1955 ist er geboren und, zusammen mit zwei Brüdern und einer Schwester, auf einem Bauernhof in Tromwil/Rüeggisberg aufgewachsen. Die schulischen Hürden für seinen Traumberuf, den Tierarzt, waren zu hoch. Deshalb machte er die zweijährige landwirtschaftliche Ausbildung. Vor dem Eintritt in die Rekrutenschule absolvierte er in Bern eine Handelsschule und arbeitete in einer Sägerei und einem Baugeschäft. Im Militär wurde er gegen seine Pläne Korporal und, weil er keine halben Sachen mag, machte er gleich mit dem Feldwebel weiter. 1983 bis 2001 war er Sektionschef in der Gemeinde Rüeggisberg. Die Aufhebung der Sektionen versagte ihm das zwanzigste Jahr, was ihn bis heute wurmt. In der Gemeinde war er auch Ortsquartiermeister.
Mit 24 hatte Trachsel eine Stelle als Magaziner bei der Landwirtschaftlichen Genossenschaft in Rüeggisberg gefunden. Nach acht Jahren übernahm er eine 80%-Stelle als Friedhofsgärtner und Sigrist. Fast 700 Beerdigungen hat er in den 32 Jahren im Amt mitgemacht. «Es war kein Schoggijob, oft ging mir die Arbeit nahe», resümiert er. Besonders schwer fielen ihm Bestattungen von kleinen Kindern oder Kollegen. Wichtig war ihm der stets korrekte und flexible Umgang mit den Menschen. Sein Rezept: «Man muss offen sein und mit Menschen umgehen können, seien sie reich oder arm, jung oder alt.»
«Bei der Kirche wie auch bei der Gemeinde hatte ich gute Vorgesetzte», erzählt Trachsel. «Die Zeit konnte ich selber einteilen, die Arbeit musste einfach gemacht sein.» Der Sonntag-Vormittag war reserviert für die Predigt. Dafür hielt er sich nach Möglichkeit den Mittwoch-Nachmittag für die Familie frei. Seine Frau Katharina ging ihm bei den Putzarbeiten in der Kirche zur Hand. 1980 hatten die beiden geheiratet, und bald darauf kamen eine Tochter und ein Sohn zur Welt. «Eine Familie mit dem Teilzeitpensum durchzubringen war knapp», erzählt er. Deshalb nahm er eine weitere Stelle an, die sich mit der Anstellung bei der Kirche und Gemeinde zeitlich kombinieren liess, und arbeitete als Milchkontrolleur bei der Viehzuchtgenossenschaft. Diese Arbeit macht er bis heute, seine Buchhaltung verzeichnet 91’400 Kontrollen in 34 Jahren.
Dann sind da noch die Pferde: Die Eltern hatten welche auf dem Hof, und irgendwann hat es auch Fritz «den Ärmel reingenommen». Die Pferdezuchtgenossenschaft wählte ihn 1990 als Geschäftsführer, im Herbst steht für ihn bereits die 32. Pferdeschau an. 1992 gründete er mit vier Kollegen die Pferdesportfreunde Rüeggisberg, wo er 10 Jahre Präsident war und 15 Jahre lang OK-Präsident des Festes. Er machte einen Speaker-Kurs und wurde für das Bauernpferderennen in Schwarzenburg angeworben. Trachsel hofft, in diesem Herbst seine 25. Ausgabe nachholen zu können. 1995 durfte er mit der Pferdezuchtgenossenschaft an die BEA in Bern: «Ich wurde danach von der BEA angefragt, ob ich den Arenamanager übernehmen könnte.» Auch dort stünde das 25. Jahr an. Ein weiteres Hobby ist das 300-Meter-Schiessen. 1996 war er OK-Präsident bei der 125-Jahr-Feier der Schützengesellschaft Rüeggisberg und 25 Jahre lang Kassier bei den Gürbeschützen.
Bei all diesen Aktivitäten hat Trachsel nie das Rampenlicht gesucht, sondern seine Kräfte immer in den Dienst der Sache gestellt: «Ich renne nicht voraus, aber ich helfe gerne, soweit ich kann.» Gerne würde er bei der BEA und dem Bauernpferderennen das Viertel-Jahrhundert vollmachen. Er hat aber keine Mühe, zurückzustehen und dem Nachwuchs Platz zu machen: «Wir leben in der Zeit der Veränderung, und neue Ideen sind immer gut.» Seine Pensionierung bedeutet auch nicht, dass er morgens lange im Bett liegen bleibt. Lieber geht er raus in die Natur, um Wild und Vögel zu beobachten.
Eine Anekdote zeigt sein Verhältnis zu runden Zahlen und Zufällen: Eigentlich wollte er am 17. Mai 1980 heiraten, verschob dies aber wegen seines Einsatzes am Fahnenweihschiessen. Der Abschiedsgottesdienst von der Kirche fand im Than-Wald am
5. Juli 2020, seinem 40. Hochzeitstag, statt. Als Überraschung hatte die Kirchgemeinde die einstigen Hochzeitsgäste eingeladen. Um sein Glück abzurunden, schallten die Schüsse des Feldschiessens auf der Egg zum Abschiedsfest in den Than-Wald hinüber, wie eine Erinnerung an die Verschiebung vor 40 Jahren. «Solche Dinge kann man nicht planen», sagt er, mit einem Strahlen im Gesicht.