«Eigentlich wollte ich eine Bankreihe nach hinten rutschen, nach 25 Jahren im Vorstand der CVP Köniz und fast zehn Jahren als Präsident. Die Anfrage, ob ich die neue Partei ebenfalls präsidieren möchte, empfand ich aber als grosse Ehre, weshalb ich gerne Ja gesagt habe», gesteht Lagger.
Ambitionen
Aus Sicht der neuen Partei nachvollziehbar, denn Lagger war schon Kantonalpräsident der CVP und kennt die Politik aus dem FF. Deshalb ist es ihm gelungen, für die Gründungsversammlung heute Abend den Schweizer Parteipräsidenten der Mitte, Gerhard Pfister, einzuladen. Zwar nur virtuell, aus bekannten Gründen, aber dennoch zeigt diese Zusage auf, dass die Mitte Köniz ambitioniert an den Start geht. Auch für die bevorstehenden Wahlen. «Die GLP, EVP und die Mitte werden sicherlich den Gemeinderatssitz halten wollen und Thomas Brönnimann als Präsidentschaftskandidat unterstützen. Wir werden zudem eigene geeignete Kanidatinnen und Kandidaten ins Rennen schicken, so dass im Idealfall sogar ein zweiter Sitz möglich wäre. Im Parlament liebäugeln wir damit, etwas mehr zu erreichen, als die bisherigen drei Sitze zu halten», drückt er sich so moderat aus, wie es sich für einen Mittepolitiker ziemt, aber gleichwohl ambitioniert.
GLP, EVP, die Mitte
Die Gründe dafür finden sich im Parteiprogramm. National haben BDP und CVP anfangs Jahr fusioniert. Am 24. März entstand die kantonale Partei und heute konstituiert sich die Mitte Köniz. Das Parteiprogramm geht damit einher. «Die Werte bleiben dieselben wie vorher. Unser Ziel ist nach wie vor, an Lösungen zu arbeiten und uns – wie es der Name schon sagt – in der Mitte zu positionieren», erläutert er. Der Slogan lautet entsprechend «Freiheit, Solidarität, Verantwortung». Klingt gut, aber mit Blick auf Köniz positionieren sich auch die EVP und die GLP in der Mitte. Gemeinsam mit diesen Parteien betrieben die BDP und die CVP bisher eine Fraktionsgemeinschaft. «Diese wird es auch weiterhin geben als ‹GLP, EVP, die Mitte Fraktion›. Unterschiede gibt es bei uns in der Tat wenige.» Wenn, dann eher bei den kirchlichen Themen. Einem Bereich, der in Bern durchaus anders ist als in anderen Kantonen. Die Kirche und der Staat stehen hier noch nahe beieinander, was eine Partei wie die GLP mit einem liberalen Anspruch vielleicht gerne etwas anders sehen würde», meint Lagger.
Das Prozedere
Doch zuerst werden die BDP und die CVP heute Mittwoch Abend ihre letzte Hauptversammlung abhalten. Die CVP wird sich auflösen, die BDP wird beschliessen sich neu zu benennen und die CVP aufzunehmen, so das juristische Prozedere. Anschliessend folgt die gemeinsame Versammlung, an welcher der Vorstand besetzt wird und Valentin Lagger aller Voraussicht nach zum neuen Präsidenten ernannt wird. Dann geht es bereits an das vielleicht Spannendste im Parteiprogramm dieses Jahres. Die Mitte bespricht die Wahlen in Köniz und wird passend zu ihren Ambitionen eine Liste ihrer besten Personen aufstellen. Schon wenige Monate nachdem die Mitte Köniz gegründet ist, wird das Volk ein erstes Mal zeigen, wie viel Vertrauen es in die Mitte hat.
Viel Zeit bleibt der neuen Partei also nicht, um auf sich aufmerksam zu machen. Nicht zuletzt deshalb ist der Schulterschluss im Parlament als Mittefrak-
tion zusammen mit der GLP und EVP unbestritten. Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil für Valentin Lagger und seine Partei sein wird, das werden die Wahlen vom 26. September zeigen. Diese werden aber zur Schicksalsfrage für alle Parteien im Ort. Im Fadenkreuz finanzieller Probleme, der Umweltthemen, des Wegzugs der Swisscom und der Verbesserung des ÖVs werden allesamt ihre Programme lancieren, um aufzuzeigen, wie sie Köniz in der nächsten Legislatur positionieren wollen. Mittendrin die neue Mitte.
Sacha Jacqueroud