Ehre für Mensch und Tier

Ehre für Mensch und Tier

Der Jagdverein Hubertus Sense lud die breite Öffentlichkeit traditionell am ersten Samstag im Februar zum Pelzfellmarkt in den Senslerhof. Die Jäger versuchten, ihre Fuchs- und Marderfelle zu einem guten Preis an den Mann zu bringen. Ausserdem gab es vielerlei «pelzige» Accessoires und Kleider zu bestaunen und natürlich zu kaufen.

Ungewohnt hart und steif fühlen sich die luftgetrockneten, noch nicht veredelten Fuchsfelle an. Die Jäger bieten ihre Ware unbearbeitet feil. Die Käufer behandeln das Erworbene selber oder lassen es gerben, beziehungsweise lidern, wie der Fachausdruck für Fuchsfelle lautet. Die «G. Neuenschwander Söhne AG» in Oberdiessbach verwandelt ein Schlachtnebenprodukt mit Hilfe eines Jahrhunderte alten Handwerks und moderner Technik in ein kuscheliges Fell. Der Gerbungsprozess dauert seine Zeit, er richtet sich voll und ganz nach der Natur. Schlussendlich entstehen Bastelartikel aus Fell oder Leder, Baby-Lammfelle oder andere Felle, verschiedene Fellartikel sowie Damen- und Herrenledermode.

Rückläufiges Interesse
Heute wird mit dem Verkauf von Fellen oder Pelzartikeln kein grosses Geschäft mehr gemacht. Die Verarbeitung braucht viel Zeit und ist eigentlich nur noch ein Hobby. Für ein getrocknetes Fuchsfell kann der Jäger rund zehn bis zwölf Franken verlangen. Dass die Pelze überhaupt verkauft werden, hat mit der Jägerehre zu tun. Alles, was geschossen wird, soll auch verwertet werden. Früher, als das Geld knapp und die Kinder zahlreich waren, wurde auch das Fleisch gegessen. Damit die Fuchspopulation in Balance bleibt, werden jedes Jahr während den Wintermonaten (Dezember bis Februar), wenn die Tiere keine Jungen haben, einige Exemplare abgeschossen. Manche Füchse sind krank und leiden an Räude oder Stulpe, sie müssen geschossen werden. In jedem Fall ist ein Tier beim Todesschuss sofort tot und leidet nicht. «Es gibt immer wieder kontroverse Diskussionen über das Verarbeiten, Verkaufen und Tragen von Fellen», erzählt Jungjäger Rohrbach aus Kappelen. «Die Jagd unterliegt gesetzlichen Vorschriften und die Tierfelle sind deklariert, d.h. die Tiere haben in der freien Natur gelebt und sind nicht zur Fellgewinnung gezüchtet worden.» Seine Frau leitet eine Pelznähgruppe und bietet Kurse an. Mützen, Gilets, Schals, Finken, Schlüsselanhänger und anderes finden durchaus ihre Abnehmer.

Ehrerbietung
Nebst den verschiedenen Fell- und Pelzartikeln weckte auch die Trophäenausstellung das Interesse der Jäger und der anderen Besucher. Aus der Beschaffenheit der Trophäen – die präparierten Hörner und Geweihe der Rehe und Gämsen – lassen sich viele Details herauslesen. Sie geben Aufschluss über das ungefähre Alter, die Lebensgewohnheiten und allenfalls erlittene Unfälle eines Tieres, z.B. ein gebrochenes oder verbogenes Horn. Die Präparation einer Trophäe braucht viele Stunden Arbeit. Die Gehörne werden nicht im Jägerstübli oder im Wohnzimmer aufgehängt, um damit anzugeben, sondern als Ehrerweisung dem Tier gegenüber. «Betrachte ich meine Trophäen zuhause, ist das mit tiefen Emotionen verbunden. Ich erinnere mich an jedes erlegte Tier und die Geschichte dazu», erzählt ein ehrenwerter Jäger.
Nach dem Pelzfellmarkt hält der Jagdverein Hubertus Sense seine Jahresversammlung ab. Begleitet von den Jagdhornbläsern und lüpfiger Örgelimusik wird noch einige Stunden gefachsimpelt und gefeiert.

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