Dieses Jubiläum steht für eine Tradition, die langsam ausstirbt. Nur noch ein halbes Dutzend solcher Märkte gibt es in der Schweiz. Und das bedauern die angereisten Jägerinnen und Jäger.
Naturprodukt
Denn im Gegensatz zu den gezüchteten Pelztieren, die tierschutzwidrig vor sich hinvegetieren, sind die geschossenen Tiere auf dem Pelzfellmarkt in St. Antoni nicht nur leidlos gestorben, sondern auch ein reines Naturprodukt. «Es ist nachhaltig, wenn wir die geschossenen Tiere auch wirklich verwerten», unterstreicht Fredi Michel. Der Jäger aus Riffenmatt hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Fuchsjagd und ergänzt: «Die Bevölkerung soll auf uns zukommen, wir erklären gerne, was wir tun und weshalb wir das tun.» Ein anderer Jäger aus Riggisberg meint: «Ich wünschte mir, es gäbe ein Label auf Jagderzeugnisse aus hiesiger Jagd.» Rudolf Böhlen hat mit dieser Aussage auch die vielen Kleider und Schuhe im Kopf, die noch heute mit Pelz oder Pelzimitat bestückt werden, und sieht hier eine optimale und regionale Verwendung der geschossenen Tiere.
Soweit so gut. Nur: Weshalb werden die Tiere überhaupt geschossen? Christian Pfeuti ist seit 43 Jahren Jäger, freiwilliger Jagdaufseher und damit eine wichtige Stütze des Wildhüters. Oft rückt er aus, um Unfalltiere oder kranke Wildtiere zu erlösen. «Wir jagen aber auch für die Land- und Forstwirtschaft, damit die Bestände ausgeglichen sind», erklärt er die Funktion der Jäger und damit auch, weshalb es nach wie vor einen kantonalen Jagdauftrag gibt; es geht darum, ein Gleichgewicht in der Biodiversität und in der Koexistenz zwischen Mensch und Tier zu schaffen.
Der Fuchs
Bestes Beispiel dafür ist der Fuchs. Einerseits sind nach Schätzungen der Jäger etwa 20% der Füchse an Staupe oder Räude erkrankt und, ehe sie qualvoll daran sterben, werden sie erlöst. Anderseits erobern die Füchse nach und nach die Städte. «Hier finden sie einfach Nahrung oder werden sogar gefüttert», erzählt Anton Baeriswyl, der Präsident vom Jagdschutzverein Hubertus Sense. Jäger dämmen dieses Phänomen ein und arbeiten damit auch gegen die Seuchengefahr. Raubtiere darf man in der Schweiz nicht essen, aus diesem Grund soll der Rest der Tiere möglichst verwertet werden können, unterstreicht Jäger Marcel Bächler.
Pelzmarkt
In St. Antoni hängen 189 Fuchsfelle zum Verkauf. Rundherum weitere Felle anderer Tiere und kulinarische Produkte aus der regionalen Jagd. Und die Anzahl der Fuchsfelle ist abnehmend. Den Grund erklären die Jäger aus dem benachbarten Greyerz: «Vor 10 Jahren erhielten wir noch 20 bis 25 Franken pro Fell; heute sind es gerade noch 5 bis 6 Franken.» Nur eine Stunde nach dem Konzert der Jagdhornbläser zum Jubiläum des Pelzfellmarktes entsteht eine neue Harmonie. Die der anwesenden Jägerinnen und Jäger. Denen, die nicht der Preise wegen auf die Pirsch gehen, sondern aus Verantwortung der Biodiversität gegenüber. «Die Jagd vor der Haustüre wird immer wichtiger», resümiert Marcel Bächler und meint deshalb: «Die Fuchsjagd ist meine liebste Jagd.»
Fell über die Ohren ziehen
So erhält der Spruch, jemandem das Fell über die Ohren ziehen, im Zusammenhang mit der Jagd eine andere Bedeutung: Beim Fuchs und den anderen Raubtieren soll das Fell verwertet werden, damit ein Naturprodukt aus regionaler Jagd entsteht. Keine barbarische Aktion, sondern die logische Folge aus einer Jagd, die versucht, ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier zu schaffen. Nur braucht es hierzu Pelzmärkte. So wie in St. Antoni. Einer der letzten Pelzfellmärkte der Schweiz.