Im Moment gleicht das Innere des ehemaligen Naturfreundehauses Selibühl einer Baustelle. Doch mehrere Baufortschritte sind ganz klar ersichtlich. So sind die maroden Toiletten total erneuert worden. Und im Restaurationsbereich wurde ein Trittofen eingebaut. Dieses technisch moderne, aber auch stilistische Prunkstück passt nicht nur ausgezeichnet in den Raum, sondern heizt auch das Wasser im Speicher auf. Die neuen Besitzer dieses Hauses, Kathrin und Phi-
lipp Mösch, legen in allem selber Hand an. Doch ohne Unterstützung ginge es nicht. «Seit dem 28. März sind wir ständig dran. Und es sind immer Leute da, die uns beim Räumen, Reinigen oder Renovieren helfen. Alle engagieren sich mit viel Eifer zugunsten des Hauses», berichten Kathrin und Philipp Mösch erfreut. Dank des Baufortschritts können übers Wochenende bereits wieder Gäste einkehren. Es wird Wert darauf gelegt, dass die einfachen Gerichte und Käsespezialitäten aus möglichst saisonalen und biologisch produzierten Lebensmitteln von der Region stammen. Dazu gibt es frisches Brot und Backwaren aus selbstgemahlenem Mehl.
Reinigung nagte an Substanz
In einer weiteren Bauphase wird das Dach saniert, und es werden Lukarnen eingebaut. Und über dem Toilettenbereich wird ein neuer Giebel aufgebaut. Sonnenkollektoren sollen auch zum Einsatz kommen. Erst nachher werden die Schlafräume im ersten und zweiten Stock, die als Massenlager benutzt wurden, in heimelige Zimmer umgebaut. Vorgesehen sind Räume für Familien und Kleingruppen von zwei bis sechs Schlafplätzen. Damit auch grössere Gruppen eine Übernachtungsmöglichkeit vorfinden, wird ein Raum weiterhin als Massenlager genutzt. Insgesamt werden dereinst rund 30 Schlafplätze zur Verfügung stehen. Aufgrund der momentanen Situation ist das Übernachten derzeit nicht möglich. Enorm viel Zeit habe die Räumung und das Reinigen in Anspruch genommen. «Wegen der Holzheizung und weil jahre-
lang geraucht wurde, mussten die Böden, Wände und Decken von Rauch- und Nikotinbeschlag gereinigt werden. Wir haben mit Salmiak und Schmierseife geschruppt», erklären Möschs. Eine Arbeit, die nicht zu beneiden ist und dem Ehepaar sowie den Hilfskräften alles abverlangte. Idealismus, Ehrgeiz und Ausdauer waren da gefragt.
Gasthaus an schönster Lage
Kathrin Mösch freut sich trotz allem auf die kommende Tätigkeit als Gastgeberin. Sie ist ausgebildete Sekundarlehrerin und besitzt das Wirtepatent. Philipp Mösch ist Forstingenieur und war Leiter der kantonalen Waldabteilung 5. Dieses Gasthaus, mit Blick auf die Gantrischkette und den Thunersee an wunderschöner Lage im Naturpark Gantrisch gelegen, kommt den beiden recht. Sie hoffen, hier noch viele Jahre aktiv zu sein. Damit sich diese neue Tätigkeit mit seinem Beruf vereinbaren lässt, und aufgrund der Umstrukturierung der kantonalen Waldabteilungen, hat Philipp Mösch sein Berufspensum etwas reduziert. Beide stehen im mittleren Alter und haben vor, die Gastwirtschaft wöchentlich abwechselnd mit befreundeten Leuten zu führen.
Für den Betrieb des Gasthauses hat das Besitzerehepaar mit Stefan Steuri und weiteren Interessierten eine Genossenschaft gegründet. Diese wird nun den Betrieb im Pachtverhältnis führen. Philipp Mösch als Forstingenieur und Waldpädagoge sowie der Tierpfleger, Ranger und Schreiner Stefan Steuri haben vor, geführte Wanderungen mit Waldthemen und zur Tierwelt im Naturpark zu organisieren. Auch sollen spezielle Events zusammen mit der Waldarena im Angebot stehen. Das ehemalige Naturfreundehaus soll neu als Gasthaus zu einem Ort der Freude und des Friedens werden sowie zur Begegnung und Entschleunigung der Gäste anregen.