Annemarie Berlinger, mit der Sicht auf Ihr erstes Präsidialjahr: Würden Sie es wieder tun?
Ja, unbedingt, ich mache es sehr gerne. Es war ein sehr intensives Jahr mit vielen Begegnungen und ich habe gespürt, dass ich mich in diesem Amt stark für unsere Gemeinde einsetzen kann. Wir starteten im Gemeinderat als neues Team, es herrschte von Anfang an ein guter Umgang und es rudern alle in die gleiche Richtung.
Welches waren die politischen Schwerpunkte?
Mit der Legislaturplanung hat sich der Gemeinderat seine Ziele für die Jahre 2018 bis 2021 gesetzt. Ein wichtiger Schritt war im Herbst das Ja der Stimmberechtigten zur Ortsplanungsrevision. Und natürlich haben uns die Finanzen der Gemeinde beschäftigt. Vieles nahmen wir auch mit ins neue Jahr.
Sie sprechen es an, das Sorgenkind: Wie steht es um die Finanzen, nachdem das Parlament letztes Jahr eine Steuererhöhung abgelehnt hat?
Der Gemeinderat hatte seine Verantwortung wahrgenommen und einen Finanzplan vorgelegt, um mit einer Steuererhöhung die Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen. Zu diesem Plan hatte das Parlament eine andere Meinung. Jetzt geht es weiter, es wurde eine Aufgabenüberprüfung eingeleitet. Damit sollen die Ergebnisse der kommenden Jahre substantiell verbessert werden.
Wie sieht das konkret aus?
Dies bedeutet primär eine Reduktion der Ausgaben. Konkret heisst das: eine Kürzung von je einer Million Franken in den Jahren 2020 und 2021, im Jahr 2022 einer halben Million. Das entspricht einer Ergebnisverbesserung von total 2,5 Millionen Franken, die auch in den Folgejahren Bestand haben soll. Die aktuelle Überprüfung beinhaltet ebenfalls die Senkung von Standards und den Aufgabenverzicht.
Wenn als einzige Alternative auf der Ausgabenseite gebremst wird, leidet anderes darunter …
Wir müssen bei den freiwilligen Aufgaben ansetzen. Gerade diese sind jedoch häufig beliebte Angebote, die uns von anderen Gemeinden unterscheiden und Köniz attraktiv machen.
Glauben Sie, dass sich die Meinung im Parlament in der Zwischenzeit geändert hat?
Das wird sich zeigen, wenn im Spätsommer das Parlament über das Budget 2020 diskutieren wird. Die Finanzkommission wird früh einbezogen und es liegt am Gemeinderat, seine Argumente überzeugend darzulegen. Auch im Parlament überwiegt der Grundtenor, dass bei den Gemeindefinanzen etwas passieren muss.
Weitere Herausforderungen sind die Schwerpunkte der Legislaturziele. Ist der Gemeinderat bei der Umsetzung auf Kurs?
Ja, viel Wichtiges in der Gemeinde entwickelt sich und ist am Laufen. Solches geht manchmal etwas vergessen. Ein grosses Projekt ist beispielsweise die Überbauung Papillon im Ried. In Etappen werden über 1000 Wohnungen für 2500 Menschen gebaut. Ein anderes wichtiges Projekt ist die Neuplanung des Zentrums Niederwangen. Ebenfalls im Wangental entsteht das neue Polizeizentrum der Kantonspolizei. Auf verschiedenen grossen Arealen in der Gemeinde wird die Zukunft entwickelt.
Einer der Schwerpunkte der Legislaturplanung heisst «Lebenswertes Köniz». Was beinhaltet dies?
Das sind meist Dinge, die die Menschen unmittelbar betreffen. Dazu gehört das Schlossareal. Aber auch Kindertagesstätten und Tagesschulen. Diesbezüglich hat Köniz ein sehr attraktives Angebot, das wir angesichts der wachsenden Bevölkerung erhalten müssen. Weil wir auch eine altersfreundliche Gemeinde sein wollen, wurde letztes Jahr das Alterskonzept verabschiedet. Und schliesslich gehören auch Massnahmen für eine starke Wirtschaft zu einem lebenswerten Köniz.
Sind Sie zufrieden mit dem Engagement der Bevölkerung?
Ja, sehr. Die Menschen machen mit. Sie sind aufmerksam und stark interessiert an dem, was rundherum passiert. Mich fasziniert die Vielfältigkeit der Bevölkerung, dieses Nebeneinander von unterschiedlichen Lebensformen. Wir alle können voneinander lernen. Dazu ist das direkte Gespräch sehr wichtig.
Welche Wünsche für das laufende Jahr haben Sie als Gemeindepräsidentin?
Persönlich bin ich sehr zufrieden. Für mich ist es eine Traumaufgabe und ich freue mich auf die kommenden Jahre. Der Gemeinde Köniz wünsche ich eine gute Entwicklung. Und ich wünsche mir, dass Köniz seine Individualität und seinen Charme behält.