Zeitgeist spielt auch bei den Pfadi eine Rolle. So hätte es wohl einen «Skandal» gegeben, wenn der Engländer Lord Baden-Powell (Bi-Pi) das erste Pfadfinderlager im Jahre 1907 geschlechtergemischt durchgeführt hätte. Unangemeldet tauchten 1909 am ersten Pfadfindertreffen in London mit 11’000 Teilnehmern einige von der Pfadi-Idee begeisterte Mädchen auf. Bi-Pi war erstaunt und bald überzeugt vom Sinn einer Mädchenbewegung: «Die Pfadfinderinnen waren da, nun galt es, ihnen ein Programm und eine Leitung zu geben und die Auswüchse, die in kritikloser Nachahmung der Buben lag, in vernünftige Bahnen zu lenken» (Bi-Pi in «Girl Guiding», 1910). Die Leitung der Pfadfinderinnen übernahm seine Schwester Agnes und ab 1912 seine Frau Olave. «Koedukation» (Gemeinschaftserziehung von Mädchen und Buben) war damals undenkbar. Deshalb entstand eine von den «Boy-Scouts» getrennte Organisation, die Pfadfinderinnen mit eigener Struktur und eigenem Signet (Kleeblatt an Stelle der Pfadi-Lilie).
Jubiläumsfeier und DV
in Solothurn
Der Zusammenschluss der beiden früheren schweizerischen Pfadibünde, die seit 1913 (SPB / Pfadfinder) beziehungsweise 1919 (BSP / Pfadfinderinnen) getrennte Wege gingen, wurde von einer Fusionskommission während vier Jahren gründlich vorbereitet. Vorangegangen waren das erste gemeinsame Bundeslager 1980, Zusammenschlüsse von zahlreichen Abteilungen und mehreren Kantonalverbänden sowie ein gemeinsames Ausbildungsmodell für die Leiterinnen und Leiter. Die Fusion war auch eine Besinnung auf die eigenen Werte und Grundlagen, die diskutiert und neu festgelegt wurden. Zwei Prinzipien sollen seither auf Bundesebene und in den Kantonalverbänden den Schutz der Minderheiten sichern: Doppelbesetzung und Drittelsregelung. Erstere schreibt statutarisch vor, dass wichtige Leitungsposten in der PBS und in den Kantonalverbänden immer von einer Frau und von einem Mann besetzt werden. Die Drittelsregelung verlangt, dass auf schweizerischer Ebene in allen Leitungsgremien und Arbeitsgruppen die Sprachminderheiten und beide Geschlechter zu mindestens einem Drittel vertreten sein müssen.
Das Fusionsjubiläum wurde am 17. November 2017 in der «Rythalle» in Solothurn gefeiert. Am anschliessenden Wochenende fand eine stark befrachtete ordentliche Delegiertenversammlung statt. Als Einstimmung in die DV haben sich die Delegierten in «30-Jahre PfadiBEWEGUNG»-Diskussionsrunden mit der Entwicklung sowie möglichen Szenarien für die Zukunft befasst. An der DV wurde die «Strategie 2018 bis 2021» diskutiert und verabschiedet.
Fusion der Pfadi in Köniz vor 35 Jahren
Erste Kontakte zwischen den Könizer Pfadfinderinnen (gegründet 1958) und den Falkensteinern (gegründet 1949) gab es 1972: Der Köniztrupp der Pfadfinderinnenabteilung Bern half beim Falkensteiner Heimfest mit. Das war der Start zu einer immer engeren Zusammenarbeit. 1978 wurde die Pfadfinderinnenabteilung Köniz gleichberechtigte Heimvereinspartnerin. So war 1982 der Zusammenschluss der beiden Abteilungen zur «Pfadi Falkenstein Köniz» eine logische Konsequenz. Da die entsprechenden Fusionen im Kanton Bern und in der Schweiz erst 1988, resp. 1987 stattfanden, gehörte die Pfadi Falkenstein einige Jahre zwei Kantonalverbänden und zwei Pfadibünden an.
Die heutigen Pfadi können nicht nachvollziehen und verstehen, dass die Mädchen-Pfadi und Buben-Pfadi einmal zwei unterschiedlichen Organisationen angehörten.