Heute ist das Liebefeld so mit der Stadt Bern verwachsen, dass es ohne das Ortsschild unmöglich wäre, zu sagen, wo Bern aufhört und Köniz beginnt. Es gibt jedoch noch Zeugen der Zeit, als das Liebefeld wirklich noch ein Feld zwischen Bern und Köniz war, wenn auch nicht mehr viele. Zum einen ist da noch der Landhof Liebefeld, ab 1671 ländlicher Wohnsitz vornehmer Herren, später Brauerei und Schenke, 2004 abgebrannt und im alten Stil wiederaufgebaut. Auf dem Areal der Stiftung Steinhölzli steht auch noch ein alter Speicher von 1548 und versteckt im Wald hinter dem Spielplatz Steinhölzli und dem Sportplatz Liebefeld-Hessgut findet man den letzten Überrest dieser beschaulichen Zeit, das Ofenhaus, genannt «La Cravache», die «Reitpeitsche».
Fast sieht man es nicht, so sehr schmiegt sich das winzige Häuschen an der Seite des Sportplatzes in den Wald ein. Früher war es Teil des Bauerngehöfts «Hessgut» und beherbergte unter anderem Zaumzeuge und Sättel für den Reitbetrieb. Doch während das «Hessgut» längst verschwunden ist, hat das kleine Sattelhäuschen die Zeiten überstanden und ging in den Besitz der Gemeinde Köniz über.
«Das Ofenhaus ist eine Perle zwischen Köniz und Bern», findet das Kuratorium «La Cravache», das sich um den Erhalt des historischen Häuschens bemüht. Entsprechend wünscht sich Remo Jenni, seit 3 Jahren Präsident der Vereinigung: «Die Könizer sollen sehen, dass das Ofenhäuschen ein Traditionsgebäude ist!» Gemeinsam kümmern sich die Schulen Hessgut und Steinhölzli sowie der Liebefeld-Leist im Auftrag der Gemeinde als Kuratorium «La Cravache» um Erhalt und Unterhalt des kleinen Gebäudes. Eine Aufgabe, die viel Zeit und Einsatz erfordert, aber eine Herzensangelegenheit ist. Die Gestaltung des Eingangsbereichs vor dem Haus mit Pflastersteinen im historischen Stil etwa war eine Projektarbeit der benachbarten Schule. Auch ein kleiner Rasenbereich vor dem Haus soll noch schöner gemacht werden und so fallen immer wieder Arbeiten an.
Wer durch die Türe tritt, den empfängt eine heimelige Atmosphäre in einer gemauerten Stube mit Balkendecke. Tische sind aufgestellt und bieten Platz für etwa 30 Personen. In dem kleinen historischen Anbau befinden sich eine voll funktionale Küche und sogar ein eigenes WC. Durch die Neugestaltung des eigenen Grillbereiches mit Terrasse und dem Spielplatz beim neuen Schulhaus entstand ein attraktiver Aussenbereich. Hier können sich im Sommer mehr als 30 Personen aufhalten. Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Aber während das Ofenhaus an den Wochenenden schon recht häufig gebucht wird, könnte die Auslastung unter der Woche noch gesteigert werden. Denn nicht nur Familienfeste könne man im Ofenhäuschen feiern, sondern auch Firmen könnten hier Team-Workshops ausrichten. Die Miete beträgt zwischen 80 und 190 Franken. «Mit dem Ofenhaus kann man kein Geld machen», sagt Remo Jenni, aber das sei auch nicht das Ziel der Vermietung: «Wir wollen das Ofenhaus beleben, damit es ein aktiver Teil des Quartiers wird.»
Nun aber steht ein grosses Projekt an. Können die laufenden Unterhaltsarbeiten und kleinere Investitionen mit den Erlösen aus der Vermietung und der Unterstützung der Gemeinde Köniz bestritten werden, steht nun eine Sanierung von Küche, Elektroheizung und Boden an. Denn die Küche funktioniert zwar, ist aber alt und vor allem der Kühlschrank ist zu klein für grössere Gruppen. Hier ist eine neue Küche anvisiert, die sich von der Optik gut in das historische Gebäude einfügt, aber moderner ist. Der Boden im Bereich der Küche soll dabei neu gefliest werden, denn der jetzige Raufaserteppich sei nicht nur nicht besonders schön, sondern auch schwer zu reinigen und ein ziemlicher Staubfänger. Im Bereich der eigentlichen Stube soll der alte Raufaserteppich durch einen schönen Plättliboden ersetzt werden, der ebenfalls besser zum Stil des Häuschens passen würde und hygienischer ist. Und die aktuelle Heizung ist auch nicht mehr zeitgemäss mit dem grossen, dicken Heizkörper, an dem man sich zu leicht verbrennen kann. Diese soll durch eine moderne Heizung ersetzt werden, die zudem ökonomischer im Verbrauch ist. Die Investitionen übersteigen aber die finanziellen Möglichkeiten des Vereins La Cravache.
Wie sehr der Erhalt des Ofenhäuschens zu einem Anliegen von Köniz geworden ist, zeigt die Unterstützung durch ansässige Firmen, welche die Sanierung durch Bereitstellung von Material und Fachkräften überhaupt erst möglich machen. So gibt es zum Beispiel bereits einen Sponsor für das Holz des Fussbodens und auch die Küche kann zum Freundschaftspreis erworben werden. 80% der anstehenden Investitionen konnten durch Spenden gedeckt werden und so begannen die Arbeiten am
18. März und sollen Ende des Monats abgeschlossen sein. Noch fehlen aber knapp 10’000 Franken und so ist der Verein weiterhin auf Spenden von Firmen und Privatpersonen angewiesen. «Wenn jede Firma in Köniz einen kleinen Beitrag geben würde und die Könizer einen Fünflieber, dann könnten wir viel machen», meint Remo Jenni.