Beschlossen aber noch nicht akzeptiert

Beschlossen aber noch nicht akzeptiert

Es war der Gang in die Höhle der Löwen für Gemeinderat Hansueli Pestalozzi (Grüne). Er stellte sich an einem Podium den kritischen Stimmen des Gewerbes zum geplanten Eingliedern der Grünpflege in die Gemeindebetriebe.

Seine Teilnahme rechneten ihm die Gewerbler hoch an. «Ich schätze seine Anwesenheit, so können wir miteinander die Positionen anschauen», unterstrich Thomas Balmer, Präsident des Berner KMU, anfangs der Podiumsdiskussion. Tobias Meyer von «Bill + Meyer Gärten» sowie Beat Haari, FDP-Parlamentarier und Mitglied der Adolf Künzi AG, brachten ohne Umschweife ihre Bedenken zu «Grün Köniz» zum Ausdruck. «Die Zahlen, die aufgrund einer Expertise einer beauftragten Firma aussagen, dass man Geld spare, sind Prognosen. Deshalb könnte es auch gerade so gut sein, dass es am Schluss nicht eine Einsparung von 20% bedeutet, sondern sogar eine Teuerung in dieser Grössenordnung», gab Haari zu bedenken. Ob die Berechnungen stimmen und es wirklich günstiger wird, wenn die Gemeinde die Parkanlagen und Friedhöfe in Eigenregie pflegt, bezweifelt auch Meyer und sagt dazu: «Wie beispielsweise die rund 16’000 Arbeitsstunden zustande kommen, das müssen wir einfach mal so glauben. Bei der Baumpflege spricht man von 2300 Stunden, die weiterhin extern vergeben werden. Wenn wir diese aber gegenrechnen, ergibt das einen Stundenansatz von 51,20 Franken. Im Markt sind das aber eher um die 90 Franken. Das ergibt einen Fehlbetrag von rund 90’000 Franken.» Pestalozzi hörte hin und verteidigte die Annahmen, welche die Firma «Cleangreen Consulting» im Auftrag der Gemeinde getroffen hat. «Pro Baum sind 55 Franken eingesetzt, das ist ein Marktpreis», entgegnete er etwa. Zusehends drohten die Zahlenbeispiele die anwesenden Gewerbler ein wenig abzuhängen, als Pestalozzi schliesslich sagte: «Es ist zu einem Experten- und Zahlenstreit ausgeartet. Man kann immer unterschiedlicher Meinung sein, den Berechnungen einer solch erfahrenen Firma vertrauen wir.» Es gab jedoch noch weitere Kritikpunkte, welche die beiden neben der Zahlenstaplerei ins Feld führten. Die besondere Herausforderung an die Mitarbeitenden etwa, um die sensible Arbeit auf den Friedhöfen zu meistern, «solche Angestellte findet man nicht einfach so am Markt», weiss Meyer. Hier bietet Pestalozzi Hand und will die ortsansässigen Gärtner für «Grün Köniz» berücksichtigen.

Besonders störend empfanden die Betroffenen vor allem die Kommunikation. Spät erfuhren sie vom Vorhaben der Gemeinde. «Ich hätte mir gewünscht, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, sondern den Dialog mit der Gemeinde führen zu können. Sicherlich hätten wir Sparlösungen gefunden, wir kennen ja die einzelnen Bereiche bestens», kritisierte Meyer. «Ihr hättet auch immer zu uns kommen können», entgegnete der Gemeinderat.
Verlassen wir die Details und die Kommunikation. Was der Anlass aufzeigte, war ein geeintes KMU Köniz, dass sich ganz grundsätzlich daran stört, wenn der Staat in die Privatwirtschaft eingreift, statt sie zu unterstützen. Ein Thema, das wohl in einem grössen Kontext diskutiert werden muss. Für «Grün Köniz» aber ändert das herzlich wenig. Das Vorhaben ist beschlossen, nur nicht von allen akzeptiert.

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