.

Es ist angerichtet für einen spannenden Wahlkampf im Mittelland-Süd. Bliebe die Frage, ob es Tendenzen gibt, die man mehr gewichten kann, woraus Vorteile für die einen oder anderen erwachsen? Ein solcher Hinweis könnten die wachsenden Agglomerationsgebiete sein. Der Kanton Bern ist parteipolitisch so vielseitig und ausgewogen wie die Biodiversität im «Naturpark Gantrisch»; im besagten Wahlkreis gilt das besonders. Zwischen den Extremen von Bern, der linkesten Stadt der Schweiz und den zahlreichen Berggemeinden mit gewaltiger SVP-Übermacht, steht die Agglomeration, mit dem Rücken zum Land und dem Blick Richtung Stadt. Ein Rennen mit offenem Ausgang. Auf die Plätze, fertig, Wahlkampf.

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