Das Areal Rappentöri grenzt östlich an den Bläuackerplatz und liegt neben dem Stapfenmärit. Es gilt als zentrales, städtebaulich und siedlungsplanerisch bedeutendes Gebiet und als wichtiger Baustein der Zentrumsentwicklung von Köniz. 2012 führte die Gemeinde einen Projektwettbewerb durch, mit dem Ziel, ein trag- und marktfähiges Bebauungs- und Freiraumkonzept zu erhalten. «Janus» hiess das Siegerprojekt. In diesem wird ein Kopfbau mit fünf und sieben Geschossen sowie ein fünfgeschossiger Baukörper entlang der Stapfenstrasse vorgeschlagen. Während im Kopfbau neben Wohn- auch Gewerberäume vorgesehen sind, sollen im neuen Gebäude an der Stapfenstras-
se ausschliesslich Wohnungen entstehen. Mit dem Projekt soll eine attraktive, gemischt genutzte Überbauung realisiert werden, die optimal an das Zentrum Köniz angebunden sei. «Dank der einfachen und klaren Volumetrie und der präzisen Anordnung gelingt es, eine Eingangssituation zum Zentrum von Köniz zu schaffen und dieses mit dem Köniztal städtebaulich in Verbindung zu setzen», schreibt die Gemeinde.
Überparteiliches Ja-Komitee
Mit «Janus» wird auch die untere Stapfenstrasse umgestaltet. Dort gilt dann «Tempo 30». Um den Freiraum aufzuwerten, soll zudem der heute eingedolte Sulgenbach zwischen der neuen Überbauung und dem Schloss geöffnet sowie revitalisiert werden. «Dadurch wird ein attraktiver sowie zentral gelegener Naherholungsraum geschaffen», zeigt sich der Gemeinderat überzeugt. Die Überbauung des Areals schaffe für die Könizer Bevölkerung einen Mehrwehrt: einerseits durch neue attraktive öffentliche Räume, andererseits durch neuen Wohnraum und die Ansiedlung von Gewerbe.
Diese Ansicht teilt auch das Komitee «Ja zum Rappentöri», zu dem sich CVP, EVP, Grüne, Grünliberale und SP zusammengeschlossen haben. «Das Rappentöri-Projekt wurde über Jahre geplant und ist sorgfältig ausgearbeitet. Um eine hohe Qualität zu garantieren, wurde ein Projektwettbewerb durchgeführt. Eine deutliche Mehrheit des Gemeindeparlaments befürwortet das Projekt», schreiben die Vertreter des Komitees. Die Kernbotschaft des Komitees lautet denn auch: «Leben und wohnen im Zentrum statt zersiedeln auf dem Land». Verschiedene Argumente würden für ein Ja sprechen. Unter anderem müsse das Siedlungswachstum so kanalisiert werden, dass möglichst wenig Zusatzverkehr entsteht und kein Kulturland überbaut werde. «Das Rappentöri-Areal liegt mitten im Zentrum von Köniz. Kein anderer Fleck in der Gemeinde ist so gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen und bietet ein so breites Angebot für den täglichen Bedarf.» Hier sei der richtige Ort für eine innere Verdichtung.
Das andere Gesicht von «Janus»
Doch «Janus» hat eben auch ein anderes Gesicht. Und dieses gefällt KMU Köniz gar nicht. Der Verein hat bereits Einsprache gegen das Projekt erhoben. Die Einspracheverhandlungen verliefen für Präsidentin Judith Ackermann alles andere als befriedigend, weshalb die Unternehmerorganisation die Einsprache vollumfänglich aufrecht hält. Um was geht es? «Wir sprechen uns gegen die Aufhebung aller oberirdischen Parkplätze aus. Insgesamt gehen 50 Parkplätze verloren. Dies hat negative Auswirkungen für die Geschäfte und Restaurants der näheren Umgebung», ist Ackermann überzeugt. Die geplante Tiefgarage ist aus der Sicht der Präsidentin zu klein. «Die beiden bestehenden Einstellhallen beim Stapfenmärit und bei Migros sind heute schon überlastet. Deshalb ist es umso wichtiger, im Zentrum genügend Parkplätze zur Verfügung zu stellen.» In der geplanten neuen Tiefgarage seien lediglich 129 Abstellplätze zulässig, und das sei zu wenig. «Wir fordern eine Erhöhung der Anzahl Parkplätze um 50%», stellt die KMU-Präsidentin klar. Ein weiterer Schwachpunkt sind für sie zudem die vorgesehene Ein- und Ausfahrt der neuen Tiefgarage. «Diese befindet sich auf gleicher Höhe wie jene des Stapfenmärits. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, müsste die Ein- und Ausfahrt versetzt werden, findet Judith Ackermann.
Nicht nur KMU Köniz steht dem Projekt skeptisch gegenüber. Auch der Ortsverein Köniz macht gegen die Überbauung mobil. Präsident Walo Hänni glaubt ebenfalls, dass mit der neuen Überbauung ein Verkehrschaos vorprogrammiert ist. Wie Ackermann moniert der Ortsvereinpräsident, dass die neue Parkplatzsituation beim Rappentöri ungenügend sei. «Das Areal des ehemaligen Coop hat etwas Besseres verdient!», hält Walo Hänni mit Blick auf den «geschichtsträchtigen Boden» fest. «Eine massvolle Nutzung dieser Liegenschaft ist seit Jahren von Interesse. Das vorliegende Projekt übertrifft jedoch alle Erwartungen, ist völlig überrissen und deshalb als Ganzes abzulehnen.»