Der Farbtupfer in der Politik

Der Farbtupfer in der Politik

Er ist der Dienstälteste in der Regierung. Knapp ein Jahr vor den Gesamterneuerungswahlen in Köniz nimmt er den Hut. Oder besser die farbenfrohen Bilder und Skulpturen aus seinem Büro. Ein wortgewandter Mann mit einem Herz, dessen Rhetorik oft zugunsten des Schulhausbaus Anwendung fand.

Zuunterst im Gemeindehaus ändert sich das Bild. Ton in Ton führt der Gang zu einem unscheinbaren Büro. Doch dahinter spielt die Musik. Eine Beschwingte, eine Rhythmische, eine Heitere. Sie spielt das Lied eines Mannes, der den Anzug lieber gegen ein farbenfrohes Hemd eintauscht und dessen Lockenkopf an einen Freidenker erinnert. Stattdessen schlägt er sich mit Sicherheitsfragen und Immobilien herum. Er ist der Direktionsvorsteher für Sicherheit und Liegenschaften.

Gebildeter Bildungspolitiker
Doch das war nicht immer so. In der ersten Legislatur übernahm er die Direktion für Bildung und Soziales. «Das war ein Traumjob mit einem tollen Team», schwärmt er. Das kommt nicht von ungefähr. Den Juristen trieb es nämlich nach dem Studium nicht etwa in eine Anwaltskanzlei, sondern ins Schulwesen. Nach einem weiteren Studium unterrichtete er als Gymnasiallehrer und Berufsschullehrer. Zuletzt war er Studiengangsleiter für Schulleiterinnen und Schulleiter. Bildung als Herzensangelegenheit? Brönnimann nickt: «Wenn ich meine Arbeit zusammenfassen müsste, dann ging es vor allem um Schulhäuser, Schulhäuser und nochmals Schulhäuser. Jedes Jahr haben wir eines eröffnet, erweitert oder neugebaut. Es ist schon eine starke Leistung, was wir alles trotz Finanzknappheit erreicht haben. Oft ist es gelungen, in schwierigen Situationen das Beste herauszuholen.» Hat Köniz deshalb kaum Container als Provisorien, ganz im Gegensatz zu Bern? «Durchaus, ja. Aber mit Blick auf all das, was noch kommen wird, könnte sich das ändern», zeigt er sich besorgt.

Investierender Sparfuchs
Also will er zwei Themen noch in diesem Jahr im Parlament zur Abstimmung bringen: Die Sanierung des Oberstufenzentrums (OZK) und die Immobilienstrategie. Letzteres würde seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger einiges erleichtern. «Wir haben grosse Dinge ohne flankierende Massnahmen in trockene Tücher gebracht, Grundstücke gekauft, um den Schulraum erweitern zu können, oder Schlüsselparzellen an Knotenpunkten. Doch dazu braucht es zukünftig Leitplanken; ein Gesamtbild statt vieler einzelner Punkte. Es geht um den Grundsatz, dass wir in eigenen Gebäuden sind. Wie viel Platz brauchen wir? Nach welchen Standards bauen wir?» All sein Schaffen kommt hier zusammen. Die Immobilienstrategie wird zum wichtigen Planungsinstrument für die Zukunft. Finanziell hat sich die Lage ja etwas entspannt in den letzten zwei Jahren, ist das hilfreich? Ja und Nein. «Man darf nicht einfach das Sparen vergessen. Finanziell gute Zeiten sind gefährlich. Es geht darum, sich nicht wieder in eine schlechte Situation zu manövrieren.» Und schon wendet sich das Gespräch einem anderen Thema zu, das neben den Schulhäusern die elf Jahre im Gemeinderat prägt: Sparen. «In meinen ersten vier Jahren haben wir begonnen zu sparen. Und damit gewinnt man keinen Beliebtheitspreis. Vielleicht ist dies auch gelungen, weil einige Gemeinderäte nicht mehr antraten. Es war ein hartes Sparpaket, an dem auch Annemarie Berlinger festhielt. Nur sparen allein genügte nicht. Wir mussten eine Steuererhöhung erreichen, um das strukturelle Defizit abzuwenden. Man wird nicht gewählt, um zu sparen, sondern um etwas zu gestalten. Aber die Finanzen müssen im Lot sein und dem muss man Sorge tragen. Im Parlament und im Gemeinderat.»

Dankbarer Denker
Investieren trotz Sparmassnahmen, in diesem Spannungsfeld hat Brönnimann manövriert. Viel manövriert, vom Schulhaus Morillon zu strategischen Käufen für Erweiterungen bis zu seiner Mithilfe, damit die neue Zukunft des Schlosses auf gutem Weg ist. Doch der Gemeinderat hat nicht nur ein farbiges Büro, sondern auch ein farbiges Team. «Mein grösstes Glück war es stets, dass ich mich auf hervorragende Mitarbeitende verlassen konnte. Sie stehen oft im Hintergrund, sind aber diejenigen, welche einem Projekt jeweils zum Durchbruch verhelfen. Es sind viele Menschen, denen ich nach diesen elf Jahren Danke sagen möchte. In meiner Direktion wartet ein tolles Team auf die Weiterarbeit.» Es sind keine Floskeln, die Brönnimann herunterbetet. Namen und Hinweise auf Mitarbeitende flechtet er in jede Erzählung mit ein. Seine Wehmut, diese Menschen zu verlassen, ist spürbar. Doch noch sind es ein paar Monate bis dahin. In dieser Zeit will er mit voller Kraft dafür Sorgen, seine beiden letzten Projekte, OZK und Immobilienstrategie, noch einzuleiten.

Und dann? «Ich werde wieder zurück in die Bildung gehen», verrät Thomas Brönnimann. Überraschend ist dies nicht. Köniz verliert einen versierten Politiker, der gerne auch mal ein wenig anders dachte und agierte. Doch dieser Farbtupfer bleibt zumindest dem Grossrat erhalten. Dieses Mandat will er fortführen, zumal er im kantonalen Parlament ja auch in der Geschäftsprüfungskommission ist. Und was sagt er seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger im Gemeinderat? «Ein ausgewogener Gemeinderat ist wichtig für Köniz. Es ist eine Stärke der Gemeinde, wenn es zu keiner Blockbildung kommt.» Also auch hier: viel Farbe. Und mit Thomas Brönnimann geht einer, der in sich selbst gleich mehrere Farben trug: Er ist und bleibt der Farbtupfer in der Politik.

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