«Ein Begegnungsort für alle Altersgruppen fällt weg», bedauert Ursula Kissing die bevorstehende Schliessung. Es habe immer einige Leute gegeben, die gerne zu einem Schwatz in das Untergeschoss des Kirchgemeindehauses im Spiegel gefunden haben. «Wir haben den Kunden immer etwas zu trinken und ein Gespräch in der gemütlichen Sitzecke angeboten», doppelt Rosemarie Bonjour nach. Der Entscheid ist den Claro-Frauen nicht leichtgefallen, und vielen wird etwas fehlen. Es ist ihnen ein Anliegen, der treuen Kundschaft ihren Dank auszusprechen.
Nur drei Kundinnen pro Vormittag
Im Juni 1985 hatte das Projekt im Bürolokal der «alten Post» bei der Station Spiegel begonnen. Die Räume gehörten der Kirche, die das Vorhaben unterstützte. Ende 2008 folgte dann der Umzug in das Untergeschoss des Kirchgemeindehauses im Spiegel. Skeptische Stimmen befürchteten, dass das Ladenlokal im Untergeschoss ohne Schaufenster keine Zukunft habe. Das Gegenteil war vorerst der Fall, die Verkaufszahlen stiegen an, und die rund 15 Mitarbeiterinnen waren top motiviert. Die Produkte befinden sich hier zwar in einem kleinen Verkaufs-Lagerraum, die Verkaufsfläche wird jedoch während den Öffnungszeiten auf die Vorräume ausgeweitet, sodass ein ansprechender und grosszügiger Ladenraum entsteht.
«Leider war der Umsatz in den letzten Jahren rückläufig», räumt Rosemarie Bonjour ein, die seit 25 Jahren zu den engagierten Betreiberinnen gehört. «Es ist ein frustrierendes Gefühl, an einem Samstagvormittag den Laden zu hüten, und es kommen bestenfalls drei Personen vorbei», veranschaulicht Brigitte Ritschard. Gründe für den Rückgang sehen die Frauen vor allem im veränderten Einkaufsverhalten der Kundschaft. Mittlerweile können in jedem Grossverteiler Fairtrade-Produkte gekauft werden. Grundsätzlich werde das Umfeld für kleinere Claro-Läden schwieriger, von einem Trend könne aber nicht gesprochen werden. Dem Könizer oder Belper «Claro-
Laden» gehe es beispielsweise gut.
Kein Lohn, dafür Spende
Jede der langjährigen Mitarbeiterinnen – ja, es sind ausschliesslich Frauen, die diesen ehrenamtlichen und unentgeltlichen Einsatz leisten – arbeitet pro Jahr rund 100 Stunden. Dazu gehöre der Einkauf und Verkauf, die Buchhaltung sowie Teilnahme an Sitzungen und Weiterbildungen. Als Entschädigung erhalten sie jeweils einen Gutschein, mit dem sie Waren im «Claro-Laden» beziehen können. «Wir sind bald unsere besten Kundinnen», schmunzeln die drei. Es ist jedoch nicht so, dass kein Gewinn aus dem Verkauf der Claro-Produkte, die von der zentralen Claro-Einkaufsstelle in Orpund bezogen werden, erwirtschaftet würde. «Wir schlagen eine festgelegte Marge auf den Einkaufspreis», so Rosemarie Bonjour.
Dieser Gewinn von bis zu 7000 Franken im Jahr komme verschiedenen Hilfsprojekten zugute. Die Empfänger werden von der Betreiberinnengruppe gemeinsam ausgewählt. «Es sind bekannte, seriöse Hilfswerke oder auch kleinere Projekte, die wir persönlich kennen und unterstützen wollen.» Statt direkt zu spenden, werde ihr Lohn quasi weiterverteilt.