In dieser Ausgabe heissen die Gesprächspartner Samichlous und Schmutzli. Der Samichlous ist schon lange im Geschäft und der Schmutzli begleitet ihn seit 13 Jahren. In diesem Jahr mussten sie alle Auftritte bei Kindern, im Spital, im Betagtenheim und auch beim Chlousenhüsli im Wald bei Liebewil absagen. Es fehlt allen etwas – nicht nur den Kindern.
Der Samichlous meint zu Beginn des Interiews, dass er alle
Adressen der Kinder und Familien, die sie im Wald besuchen kämen, habe. So könne er ihnen in diesem speziellen Jahr ein Mail schicken – mit Glückwüschen, ein paar Fotos von vergangenen Samichlous-Auftritten, einem Spruch und einer Geschichte, die er beim Samichlousen-Hüsli vorgelesen hätte.
Seid ihr nicht traurig, dass dieses Jahr alles anders ist?
Schmutzli: Sehr traurig. Ich habe mich immer auf die Kinder gefreut. Die strahlenden Kinderaugen, aber auch alle anderen Besucher haben uns viel zurückgegeben und uns angespornt, unsere Chlousenfeier noch besser zu machen.
Samichlous: Mir fehlt ein wichtiger Mosaikstein in meinem Jahr. Schon der Auftritt der Esel mit Schmutzli ist speziell. Die Kinder freut es, die Tiere streicheln zu können und die Erwachsenen kommen mit unserem Weihnachtstee («Schmutzlitee» mit «Weihnachtszucker») auf ihre Kosten. Die Kinder wissen auch, dass wir nur in der Vorweihnachtszeit beim Hüsli anzutreffen sind und uns sonst im Wald aufhalten, wo uns niemand findet.
Schmutzli: Für uns ist auch die Vorbereitung des Samichlousen-Hüslis eine interessante Aufgabe und bringt viel Freude.
Samichlous: Also kurz gesagt, dass wir alle unsere Auftritte absagen mussten, ist für alle ein grosser Verlust.
Wie lange macht ihr die Vorweihnachtstour schon?
Samichlous: Ich bin seit 47 Jahren unterwegs. Vor 35 Jahren wurde die Samichlousen-Zunft gegründet, weil ich alleine nicht mehr genug Zeit für alle Kinder hatte.
Auf die Idee, eine Zunft zu gründen, brachte mich ein Artikel in einer Zeitung über die Zürcher Klausenzunft. Da dachte ich: Was Zürich kann, kann Bern noch lange. So habe ich 1985 die Zunft gegründet und war 10 Jahre ihr Präsident. Heute bin ich «nur noch» Ehrenmitglied.
Schmutzli: Ich bin seit 13 Jahren dabei. Damals kam ich rein zufällig zu diesem «Job». Es hat mir aber so viel Freude gemacht, dass ich dabeigeblieben bin.
Welches ist das speziellste Erlebnis, das ihr in den 13 Jahren erlebt habt?
Samichlous: Das ist wohl unser Auftritt im Elfenauquartier. Wir holten in Niederbottigen den Viehwagen, luden im Wangental den Esel auf und fuhren ins Elfenauquartier. Auf der Rückfahrt knallte es kurz nach der Autobahnauffahrt Ostring und im Rückspiegel war kein Viehwagen mehr zu sehen.
Schmutzli: Während der Samichlous auf dem Pannenstreifen vorsichtig rückwärts fuhr, sprang ich zurück. Der Viehwagen stand schräg am Port und der Esel lag unter der Zwischenwand, die sich gelöst hatte. Ein vorbeifahrender Passant half uns, diese Wand wieder aufzustellen. Mit der Polizei lotsten wir einen Reservewagen zu uns. Die junge Polizistin, die mit der zweiten Patrouille bei uns landete, fragte mich noch, ob es gebrannt habe, weil ich als Schmutzli schwarz geschminkt war. Dem Esel ging es gut und mit einem Freund, der uns zu Hilfe kam, fuhren wir zurück ins Wangental.
Samichlous: Ich musste bleiben, bis der Abschleppdienst den kaputten Viehwagen geladen hatte und durfte anschliessend im Strassenverkehrsamt einen Alkoholtest machen. Warum sich der Wagen gelöst hatte, blieb ein Rätsel. Glücklicherweise war die Polizei aber so hilfsbereit und sehr zuvorkommend: Ich musste keine Busse bezahlen und auch für die kleinen Mauerreparaturen bekam ich nie eine Rechnung. Vielleicht hatte ich einen Samichlousen-Bonus.