Einsparen auf dem Rücken der Lastenträger

Einsparen auf dem Rücken der Lastenträger

Mit den härteren Massnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Viren mussten nicht nur etliche Geschäfte schliessen, sondern viele Betriebe, die offen bleiben, müssen nun noch grössere Umsatzeinbussen in Kauf nehmen. Etliche von ihnen erhalten gar keine finanzielle Unterstützung.

Da gibt es den Kinobetreiber, der nun über 100’000 Franken für die laufenden Kosten aufgewendet hat und noch immer auf das Geld aus dem Härtefall-Topf wartet. Es gibt den «Beizer», der in seiner leeren Gaststube hockt und auf ein Wunder wartet, weil die Gelder hinten und vorne nicht ausreichen, um seinen Betrieb trotz Take away durch die Krise zu bringen. Dann gibt es noch den «Büezer», der zwar Aufträge erhält, aber nur noch in einem Ausmass, das unter dem Motto läuft: zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.

Die Kämpfer
Ob Betreiber, «Beizer» oder «Büezer», betroffen sind sie alle. Hinlänglich bekannt ist, dass Härtefall-Gelder zähflüssig fliessen. Dank medialem und politischem Druck kommt nun Schmieröl ins Getriebe und für jene, die noch nicht untergegangen sind, womöglich sogar noch rechtzeitig. Aber lassen wir den Galgenhumor und werfen einen Blick auf jene, die gar keine Unterstützung erhalten. Es gibt sogar Unternehmen, von denen man kaum glaubt, dass sie betroffen sind. Ein Beispiel sind Alters- und Pflegezentren. Obwohl sie grösste Anstrengungen unternehmen, sterben Menschen. Mit und ohne Corona. Betten werden frei, in einer Zeit, in der die Hemmungen noch grösser sind, seine Liebsten in die Obhut eines Zentrums zu geben. Ein weiteres Beispiel ist jene Firma in unserem Verteilgebiet, die Wäsche reinigt. Mehr Homeoffice, bedeutet weniger Hemden. Der Umsatz sinkt, die Unterstützung fehlt. Kämpfen ist angesagt.

Ohne Unterstützung
Es gäbe noch viele solcher Kämpfer aufzuzählen. Heikel ist, dass die Politik ganz bewusst Betriebe, die prinzipiell noch produzieren können, nicht unterstützt. Man will den Milliardenberg an Hilfsgelder nicht noch weiter erhöhen. Dafür steht ein Bundesrat an vorderster Front: Finanzminister Ueli Maurer. Im internationalen Vergleich gibt die Schweiz deshalb weniger Geld für Hilfe aus, als viele vergleichbare Länder. Darauf sind die einen stolz, die anderen aber, die leiden. Auf ihrem Rücken wird die wirtschaftliche Pandemie-Bekämpfung ausgetragen. Sie kämpfen ums Überleben, ganz ohne Unterstützung. Hilfe ist keine in Sicht. Natürlich würden viele Firmen, die geschlossen haben, auch lieber kämpfen als zuwarten. Aber egal wie gross die Gruppe dieser Wadenbeisser ist, sie sind auf sich alleine gestellt und es weht ihnen kein Wind entgegen, sondern ein fürchterlicher Sturm.

Mit Solidarität
In Coronazeiten werden Freiwillige, Menschen in Pflegeberufen und Ärzte zurecht als Helden geschätzt. Aber die Liste ist unvollständig. Es sind diese einsamen Kämpfer, die unbedingt dazugehören. Damit ist ihnen zwar genau so wenig geholfen, wie den Pflegenden, die nach wie vor auf bessere Löhne warten. Aber zumindest wird dann einmal wahrgenommen, was diese Menschen seit Monaten leisten. Die Politik scheint hierbei keine Einigung für Hilfe zu finden, zu weit driften die Haltungen von links bis rechts auseinander und zu viele betreiben mit Corona längst wieder Parteipolitik. Deshalb hat das finanzielle Auffangnetz Buckelwal grosse Löcher. Die Leidtragenden haben es aber verdient, dass wenigstens die Bevölkerung zusammenhält. All die KMU in unserem Verteilgebiet brauchen nun diese Bereitschaft. Statt per Mausklick einzukaufen, entweder auf die Wiedereröffnung warten oder jene unterstützen, die vor ihrer Haustüre kämpfen.

In der ersten Welle war der Apell nach regionaler Solidarität laut und er verfehlte seine Wirkung nicht. In dieser zweiten, langen Welle ist er leiser geworden. Nicht weil das Bewusstsein fehlen würde, sondern weil inzwischen noch mehr Menschen damit beschäftigt sind, ihre eigenen Sorgen zu lösen. Die Region kann aber nur dann gestärkt aus dieser Krise gehen, wenn das Wir-Gefühl aller Lastenträger spürbar ist und alle zurück auf den Weg der Solidarität kehren. Dann nämlich spart die Politik auf dem Rücken der Kämpfer, während dem diese sich gegenseitig stützen.
Sacha Jacqueroud

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