«Die müssen reden miteinander»

«Die müssen reden miteinander»

Die Schulen führen in diesem Schuljahr ein ganzjähriges Projekt zur Gewaltprävention durch. Zusammen mit einem spezialisierten Institut, den Lehrpersonen, dem Tagesschul-Team und der Schulsozialarbeit werden alle Stufen miteinbezogen.

Milena Spycher, Schulleitung Tagesschule und Ressort Gesamtschule, spricht von allgemeiner Wichtigkeit der Gemeinschaftsförderung. Die Lehrpersonen besuchten bereits eine Weiterbildung zur Gewaltprävention beim Schweizerischen Institut für Gewaltprävention SIG. Eine aus Teammitgliedern bestehende Steuergruppe entschloss sich dann zu einem vorläufig einjährigen Projekt zur Gewaltprävention. Daran nehmen alle Kinder vom Kindergarten bis zur 9. Klasse teil. Das Kollegium ist überzeugt davon, dass eine früh angesetzte Förderung des friedlichen Zusammenlebens für die Schule einen grossen Gewinn darstellt.

Ziel dieser Förderung ist eine Sicht von aussen und ein dauerndes Dranbleiben und Sensibilisieren zur Verhinderung oder Minimierung von Gewalt. Während der ganzen Schulzeit soll am Thema gewaltfreies Zusammenleben, an gegenseitiger Wertschätzung und am Miteinander gearbeitet werden.

Maus, Wildschwein, Zündhölzli

Erwartungsfroh und «schnatternd» strömen 19 Erst- und Zweitklässler in die Turnhalle. Bänke sind im Halbkreis um ein Podest eines Schwedenkastens aufgestellt, daneben ist eine grosse, runde Plane auf dem Boden ausgebreitet. Schwimmnudeln, ein Bausatz Kapla-Hölzchen und farbige Papierstreifen sind zu sehen. Zudem ein Plakat mit: «Willkommen Herr Pohl». Der SIG-Lehrbeauftragte Carsten Pohl begleitet die Schulkinder der 1.- und 2. Klassen, bietet ihnen in fröhlich-ernster Art einige Spiele an und arbeitet mit Symbolen,  etwa einer Maus: Sie handelt, sucht Lösungen. Eine Schiedsrichterin bzw. ein Schiedsrichter: «Ich schaue auf mich, was macht es mit mir, ich schaue auf mich und dich; Stopp. Halt.» Poldi, ein Plüschwildschwein: Freund, welcher aber manchmal auch nerven kann. Man kann weggehen, es in Ruhe lassen, sich anderen zuwenden. Nicht Opfer sein, sondern handeln. Ein Zündholz mit Gesicht und manchmal mit Feuer: Die Kinder sehen ihm an, wenn es glücklich, «mega glücklich», traurig oder «mega wütend» ist.

Teamerfolg

Was auf dem Bild wie eine Berglandschaft daherkommt, ist eine runde Plane, auf welcher mittig ein Glas Wasser steht. Die Kinder versuchen nun gemeinsam, die Plane hochzuheben und sich mit ihr im Kreis zu drehen, ohne dass das Wasser ausgeschüttet wird. Dazu die Kinder: «Wir haben einander zugerufen und einander angeschaut, alle mussten gleichzeitig aufstehen, wir waren ein Team. Wir sind glücklich, weil es uns gelungen ist.»

Grenzen erspüren

Nun beobachten die Kinder Pohl, wie er sich immer stärker einer Lehrerin nähert. Sie sagt erst Stopp, wenn er ihr auf die Füsse tritt. Die Kinder: «Die Lehrerin hat beim Näherkommen mit den Schultern gezuckt, nicht mehr gelächelt und den Kopf weggedreht, sie hat geblinzelt und den Mund geöffnet.» Die Kinder gehen selbst aufeinander zu, fröhlich-lachend…bis man sich zu nahe kommt. Mit Schwimmnudeln fechten immer zwei Kinder, bis Mimik und Gestik des einen sagt: «Es ist genug!» Pohl spricht darüber, dass die Befindlichkeit zweier Menschen auch deren Nähe und Distanz bestimmt. Wenn jemand wütend auf einen zukomme, habe man früher den Wunsch, auf Distanz zu gehen.

«Hier bin ich, hier bist du»: Die drei Lehrerinnen und Pohl gehen auf die Kinder zu. Jede wird einem farbigen Streifen zugeteilt, den die Kinder dort auf den Boden legen, wo sie Stopp gesagt haben. So ist deutlich zu sehen, dass sich die Nähe zum Kind je nach Lehrerin verändert.

Oder ein anderes Spiel: Pohl und eine Lehrerin möchten mit je sieben Kapla-Hölzchen gemeinsam einen Turm bauen. Sie beginnt. Pohl fährt sie hässig an, sie mache alles falsch, die Lehrerin wehrt sich, die Kinder lachen, bis ein Kind sagt: «Sie haben vorher gar nicht abgemacht, wie Sie den Turm bauen möchten.» Ein anderes merkt an: «Die müssen reden miteinander.» Ein weiteres: «Es können beide Recht haben.» Nun bauen immer zwei Kinder an einem gemeinsamen Turm. Es wird viel gesprochen, geplant, verworfen und wieder aufgebaut. Ein friedliches Aufeinanderhören und Einanderachten.

In dieser Doppellektion ging es um Teambildung und um das Wohlbefinden jedes Einzelnen.Im neu entstehenden Leitbild der Schule Riggisberg steht, passend dazu, unter anderem: «Aufgeschlossen leben – wertschätzend handeln.»

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