«Der Hund ist der beste Coach»

«Der Hund ist der beste Coach»

Sitz, Platz, Fuss! Diese Befehle sind in Beatrice Schafers Hundeschule nur der Anfang. Der Ueberstorfer Hundecoach verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Lernen soll nicht nur der Hund, sondern vor allem der Mensch.

Der beste Freund des Menschen. Das sei er, der Hund. So heisst es. Eine Freundschaft, die aber auch gestört sein kann. Ein Beispiel aus Beatrice Schafers Arbeitsalltag: Ein Hundehalter kommt mit seinem Vierbeiner nicht mehr zurecht. Dieser verhält sich passiv, sucht die Nähe zum Herrchen nicht mehr. Was ist da los? Der Hund ist nicht das Problem, so viel ist klar. Es stellt sich heraus: Der Halter wurde im Beruf Opfer von Mobbing. Der Hund spürte die negativen Emotionen und zog sich zurück.
So läuft es meistens, wenn sich Beatrice Schafer der Sorgen der Hündeler annimmt: An der Oberfläche steht ein Problem mit dem Hund, doch darunter steckt eine tiefergehende Thematik. Für Beatrice Schafer ist klar: «Der Hund ist wie ein Spiegel.» Mit seinem Verhalten verweise er nicht nur auf unsere Probleme, sondern auch auf unser Potenzial hin. Wir könnten darum viel von den Vierbeinern lernen: «Eigentlich ist der Hund der beste Coach.»

Hilfe für Führungskräfte
Beatrice Schafer deckt die Probleme in der Beziehung ‹Mensch-Hund› auf, entwickelt Lösungen mit den Kunden. Was dabei im Vordergrund steht: Beobachten. Auf keinen Fall presche sie mit Ratschlägen vor. Zuerst gelte es, das Verhalten des Hundes genau zu beobachten. Und auch dann füllt sie ihre Kunden nicht einfach mit Anweisungen ab. Ganz im Gengenteil: «Im Idealfall kommt der Hundehalter selber auf die Lösung.» Mit gezielten Fragetechniken bringt sie ihre Kunden auf die richtige Spur, lässt sie verschiedene Sichtweisen auf das Problem einnehmen.
Beatrice Schafer hilft jedoch nicht nur verzweifelten Hundehaltern, sondern allen, die über den Hund mehr von sich erfahren wollen. Zum Beispiel reflektiert sie mit Führungskräften deren Handeln über den Hund. Am Anfang stehe etwa die Frage: Was für eine Leine benützt jemand? Lang, kurz oder vielleicht gar keine? Halten Vorgesetzte ihren Hund an der kurzen Leine, gehe das nicht selten damit einher, dass sie auch den Mitarbeitern kaum Freiraum für eigenbestimmtes Handeln liessen.

Der andere Ansatz
Neben der persönlichen Begleitung für Hundehalter betreibt Beatrice Schafer ihre eigene Hundeschule. Die obligatorischen Hundehalterkurse in Theorie und Praxis können bei ihr besucht werden. Auch hier verfolgt die umtriebige Überstorferin ihren eigenen Ansatz: Sie biete eine ganzheitliche Ausbildung, die weit mehr umfasse als die üblichen Befehle ‹Sitz, Platz und Fuss›. Mit den herkömmlichen Hundekursen hat sie negative Erfahrungen gemacht: Ihre Hündin Gioia, ein Labrador-Bordermischling, sei in der Welpenspielgruppe völlig unter die Räder geraten: «Am Schluss hatte ich einen Hund, der sich gegenüber anderen Hunden aggressiv verhielt.» Spätestens da habe sie gemerkt: «Es muss einen anderen Ansatz geben.» Gefunden hat Beatrice Schafer diesen bei einer Hundetrainerin im bündnerischen Maienfeld: Den systemisch-lösungsorientierten Ansatz. Dort machte sie das Diplom zur pädagogischen Hundetrainerin. Später folgten Weiterbildungen – etwa zur Tierpsychologin. Zu herkömmlichen Konzepten unterscheidet sich ihres etwa darin, dass sie jeden Hund als individuelles Wesen begreift: «Es ist eben nicht für jeden Welpen das Richtige, ihn ohne Begleitung mit einem Haufen anderer Welpen herumtollen zu lassen.»

«Die Jüngste in allem»
Obwohl Beatrice Schafer von Kind auf von Hunden fasziniert war, zog es sie beruflich zunächst in andere Richtungen. Nach einer Coiffeur-Lehre mit Berufsmaturität absolvierte sie die Polizeischule und arbeitete mehrere Jahre als Polizistin. Der Traum von der Selbstständigkeit, der war schon damals geboren. Nach einer mehrmonatigen Auszeit im 2012 in Skandinavien war für sie klar: «Jetzt ist die Zeit reif, mich selbstständig zu machen.» Dank der vielen beruflichen Wechsel hat sich Beatrice Schafer neben dem Job als Hundetrainerin ein weiteres Standbein geschaffen: Sie begleitet Menschen in Veränderungsprozessen und bietet hochsensiblen und vielbegabten Menschen Unterstützung an. Dafür bildet sie sich zurzeit als betriebliche Mentorin weiter. Ein ausgefülltes Leben – trotz ihrer erst 33 Jahre. Beatrice Schafer weiss das und lacht: «Bei allem, was ich mache, bin ich fast immer die Jüngste.»

Marc Perler

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