Eine aussergewöhnliche Seniorin

Eine aussergewöhnliche Seniorin

An einem sonnigen Dienstagnachmittag Ende August lud der Verein Senioren Köniz ins Schloss zum Mitgliederanlass mit prominentem Gast ein: Alt-Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Gemeinsam mit Moderator Urs Küenzi blickt sie auf ihre Zeit als Gemeinderätin und Bundesrätin zurück.

Es dauert keine fünf Minuten und Simonetta Sommaruga beweist, dass sie es noch immer kann: auf einer Bühne stehen als sei es das Natürlichste der Welt. Auf einem Sofa, welches auf der grossen Bühne eher verloren scheint, nimmt sie Platz und lösst sich auch nicht vom schlecht klingenden Mikrofon abhalten, sondern sucht speditiv und kompetent nach einer Lösung, so wie sie es auch während ihrer Zeit in der Politik tat. Kurzum wird das Mikrofon für die Fragen aus dem Publikum zu Sommarugas neuem Stimmverstärker und sie ist bereit, sich den Fragen von Urs Küenzi und dem Publikum zu stellen.

Tiefe Verbundenheit zu Köniz

Etwa 150 Seniorinnen und Senioren folgen der Einladung von Senioren Köniz ins Schloss an diesem Nachmittag und lauschen gespannt, was Alt-Bundesrätin Sommaruga zu erzählen hat. Dabei spürt man schon gleich zu Beginn, dass die ehemalige Gemeinderätin immer noch tief mit Köniz verbunden ist und sich sichtlich wohl fühlt. Sowohl der Moderator Urs Küenzi, der die Politikerin noch aus ihrer Zeit als Gemeinderätin kennt, wie auch Sommaruga selbst sprechen wohlwollend über die gemeinsame Zeit in der Politik für Köniz. Anekdoten über die Feuerwehr, deren Reformierung Sommaruga in ihrer Amtszeit massgebend mitgeprägt hat, sowie über die beiden grossen Feiern, die Feier zur Bundesrätin wie auch zur Bundespräsidentin, die zu Ehren Sommarugas auf demselben Areal wie nun dieser Nachmittag stattfanden, werden ausgetauscht und mit amüsanten Details untermalt. Man spürt, Simonetta Sommaruga ist immer noch Teil von Köniz und Köniz ein Teil von ihr.

Reges Interesse

Nach den Fragen von Küenzi stellt sich Sommaruga den Fragen des Publikums. Zuerst, gut schweizerisch zögerlich, strecken nur wenige Hände in die Lüfte, nach der ersten Frage und der wohlwollenden Antwort der Referentin ist das Eis dann gebrochen. Nun wird fleissig gefragt, was der Gast denn zu den Bilateralen III sagt («Ich habe mich entschieden, mich als Alt-Bundesrätin nicht zu den aktuellen politischen Themen zu äussern») und wie eigentlich so eine Bundesratssitzung abläuft (zuerst Kaffee trinken, dann manchmal mehr oder weniger hitzig debattieren). Sommaruga antwortet stets mit ein wenig Hintergrundfakten, jedoch nur so viel, wie für ihre Antwort nötig ist, und kommt dann umgehend auf die Frage zurück. Dabei antwortet sie mit weisen, abgewogenen Worten und meist mit Charme oder einem kleinen Witz.

Der Lohn der harten Arbeit

Neben den Fragen kommen auch Komplimente an die Adresse Sommarugas nicht zu kurz. Ein älterer Herr will charmant das Geheimnis wissen, wie Sommaruga es geschafft habe, nach all den Jahren noch gleich auszusehen? Eine Frau erinnert sich, dass Sommaruga, als sie für den Konsumentenschutz arbeitete, sie in einer schwierigen beruflichen Situation ermutigt hatte, dranzubleiben und ihr Recht einzufordern. Eine andere erinnert sich an eine zufällige Begegnung im Bus mit der damals amtierenden Bundesrätin. Eine weitere erzählt, dass Sommarugas Fähigkeit, auch in hitzigen politischen Diskussionen Ruhe zu bewahren und mit Würde zu antworten, sie immer wieder persönlich ermutigt hat, nicht den Kopf zu verlieren, wenn sie mal etwas «so richtig gruusig aufrege». Man spürt, dass die vielen politischen Engagements nicht nur ein Job für die Politikerin, sondern eben auch eine Herzensangelegenheit sind und sie dabei möglichst nahbar, authentisch und nicht abgehoben bleibt. Dieser Nachmittag zeigt einmal mehr, dass ihr das auch gelungen ist.

Vielleicht ein bisschen aussergewöhnlich

Nach dem gehaltvollen Referat in Interviewform gab es für die Seniorinnen und Senioren eine Stärkung mit einem Apéro riche im Nebenraum, wobei auch fröhlich über das Gehörte diskutiert wird. Sommaruga selbst muss leider gleich weiter und wird mit Blumen und Schokolade verabschiedet. Dann nimmt die Alt-Bundesrätin natürlich den Bus und wird bis zur Bushaltestelle von einem besonders eifrigen Gast in Beschlag genommen. Doch Sommaruga lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, hört zu, gibt wohlüberlegte Antworten. Dann nimmt sie den Bus, als wäre sie die normalste Person der Welt. Nur ihre knallig roten Schuhe verraten vielleicht, dass sie eben doch ein bisschen aussergewöhnlich ist. Aber nur vielleicht.

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