Die Nebelschwaden bedecken Teile des Waldes und tauchen jenen Novembertag in ein tristes Grau. Als wäre es dem Nebel wichtig, verschönt er eine kleine Anhöhe oberhalb Hirschmatt in der Gemeinde Guggisberg. Das Keltenhaus ist mit seinem neu gedeckten Schilfdach gut zu erkennen und bietet in Harmonie mit den verschiedenen Gartenelementen rund herum einen Anblick, der schnell eines klar macht: Dieses Haus ist kein Bollwerk gegen die Natur, es ist ein Bauwerk der Natur.
Von und mit der Natur
Was einst mit «Sumi» Sommer vor 27 Jahren begann, führt seine Tochter Rahel mit Partner Christian und den Kindern weiter: einen Begegnungsort der gelebten Einfachheit. So muss das Leben vor vielen hundert Jahren gewesen sein. Zumindest in Teilen. Voller Erkenntnis, dass man die Natur nicht besiegen kann, sondern nur mit ihr mitgehen kann. Sie gibt das Material für das Haus und schenkt die Nahrung. Wer diese Möglichkeiten erkennt und schätzt, der wohnt dann in einer atemberaubenden Atmosphäre, wie sie das Keltenhaus mit seiner kultivierten, aber dennoch regionalen Natur jedem schenkt, der den Kiesweg auf die Anhöhe erklimmt und bereit ist, die Magie dieses Ortes auf sich wirken zu lassen.
Helfende Hände
Nicht nur das Dach brauchte nach bald 30 Jahren neues Schilf, auch die Holzpfosten waren morsch und die Lehmwände rissig. Der Verein Hagall, die Mitbewohnerin und unersetzliche Mithelferin Nora sowie weitere Helferinnen und Helfer mit teils fundiertem Wissen im Umgang mit Schilfdächern oder Lehm versammelten sich diesen Sommer, um das Keltenhaus wieder instand zu stellen. Der Lehm wurde mit ein wenig Neuem ergänzt und wiederverwendet. Das Holz entnahmen die Helfer der unmittelbaren Umgebung. Nur beim Schilf mussten Sommer und Bonauer einen Kompromiss eingehen, weil es derzeit schwierig ist, Schilf aus den Schweizer Seen zu holen. So bedeckt nun holländisches Schilf das Keltenhaus.
Das Erbe von «Sumi»
Der Erschaffer dieses magischen Ortes ist «Sumi» Sommer. Der Lehrer und Gründer einer eigenen Schule war stets auf der Suche nach einer Lebensweise im Einklang mit der Natur. Und genau diese Einfachheit, man ist geneigt zu sagen, diese Reinheit, entstand nach und nach mit dem Keltenhaus und der Biodiversität der Umgebung. «Sumi» hat es nicht erschaffen, er hat es mit der Natur entstehen lassen. Rahel Sommer, die mit Partner Johnny und den Kindern diesen Begegnungsort der seltenen Art bewahrt, trat das Erbe ihres Vaters mit der gleichen Weitsicht und Fürsorge an. Es ist das Erbe von Sumi, das Erbe der Naturvölker, das Erbe einer fast vergessenen Einfachheit, in deren Sein die Freiheit blüht.
Und dieser Ort soll offen sein; offen für alle Menschen, die bereit sind, die Magie dieses Ortes aufzunehmen. Das Keltenfest, das aus diesem Grund seit Jahren abgehalten wird, wurde in diesem Jahr wegen der Sanierung nicht gefeiert. Im Jahr 2020 soll es wieder stattfinden. Aber Rahel und Johnny haben noch weitere Ideen, um diesen Begegnungsort zu beleben. Schritt für Schritt setzen sie diese um. Nicht forcierend, sondern behutsam, sodass das Keltenhaus mit seiner umgebenden Natur das bleibt, was es in diesen Jahren geworden ist: ein Kraftort.