«Der Gemeinderat hat sich entschieden, eine Stiftung zu gründen, um das Schloss als schützenswertes Baudenkmal von nationaler Bedeutung zu erhalten», sagt Gemeindepräsidentin Tanja Bauer und kann die Freude darüber nicht ganz verbergen. Die Gebäude sind im Besitz der Gemeinde. So stolz man in Köniz darüber sein darf, so demütig erkennt man die gewaltige Herausforderung an, das Ensemble stets instandzuhalten, geschweige denn weiter auszubauen. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Deshalb bleibt die Gemeinde Eigentümerin des Bodens, übergibt aber einen Teil der Gebäude auf dem Schlossareal einer Stiftung. «Der Weg ist nun frei, die Gebäude zu sanieren, zusätzlichen Raum zu nutzen und das Angebot auf dem Areal auszubauen», ergänzt die Präsidentin.
Nomen est omen
Vor rund 1000 Jahren errichteten die Augustiner Chorherren auf diesem Platz die ersten Gebäude, anschliessend übernahm 1226 der deutsche Orden und nutzte 500 Jahre lang die Gebäude, ehe die kirchliche Bedeutung nach der Reformation in den Hintergrund trat. Wenn also für das Schloss Köniz heute eine Stiftung gegründet werden soll, so spannt das den Bogen zurück bis an die Anfänge oder wie die Patres eben sagen würden: «Nomen est omen».
Finanzielle Gründe
Aber verschenkt hier Köniz nicht gerade eine Schatzkammer mitsamt Gebäude? Ein Blick auf die finanziellen Herausforderungen, um dieses Ensemble nur schon zu erhalten, geschweige denn auszubauen oder zu sanieren, ist Antwort genug. Es würde den Opferstock der Gemeinde um ein Vielfaches übersteigen. Schon die Eigentümer vor 1000 Jahren hatten immer wieder mehr Batzen als ihnen recht war in den Ausbau und Erhalt der Gebäude stecken müssen. Ein Stiftung kann private Mittel beschaffen und anschliessend die soziokulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung umsetzen. Ein Beispiel findet sich nur eine Kutschenfahrt weiter im Kanton Bern: das Schloss Burgdorf. Die Gründung einer Stiftung stand am Anfang, bevor daraus nach und nach ein florierendes Zentrum entstand, das sich nahezu selbst finanziert.
Der Weg
Köniz bleibt Eigentümerin von Grund und Boden. Die Gemeinde wird der Stiftung ein Baurecht einräumen, dessen Modalitäten aber das Parlament genehmigen muss. Der Gemeinderat erstellt nun die Stiftungsunterlagen, welche dann ihrerseits an die Steuerbehörden gegeben werden. «Wir achten nun darauf, dass wir der zukünftigen Stiftung in dieser Gründungsphase nichts verbauen, respektive sowohl heutige wie auch zukünftig Nutzungen möglich sind. Die Stiftung bezweckt, das Schloss als schützenswertes Kulturgut von nationaler Bedeutung für zukünftige Generationen zu erhalten und der gesellschaftlichen, kulturellen sowie anderweitigen Nutzung durch die Öffentlichkeit und Private zugänglich zu machen», fügt Bauer an. Der Zweck der Stiftung wird also gemeinnützig formuliert. Das lehnt sich auch an eine Abstimmung aus dem Jahr 2011 an, aus der der Kulturhof Verein Schloss Köniz entstanden ist. Die Bevölkerung wünscht sich ein offenes, lebendiges Schloss. Mit diesem Schritt – ist sich die Gemeindepräsidentin sicher – «kann etwas Grosses entstehen. Der Kulturort Köniz soll eine überregionale Bedeutung erlangen.» Um die Interessen der Bevölkerung zu wahren, wird die Gemeinde eine Person im Stiftungsrat delegieren. Wenn der Stiftungsrat steht, wird er voraussichtlich im Herbst diesen Jahres seine Arbeit aufnehmen können. Doch vorerst wird der Gemeinderat die Stiftungsunterlagen zur Vorprüfung bei der kantonalen Steuerbehörde sowie der Stiftungsaufsichtsbehörde einreichen. Ab sofort wird ein Förderverein dafür sorgen, dass sich Menschen einbringen können, die zum Erreichen der Ziele beitragen möchten.
Es dürfte ein historischer Schritt werden, oder wie es Gemeindepräsidentin Tanja Bauer formuliert: «Wenn wir einen Identifitaktionspunkt haben in Köniz, dann ist es das Schloss.» Es ist daher nur logisch, dass der designierte Stiftungsrat bereits heute aus namhaften Persönlichkeiten besteht: Hans Traffelet, San-dra Lagger, Herbert Mössinger und Iris Widmer werden zu den Freiherren und -frauen, die nun im Zusammenabreit mit der Gemeinde die Grundsteine legen, damit man vielleicht sogar mit etwas Stolz sagen darf: ein Schloss, eine Stiftung, eine Zukunft.