Ein Entschluss, ein Anruf. Von Walo Hänni ist seitens der Redaktion Flexiblität gefragt für das Treffen nach seiner Demission als Präsident des Ortsvereins Köniz. Das ist weiter kein Problem, wenn man ebenfalls flexibel ist, wie er deutlich macht. Am Nachmittag habe er einen Termin, aber in 15 Minuten hätte er Zeit…
Sein Büro im 2. Stock des altehrwürdigen Sandsteingebäudes an der Hohlen Gasse 4 im Steinhölzli ist überschaubar. Augenfällig sind die zahlreichen Dokumenten- oder Bücherstapel, die sich von der einen Büroecke zur anderen akurat aufgereiht türmen.
Nach 27 Jahren hat Walo Hänni das Präsidium «seines» Ortsvereins «mit Überzeugung» übergeben, an Fabian Meier. «Ja, ich höre mit der operativen Führung auf beim OVK», bestätigt der 75-Jährige. «Es gab ja auch einiges zu tun», fügt er an. Und er meint unter anderem das politische Engagement des Ortsvereins bei Gemeindeprojekten. Beispielsweise dem Rappentöri. Die kantonale Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion hat die Beschwerde des Ortsvereins Ende Mai abgewiesen und damit die Nutzungsplanänderung in Kraft gesetzt. «Aus unserer Sicht ist damit eine wesentliche Chance vertan, das Projekt endlich in eine sinnvolle Richtung zu lenken», erklärt Walo Hänni. «Ein Weiterzug der Beschwerde ans Verwaltungsgericht ist uns umständlich erschienen. Aber den bei der Abstimmung knapp Unterlegenen bleiben ja noch zahlreiche Möglichkeiten, im Rappentöri eine realistische Nutzung zu erwirken», ergänzt er.
Ein weiteres Projekt, bei dem er sich engagierte, war das Tram Region Bern. Nicht dafür, sondern dagegen. Ist Walo Hänni ein ewiger Kritiker, der sich vor Neuem verschliesst? «Nein, ich bin kein Wutbürger! Der Ortsverein war immer bestrebt, konstruktiv zu sein. Allerdings wollte man uns nicht immer zuhören», sagt er verschmitzt lächelnd, doch durchaus ernst. Dies betreffe aber nicht in erster Linie den aktuellen Gemeinderat, sondern einige Politiker, die nicht mehr im Amt seien.
Der Grund für seinen Rücktritt ist deshalb auch nicht Politik-Verdrossenheit. «Da sag‘ ich mir ganz still und leise – das Alter kommt auf seine Weise», zitiert er ein Gedicht und damit seine Beweggründe. Nach 27 Jahren sei es mehr als überfällig, neue Akzente zu setzen, fügt er an. Es ist aber ein Rückzug auf Raten. Als Beisitzer steht er den neuen Vorstandsmitgliedern weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Sei es nun bei Fragen rund um Bauprojekte wie das Rappentöri oder bei Verkehrsfragen. Oder bei so «selbstverständ-
lichen Dingen» wie der Organisation der 1.-August-Feier.
Ein Luxus, den Walo Hänni vor 27 Jahren nicht hatte. Damals, als sein Vorgänger berufshalber kurzerhand als Präsident demissionierte und die Geschicke des Ortsvereins Hänni überantwortete, und damit auch die Organisation der Bundesfeier in Köniz. Walo Hänni, der Manager, der als Geschäftsleiter bei Wander unter anderem in Singapur, in Italien und in Neuenegg tätig war, der die BEKB in Köniz aufgebaut hatte und von 1994 bis 2004 als hauptamtlicher Gemeinderat die Geschicke von Köniz mitverantwortete, liess sich nicht 2 Mal bitten und nahm die Herausforderung an.
Trotz des Rückzugs in Etappen im Ortsverein bleiben aber genügend andere Dinge. So engagiert sich Walo Hänni als Präsident der Stiftung von Werner und Dora Schmutz. Im Rahmen dieses Mandates verwaltet er das Vermächtnis des Malers Werner Schmutz. «Wir arbeiten daran, die Tagebucheinträge zu digitalisieren und sie den jeweiligen Kunstwerken zuzuordnen», beschreibt er ein laufendes Projekt.
Die Zeit drängt, der nächste Termin ruft. Es ist die Beerdigung eines Berufskollegen. Vorher muss er aber noch zu Hause zum Rechten schauen. Seine Frau brach sich nämlich das linke Handgelenk. «Jetzt bin ich 2 Mal Hausmann», flachst Hänni, der seiner Frau nicht erst seit dem Unfall zur Hand geht, und verabschiedet sich.