Die Weltlage hat Einfluss auf die Regionen

Die Weltlage hat Einfluss auf die Regionen

Über 6000 Kandidierende für 200 Sitze: 141 kandidieren im Kanton Freiburg für 7 Sitze, fast 800 im Kanton Bern für 24 Sitze. Stolze 17 Kandierende für einen der beiden bernischen Ständeratssitze. Und wie schaut es für die Anwärterinnen aus dem Sensebezirk, dem Gantrischgebiet, der Region Laupen oder aus Köniz aus?

«Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast», sagt ein alter Spruch. Doch die Hochrechnungen vor den Wahlen sind gar keine eigentlichen Statistiken und die Auftraggeber die Medien. Die angesagten Gewinne für die SVP, die Mitte und SP sowie die Verluste für die Grünen oder die GLP haben auch hierzulande den Ausgang dominiert. Etwas stabiler gestalten sich die Resultate von FDP, EDU oder EVP. Bei den neuen Parteien überraschte Aufrecht Bern mit einem Achtungserfolg.

Volkspartei mobilisiert besser

Das geht einher mit dem Rechtsrutsch, speziell im Kanton Bern. Viele Leute interessieren sich für mehr Themen und weniger für die Parteien. Vor vier Jahren hatte die SVP mitten im Klimathema ein Mobilisierungsproblem und kaum Lösungsansätze. Heute, wo Konflikte dominieren, sieht das ganz anders aus. Themen wie Sicherheit, Asylwesen und Einwanderung bewegen viele Wählerinnen und Wähler an die Urne. Die SVP musste im Kanton Bern gleich drei Sitze neu besetzen und gewinnt noch einen dazu auf neu acht Sitze. «Ich bin nicht zufrieden», überrascht Thomas Aeschi (Vizepräsident SVP) und erklärt: «Wir haben Massenzuwanderung, Stromknappheit; die Lage ist ernst und das Volk will einen Richtungswechsel.» Gute Nachichten für die Parteimitglieder des Verteilgebiets dieser Zeitung. Während Lars Guggisberg (SVP) ein Glanzresultat erzielt, bleibt die Frage, wer noch dazukommt, zum Zeitpunkt des Drucks dieser Zeitung unklar. Der Riggisberger Hans Jörg Rüegsegger zu seinen Chancen: «Ich trete zum dritten Mal an; es wird eng, könnte aber reichen. Grundsätzlich ist wichtig, dass die SVP als Partei so stark abschneiden kann, damit wir wichtige Themen in Angriff nehmen können.» Auch im Kanton Freiburg legt die SVP um einen Platz zu und stellt neu zwei der sieben Sitze. 

Grün ist nicht mehr so satt

Etwas blasser geworden ist die Farbe Grün. Die GLP kann in Bern keinen zusätzlichen Sitz gewinnen, verteidigt aber ihre drei. Entsprechend zeigt sich Tiana Moser (GLP-Fraktionspräsidentin) nicht all zu enttäuscht: «Längerfristig ändert das wieder; die Plätze in der Parteienlandschaft sind ja gegeben.» Die Sitzverteidigung verpassen die Grünen deutlich. «Das ist eine schlechte Nachricht für den Klimaschutz», sagt Parteipräsident Balthasar Glättli (Grüne). Sie verlieren von vier Sitzen gleich deren zwei. Einer davon wandert wohl zur SP, die auf der linken Seite als einzige Siegerin dasteht und einen Sitz dazugewinnt. Auch bei den Sozialdemokraten gilt: Brennende Themen wie Teuerung oder Wohnungsknappheit und Krankenkassenprämien besorgen das Volk und werden von der SP mehr und klarer bespielt als etwa von den Grünen. «Ich bin enttäuscht über den Rechtsrutsch, das bereitet mir Sorgen», kommentiert Nadine Masshardt (Vizepräsidentin SP). Nicht ganz gereicht hat es für den Waberer David Stampfli (SP), obschon er ein ausserordentlich gutes Resultat erzielt hat.

Fotofinish zwischen Mitte und FDP

Die letzte Legislatur lebte von starken Blöcken, die sich gegenseitig das Leben erschwerten. Ist die neue Ausgangslage nun besser? Danach sieht es nicht aus, wenn man die Polemik am Wahlsonntag bei Gewinnern und Verlierern aufnimmt. Doch genau diese Blockadenlösung wünscht sich das Volk. Die Mitte-Partei hat sich selbst als Lösungsbringerin
positioniert, also auch einem Thema, das die Wählerschaft bewegt. Mit Erfolg. Die Mitte – traditionell stark im Kanton Freiburg – legt schweizweit zu, nicht aber in Bern. Den einzigen Sensler-Sitz verteidigt denn auch Christine Bulliard (Mitte) aus Ueberstorf souverän. Antizyklisch hat das der Kanton Bern anders gesehen, hier verliert die Mitte 2,6 %, kann aber seine Sitze halten. «Es braucht wohl noch ein wenig Zeit, bis wir auch in Bern richtig angekommen sind», lässt sich Grossrat André Roggli aus Rüschegg zitieren. Unverändert bleiben FDP (2 Sitze) und der EVP-Sitz in Bern, «aber ein herber Rückschlag ist für uns, dass Parteipräsidentin Lilian Studer ihren Sitz im Kanton Aargau nicht verteidigen konnte», so die Könizer Grossrätin Katja Streiff (EVP), die selbst ein gutes Resultat in Lauerstellung erreichte.

45 % der Gewählten sind aus dem bürgerlichen Block; das ist ein Plus von 3 %. Links verliert insgesamt 4,6 % und damit bewegt sich das nationale Parlament deutlich nach rechts. Ein Zufalls-
ergebnis ist das nicht. Denn die Stimmbeteiligung war besser als befürchtet, insbesondere im Verteilgebiet dieser Zeitung lag diese gar noch höher als im Schweizer Schnitt. Der Grund ist aber alles andere als ein Regionaler. Es sind die Themen, die das Volk derzeit bewegen, oder kurz und knapp gesagt: Die Weltlage hat Einfluss auf die Regionen.

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