So sehr, dass das Parlament die damit verbundene Änderung im Bildungsreglement nach langer Debatte an den Gemeinderat zurückwies. «Die Thematik begleitet mich, seit ich im Gemeinderat bin», verweist Thomas Brönimann (GLP) auf eine siebenjährige Zeit. Mit einem brennenden Plädoyer setzte er sich für eine Entscheidung ein. «Wir hätten wichtigere Themen zu behandeln. Aber es gibt hier ein paar Praktiker im Raum, die glauben, nach dem Wahlkampf ginge es einfacher», stellt er fest.
Verzögerung wegen Wahlen?
Eine Kritik, die sich an jene richtet, welche die vorhandenen Unterlagen als lückenhaft bezeichneten. Parallel zur Abschaffung der Spez-Sek an der Lerbermatt soll nämlich das gymnasiale Angebot an den Oberstufen verstärkt werden. Wie das gehen soll, das sollten die Unterlagen des Gemeinderats aufzeigen. «Die beiden Möglichkeiten parallel sind zu viele Modelle. Die Lerbermatt bewirkt eine Verzettelung und erschwert ein entsprechendes Angebot in der Gemeinde unnötig», resümiert Casimir von Arx (GLP). Aber die Spez-Sek an den Oberstufen sei noch «zu wenig ausgearbeitet», befindet auch Dominique Bühler (Grüne), die im Namen der Geschäftsprüfungskommission sprach. Mit 23 zu 12 Stimmen wies eine Mehrheit das Geschäft zurück. Eine Verzögerung aufgrund der Wahlen aus Sicht von Brönnimann, denn «die Grundlagen sind da und das Parlament kann die Reglemente selber anpassen», beurteilt er die Situation.
Eine Kerzenaktion
Für manch Parlamentarierin oder Parlamentarier bestanden die Ausbauvorschläge zu stark aus «Annahmen und zuwenig aus Massnahmen», wie es Christina Aebischer (Grüne) bezeichnet; oder wie es Erica Kobel (FDP) sagt: «Es herrscht gähnende Leere.» Für sie jedoch, im Gegensatz zu den Grünen und der Mitte-Fraktion, ein Grund, an der Lerbermatt festzuhalten. «Sie ist ein Erfolgsmodell und ein Standortvorteil, der die Gemeinde attraktiv macht», meint sie und stellte sich gegen eine Abschaffung. Sie ist damit nicht allein. Am Eingang brennen rund 200 Kerzen mit Namen all jener Personen darauf, die sich für den Erhalt des Angebots an der Lerbermatt stark machen. Hinter dem Kerzentisch steht die junge Frau Charlotte Duda und setzt sich für den Fortbestand ein, indem sie sagt: «Ich finde das Angebot sehr wertvoll, es ermöglicht eine schrittweise Annäherung an den gymnasialen Betrieb.» Aus Sicht von Vanda Descombes (SP) jedoch kein Argument, dass die Lerbermatt nur für sich beanspruchen kann. «Wir wollen ein Schulmodell, das durchlässig für alle Niveaus ist. Wir brauchen nicht viele Modelle, sondern gute Lehrer», fasst sie zusammen und setzt sich für eine rasche Umsetzung ein, mit einem möglichen Start im Jahr 2024.
Finanzen (k)ein Argument
Gar nicht auf diese Debatte eingehen wollte anfänglich die SVP. «Das Volk soll entscheiden. Wir haben schon immer diese Haltung vertreten und bleiben dabei», stellt David Burren einen Delegationsantrag. Die anderen Parteien verwarfen diese Idee jedoch und nahmen sich für eine Lösung dieser langanhaltenden Debatte in die Pflicht. Die SVP stellt sich, neben der FDP und einigen Exponenten der Mitte, gegen die Abschaffung der Lerbermatt. «Wieso soll dieses beliebte Angebot nicht bestehen dürfen? Zudem brauchen die neuen Angebote zusätzliche Gelder, man würde also nichts einsparen», ermahnt er. Für die Stärkung der Spez-Sek wären zusätzliche Räumlichkeiten vonnöten und damit dürften Zusatzkosten fällig werden.
Parlamentarier, welche die Spez-Sek Lerbermatt abschaffen wollen, und jene, die sie erhalten wollen, stehen teilweise Seite an Seite für die Rückweisung. Die Bürgerlichen sehen es als Beerdigung, die Linken befürworten die Stärkung an der Oberstufe. Die Mitte ist grösstenteils ebenfalls für das durchlässige Modell, keineswegs aber geschlossen. Eine heisse Kartoffel, die niemand anfassen will und die womöglich auch mit neuen Parlamentsmitgliedern nicht gleich wieder heiss serviert werden soll. Ja, ein wenig Wahlkampf ist dabei. Viel mehr aber wollen die Befürworter für das Modell an den Oberstufen noch nachbessern, damit das neue Angebot den Weg klarer aufzeigt und damit mehrheitsfähig werden kann. Eines zeigt diese Debatte von links bis rechts in aller Deutlichkeit: Es sind nicht nur die Kerzen, sondern auch die Politikerinnen und Politiker, die für die Bildung brennen.
Sacha Jacqueroud