Kur- und Badeanstalten hatten in der Schweiz eine vielfältige Geschichte. Heute ist das ehemalige Grand Hotel Gurnigelbad, besonders bei der älteren Bevölkerung, immer noch präsent. Im über 200 Meter langen Palast trafen sich Kurgäste aus aller Welt. Mit Trink- und Badekuren des damals heilversprechenden Schwefelwassers erhofften sich die Leute, Gutes für ihre Gesundheit zu tun. Vor allem die Oberschicht konnte es sich leisten, von überallher ins Gurnigelbad zu kommen. Aber auch weniger gut Betuchte glaubten an die Heilkraft der Schwefelquellen. Dieser unterschiedlichen Gästeschaft trug die Hoteldirektion Rechnung, so gab es zum Beispiel je nach Klassenzugehörigkeit den 1., 2., und 3. Tisch mit sehr unterschiedlichen Menüs. Selbst im Gotthelf-Klassiker «Ueli der Knecht» kann man lesen, wie die «Glunggebüri» mit ihrer Tochter Elisi zur Kur ins Gurnigelbad reiste und dort den aufsässigen «Bouelehändler» kennenlernte. Solche Begebenheiten und Episoden wie der Hotelbrand, der Wiederaufbau und der Niedergang in den Kriegswirren geben unendlich viele Geschichten her.
Episoden von früher
In seinem Buch «Gurnigelbad – Die Stadt im Walde» hat Christian Raaflaub viele Geschichten aus der Blütezeit des Kurhotels zusammengetragen. Diese dienen nun als Grundlage der Stationentheater-Themen. «Ich trage diese Idee schon lange in mir. Es geht darum, solche Episoden oder Erlebnisse, aber auch Geschichten, die sich in der Zeit der Belle Époque im Gurnigelbad zugetragen haben, wieder neu aufleben zu lassen», illustriert Christine Böhlen. Sie ist Projektleiterin der Arbeitsgruppe «Szenische Führung Gurnigelbad», die zusammen mit dem Naturpark Gantrisch das Stationentheater realisiert. Die anfängliche Idee eines Themenweges wurde aus verschiedenen Gründen wieder fallen gelassen. Etwas Theatralisches darzustellen und das Publikum in einem Rundgang mitten durch die originalen Schauplätze mitzunehmen, ist die Vorstellung von Christine Böhlen. «Wichtig für mich ist, dass das Ganze lebt. Schauspieler werden die Gäste mitnehmen in längst vergangene Zeiten. Dabei sollen witzige und überraschende, aber auch informative Stunden der besonderen Art zum Erlebnis werden», so die Riggisbergerin.
Laiendarsteller werden gesucht
«Als nächstes werden wir eine Regisseurin engagieren, die aus der Stofffülle des erwähnten Buches ein Drehbuch verfasst», illustriert Christine Böhlen. An einem Vernetzungsanlass im Schloss Schwarzenburg haben sich Schauspielerinnen und Schauspieler der Bühnen Schwarzenburg, Toffen und Belp kennengelernt und wurden für das Stationentheater rekrutiert. Schauspieler aus Vereinen, denen das Theaterspielen Freude bereitet, sind ebenfalls willkommen, da eine grössere Anzahl Darsteller benötigt wird – jede Equipe muss mit mindestens 3 Personen besetzt sein. «Hier geht es um ein Angebot, das von der GantrischPlus AG vermarktet wird. Vorstellungen können über den ganzen Tag verteilt gebucht werden. Darum müssen wir flexibel sein und die Rollen jederzeit abdecken können», untermauert Christine Böhlen.
Das Stationentheater soll bei jedem Wetter von Ende Mai bis Oktober, erstmals im Jahre 2020, stattfinden. Angesprochen werden Vereine und Firmen, die ihre Ausflüge und Anlässe mit dem Besuch dieser Veranstaltung verbinden möchten. Apéro, Brunch oder Essen mit Übernachtung im Gurnigelbad – Vieles ist möglich. Weitere Angebote wie die Anreise mit dem Oldtimerbus ab einem Bahnhof, einer Trottinett-Rückfahrt ins Gürbetal und einer begleiteten Wanderung, aber auch die Besichtigung einer Käserei oder Teigwarenproduktion sollen rund um das Stationentheater der Region Wertschöpfung generieren. Vorgesehen ist, das Theater einmal monatlich auch für Einzelpersonen aufzuführen.