Bösingen nimmt Asylsuchende auf

Bösingen nimmt Asylsuchende auf

Seit Ende Oktober beherbergt Bösingen in der Zivilschutzanlage Asylsuchende aus Eritrea, Syrien, Afghanistan und dem Irak. In den kommenden Wochen sollen darin bis zu 50 Männer Platz finden. Der Staatsrat von Freiburg und die Gemeinde Bösingen informierten die Bevölkerung vorgängig über die Situation.

Rund 150 Personen besuchten den Info-Anlass in der Aula des Schulhauses Bösingen, die damit übervoll war. Die anwesenden Politiker betonten allesamt die humanitäre Tradition der Schweiz, schutzbedürftige Menschen aufzunehmen. «Es handelt sich um Menschen, die im Krieg waren und die hier Schutz suchen», sagte Anne-Claude Demierre, Direktorin für Gesundheit und Soziales Kanton Freiburg, eindringlich. «Vergessen Sie die menschlichen Schicksale hinter den Zahlen nicht!», so ihr Appell. Man müsse aber auch die Befürchtungen der Bevölkerung ernst nehmen, waren sich die Referenten einig. Um Brücken zu bauen, schlug Demierre vor, auf die Asylsuchenden zuzugehen und diese Menschen besser kennenzulernen. Denn: «Vor allem Unbekanntes bereitet Angst und Sorgen.»
Die rund 50 Männer stammen aus Eritrea, Syrien, Afghanistan und dem Irak. «Familien
werden keine aufgenommen, da die Zivilschutzanlage unterirdisch ist», erklärte Louis Casali, Amman der Gemeinde Bösingen. Es bestünde aber auch die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt Frauen aufzunehmen. Bei der Anlage handelt es sich um eine provisorische Unterkunft, die Asylsuchende aus einem Bundeszentrum aufnimmt. Damit gibt es im Kanton Freiburg acht solcher Erstaufnahmeunterkünfte, welche Platz für insgesamt
521 Personen bieten.

«Alles ganz schnell gegangen»
Die Anzahl Asylsuchender, die ein Kanton aufnehmen muss, ist
abhängig von den Flüchtlingsströmen. «Derzeit findet eine grosse weltweite Migrationskrise statt», betonte Beat Vonlanthen, Volkswirtschaftsdirektor Kanton Freiburg. Die Zahl der Asylbewerber steige von Tag zu Tag. Als der Gemeinderat Bösingen diesen Sommer beschloss, in der Zivilschutzanlage Asylsuchende aufzunehmen, war noch unklar, wann dies der Fall sein würde. «Dann ging plötzlich alles ganz schnell», offenbarte Louis Casali. Dies sei aber auch positiv, da die Anlage neben dem Schulhaus in den Herbstferien eröffnet werden konnte. Wie lange die Asylunterkunft bestehen bleibt, ist offen, «sicher mindestens ein Jahr», so Staatsrätin Anne-Claude
Demierre.

Private Organisation zuständig
Zuständig für die Asylsuchenden ist das private Unternehmen ORS Service. Dabei handelt es sich um eine auf Betreuung und Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen spezialisierte Organisation, die 1992 gegründet wurde. Zurzeit sind 500 Mitarbeitende für rund 5000 Asylsuchende verantwortlich. Für den Kanton Freiburg ist die ORS seit sieben Jahren zuständig. Sie stellt die medizinische Grundversorgung und Verpflegung sicher. Drei Mal wöchentlich findet ein Deutschkurs statt. «Um dem Tag eine Struktur zu geben, werden Beschäftigungsprogramme angeboten», erläuterte ORS-Direktor Stefan Moll Thissen, «beispielsweise wird in Freiburg eine Velo-Werkstatt betrieben.» Zudem gebe es im Zentrum in Bösingen beispielsweise einen Pingpong-Tisch oder einen Fernseher.
Die Bewohner sind verpflichtet, sich an die Hausordnung zu halten, die Haus- und Unterhaltsarbeiten umfasst. Es werde aber sicher auch Langeweile herrschen, stellte er klar. «Eine Betreuungsperson ist sieben Tage und während 24 Stunden vor Ort», beruhigte er die Anwesenden. Zudem gebe es eine 24-Stunden-Notfall-Nummer (Tel. 026 496 13 34), welche die Bevölkerung bei Problemen wählen kann, aber auch dann, wenn sie helfen möchte. Denn die ORS ist interessiert, gemeinsam mit Anwohnern weitere Beschäftigungsprogramme anzubieten. Wie dies aussehen könnte, erzählte Nelly Lindemann, die der Kontaktgruppe Düdingen angehört. Diese organisiert Veranstaltungen im Durchgangszentrum Düdingen. «Güezli backen, picknicken am See, wandern oder gemeinsam ein Fest durchführen – mit solchen und weiteren Aktivitäten wollen wir dazu beitragen, die Zeit des Wartens der Asylsuchenden zu verkürzen», erklärte sie ihr Engagement.

Keine Kosten für Gemeinde
Der Gemeinde entstehen keine Betreuungskosten, dafür ist der Kanton Freiburg zuständig. Dieser zahlt der Gemeinde zudem Miete. Und Bösingen profitiert insofern, dass das Gewerbe vor Ort bei der Verpflegung und Betreuung bevorzugt wird.

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