Ein Hang zur Exotik

Ein Hang zur Exotik

Die diesjährige Sonderausstellung der Abegg-Stiftung widmet sich den Motiven und Mustern der europäischen Seidengewebe aus dem 18. Jahrhundert. Diese weisen einen Hang zur Exotic auf. Die Kuratorin Anna Jolly hat eine farbenprächtige Kollektion an Seidenstoffen zusammengestellt.

Reich gemusterte Seidenstoffe mit extravaganten Farben dominierten für einige Jahrzehnte im 18. Jahrhundert den Modegeschmack der feinen gehobenen Gesellschaft. Die Seidengewebe dieser Epoche weisen eine Vielfalt exotischer Muster auf, welche die Mode stark beeinflussten. Importwaren, die über den Seehandel vom Nahen und Fernen Osten nach Europa gelangten, und auch Reiseberichte regten die Phantasie europäischer Textildesigner an. Bedruckte und bemalte Baumwollstoffe aus Indien sowie chinesische Seiden und Stickereien waren besonders beliebt. Im späten 17. Jahrhundert wurden in den Gewebemustern europäischer Seidenmanufakturen allmählich fremde Einflüsse erkennbar. Motive, die fremdartig wirken, oder Muster, die zum Teil so phantasievoll gestaltet sind, dass sie kaum erklärt werden können. Auch damals in Europa noch kaum bekannte exotische Früchte und Blüten treten in Seidenmustern auf. Die Herkunft einzelner Motive ist meist nicht genau nachvollziehbar. Konkrete Vorbilder vermischten sich im Schaffen der Künstler mit individuellen Vorstellungen fremder Welten.

Getragen wurden diese Gewänder ausschliesslich von der Oberschicht. «Die Aristokratie und die Fürstenhäuser gaben in der Mode den Ton an. Die obere Bürgerschicht folgte diesem Vorbild. Vor allem waren das reiche Händler oder solche, die mit dem Überseehandel reich geworden waren. Diese konnten sich solche Gewänder leisten», kommentiert Anna Jolly, die Kuratorin der Sonderausstellung. Wenn die Kleider nicht mehr modern genug waren, wurden sie zum Teil an Bedienstete abgegeben. die sie ihrer jeweiligen Figur anpassten. So seien die Kleider doch auch in andere Gesellschaftsschichten gekommen.

Wechselnde Modemuster
Entwurfskünstler liessen sich von fremdartigen Motiven oder exotischen Dekors, die in Europa bis anhin nicht bekannt waren, in­spirieren. «Für ihre europäische Klientel haben die Designer solche sehr fantasievolle und in deren Augen exotische neuartige Motive kreiert. Die Mode zu dieser Zeit fand vor allem in den Mustern der Seidengewebe statt. Währendem blieb der Schnitt der Gewänder durch das ganze
18. Jahrhundert relativ konstant», erzählt Anna Jolly. Die Mode drückte sich also in den Mustern aus und weniger im Schnitt. Die Produktion modischer Luxusgewebe mit regelmässig wechselnden Dekors war in mehreren europäischen Ländern ein bedeutender Wirtschaftszweig. «Die Entwurfszeichner arbeiteten eng mit den Manufakturen zusammen. Lyon und Venedig waren grosse Zentren der Seidenherstellung», ergänzt die promovierte Kunsthistorikerin. Die kommende Sonderausstellung präsentiert eine Vielfalt dieser farbenprächtigen Seidenstoffe aus dem 18. Jahrhundert.

Kuratorin mit Team
Die Vorarbeiten zur jeweiligen Sonderausstellung sind für die Verantwortlichen ein nicht zu unterschätzender Arbeitsaufwand. «Als erstes stelle ich eine Liste zusammen mit den Objekten, die ich ausstellen will. Diese Liste habe ich dann dem Restaurierungs-Atelier bereits vor einem Jahr übergeben. Seitdem befassen sich diese Kolleginnen und Kollegen intensiv mit den Ausstellungsobjekten», erklärt die Kuratorin. Als Assistentin steht ihr die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abegg-Stiftung, Catherine Depierraz, zur Seite. Und im Atelier planen und arbeiten rund zwölf Personen. «Ich durfte dann das Ausstellungskonzept planen. Auch die Texte zu den Ausstellungsobjekten wurden von mir verfasst», so Anna Jolly.

Es gibt zudem einige sehr grosse Stücke, die besonders viel Arbeit machten. Hier habe sich der hausinterne Schreiner Gedanken machen müssen, um die grossformatigen Objekte an die Wand zu hängen. Das sei nicht ohne. «Der Schreiner und die Restauratorinnen müssen im Weiteren die Figurinen der Kostüme massschneidern. Das heisst, dass ein Körper gebaut werden muss, der ins Kostüm passt und nicht anders herum», gibt Anna Jolly zu verstehen. Ein halbes Jahr hat das ganze Team intensiv auf diese Ausstellung hingearbeitet.

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