Wussten Sie, dass der markante Sprungturm im Schwimmbad Weiermatt von 1967 in Form eines K – für Köniz gebaut wurde? Und Anfang der 60er-Jahre der Bau der drei markanten Wohnhochhäuser aus rotem Backstein an der Holligenstrasse die bauliche Verschmelzung von Bern und Köniz zementierte? Dies nur zwei Beispiele aus dem neuen Köniz-Führer.
Städtisch und ländlich
Das Spannungsfeld zwischen ländlich und städtisch geprägten Gebieten zeigt sich in der vielfältigen Baukultur der Gemeinde mit ihren unterschiedlichen Bautypen. Brücken, Kirchen, die «Idealstadt Schliern», das Gymnasium Lerbermatt, das Schloss Köniz, das Richtstrahlzentrum Ulmizberg, der Landsitz Morrillon und die Gurten-Brauerei, sind – neben weiteren Objekten – im Band ausführlich beschrieben. Sie erzählen Geschichten aus der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung von Köniz zu einer der grössten Agglomerationsgemeinden der Schweiz, die im Jahr 2012 mit dem Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet wurde. Autorinnen des sorgfältig erarbeiteten und mit vielen Fotos versehenen Führers sind die Architektin Christina Haas und die Architekturhistorikerinnen Hanna Wälti sowie Anne-Catherine Schröter. Seit Juni 2021 leiten Anne-Catherine Schröter und Architekturhistoriker Raphael Sollberger im Co-Präsidium die Regionalgruppe Bern Mittelland des Berner Heimatschutzes. Gemeinsam haben sie die neue Reihe aufgebaut. «Die Entstehung der Buchreihe hat einen praktischen Grund. Seit 2019 bieten wir Führungen durch Bümpliz an. Der Führer dazu ist vergriffen. Anstatt einen unveränderten Nachdruck aufzulegen, hatten wir die Idee, das Thema auf weitere Gemeinden der Region auszudehnen und eine Buchreihe zu erarbeiten», erklärt Sollberger das ambitiöse Projektziel. Bereits nächstes Jahr erscheinen zwei weitere Führer, einer zu Bümpliz-Bethlehem, der andere über die Gemeinde Mühleberg. «Wir haben noch Themen für weitere Bände, sind natürlich auch dankbar, wenn andere Institutionen mit Ideen an uns herantreten», sagt Schröter.
Trams & Busse
Der Führer «Trams & Busse der Stiftung BERNMOBIL historique» befasst sich mit dem rollenden Kulturgut der Städtischen Verkehrsbetriebe. Die Autoren Tim Hellstern und Kurt Balsiger porträtieren im reich bebilderten Büchlein die historischen Fahrzeuge, die durch die Stiftung betreut werden. Auch Infrastrukturbauten wie Depots, Haltestellen und Wartehäuschen werden beschrieben. Die Stiftung pflegt und betreibt rund 20 historische Trams und Busse. «Das ist eine vielschichtige Herausforderung. So ist beispielsweise neben der Kenntnis der alten Technik auch die Unterbringung ein Knackpunkt. Schon nur die Garagierung kostet uns mehr, als wir mit den Fahrten einnehmen. Wir sind daher auf die Unterstützung durch BERNMOBIL und Spenden angewiesen», betont Hell-stern, der beruflich als Konservator-Restaurator beim Museum für Kommunikation arbeitet und sich ehrenamtlich für die Stiftung engagiert. Er betreut da auch das Dampftram, das bereits 1894 an der Endstation Wabern Könizer Gemeindegebiet erschloss. Doch die dafür beschafften Fahrzeuge sind oft kurzlebiger als Gebäude. Meist verschwinden sie unbemerkt aus dem Alltag und damit ein wichtiges Stück Sozial- und Technikgeschichte.
Erfolgreiche «ArchitekTour»
Mit der Koproduktion «ArchitekTour» der Stiftung BERNMOBIL historique und des Berner Heimatschutzes wird der Zusammenhang zwischen Mobilitäts- und Baugeschichte wörtlich erfahrbar. Während den dreistündigen Führungen durch Köniz oder Bümpliz mit dem legendären FBW-Unterflurbus (Jg. 1965) hält man bei einigen Bauobjekten, wo Architekturhistoriker das Wissen dazu vermitteln. «Bislang war jede Fahrt ausverkauft. Aufgrund der grossen Nachfrage bieten wir im Oktober noch weitere Fahrten an», sagt Hellstern. «Wir leisten diese Arbeit gerne, denn es macht immer wieder Freude, wenn wir bei den verschiedenen Generationen Erinnerungen hervorrufen können: Das Klappern der Trittbretter, die Kunstledersitze oder das Schild ‹Es ist unklug, während der Fahrt mit dem Chauffeur zu sprechen›,» schildert Hellstern.
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