«Wer kennt es nicht: die ewigen Stunden am Schreibtisch, die man mit Lernen verbringt. Die Zeit scheint endlos zu sein und der Stuhl einfach nicht bequem. Genau bei diesem Problem kann Ihnen Häängs weiterhelfen.» Mit diesen Worten wirbt das Mini-Unternehmen Häängs für ihr Produkt, eine Hängematte für die Füsse. Nicht nur das Produkt selbst macht neugierig, sondern auch die Personen dahinter. Denn das Jungunternehmen besteht aus sechs Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse des Gymnasiums Köniz-Lerbermatt, die das Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht besuchen. Um den Jugendlichen erste praktische Erfahrungen in der Wirtschaftswelt zu vermitteln, führt die Schule regelmässig Projekte durch, bei dem die Jugendlichen mit Unterstützung der Lehrerschaft und der «YES-Company» (siehe Kasten) ein Produkt auf den Markt bringen. Dafür haben die Jugendlichen während eines ganzen Schuljahres Zeit, danach müssen sie ihr Mini-Unternehmen wieder auflösen. Damit die Schüler das Projekt voranbringen können, stellt die Schule wöchentlich ein bis zwei Lektionen zur Verfügung. Diese Zeit reiche aber nicht; «die weiteren Aufgaben erledigen wir dann in der Freizeit», sagt Aurelia Dal Negro, eine der Schülerinnen und Schüler, die bei «Häängs» mitmachen.
Beim Arbeiten entspannen
«Die Hängematte für die Füsse besticht durch Einfachheit», betont Alex Nguyen, ein weiteres Mitglied von «Häängs»: «Die Länge der Schnüre kann individuell verstellt werden. So passt die Hängematte an fast jeden Tisch. Auch die Höhe kann dadurch exakt eingestellt werden.» Das Produkt, welches in den Farben Rot, Blau und Schwarz angeboten werden soll, erhöhe den Komfort beim Sitzen. Dieses soll aber nicht nur für Wohlbefinden sorgen, sondern auch fair hergestellt werden. «Da wir die Hängematten selbst produzieren, sparen wir Transportkosten und können sicher sein, dass gute Arbeitsbedingungen herrschen. Zudem besteht die Fusshängematte aus ökologischen Mitteln», betont die Gruppe. Weshalb die Welt eine Fusshängematte braucht, beantworten die findigen Jugendlichen so: «Wir wollen allen, die stundenlang an einem Schreibtisch sitzen, diese Zeit erleichtern und verschönern.»
Ins kalte Wasser geworfen
Die Schülerinnen und Schüler sind nicht die ersten, die eine solche Hängematte produzieren. «In Japan ist das Produkt bereits vorhanden und sehr gefragt. Diese Marktlücke möchten wir in der Schweiz füllen», erklärt Marija Petruljevi von «Häängs». Ursprünglich hätten sie geplant, selbst Seife herzustellen: «Die Versuche misslangen aber. Wenig später kam einer von uns mit der Idee, eine Fusshängematte herzustellen. Inspiriert wurde er von einer ähnlichen Konstruktion, die er auf 9gag (englischsprachige Online-Plattform mit Bildern und Videos) gesehen hatte.» Sofort seien sie sich einig gewesen: «Das bringen wir auf den Markt.» Das war letzten Herbst. Seither besuchten sie zwei Workshops zum Thema Firmengründung und erstellten ein Firmenporträt, einen Businessplan sowie ein Messekonzept. Die Hängematte stellten sie am 19. Februar an einer Messe in Zürich im Sihlcity erstmals einer grösseren Öffentlichkeit vor. «Wir haben eine erfolgreiche Zeit hinter uns», bilanziert der CEO der Gruppe, Anasi Köchli, und betont, dass sie zu Beginn jedoch schon ins kalte Wasser geworfen wurden. «Vieles mussten wir uns selbst beibringen.» Die Frage nach dem Namen «Häängs» bringt die Gruppe zum Schmunzeln: Das berndeutsche Wort werde oft von Jugendlichen verwendet und bedeute nichts Geringeres als: «Nimm es gelassen und entspann dich. «Also passend für unser Produkt», sind sie sich einig.
Yvonne Mühlematter