Ferenbalm – ein einstiger Wallfahrtsort

Ferenbalm – ein einstiger Wallfahrtsort

Als Pilgerort und bernischer Vorposten war diese Siedlung trotz ihrer bescheidenen Grösse einst von recht grosser Bedeutung. Ihre Kirchengeschichte ist geprägt von häufigen Besitzwechseln und den Folgen der Reformation.

Ferenbalm? Wo liegt dieser Ort? An ihm fährt man kaum vorbei, wenn man ihn nicht gezielt sucht. Rund 20 Kilometer westlich von Bern, zwischen den Flüssen Saane und Biberen, steht eine malerische Kirche mit einem schlanken, eleganten Turm, daneben ein Friedhof und rundherum verstreut einige Häuser. Das ist Ferenbalm. Kein eigentliches Dorf, schon eher ein Weiler.
Zur Gemeinde Ferenbalm gehören Biberen, Gammen, Haselhof, Jerisberg, Jerisberghof, Kleingümmenen, Rizenbach, Vogelbuch und Wittenberg. Grabhügel, Flurnamen und andere Spuren zeugen davon, dass dieses Gebiet bereits während der Hallstatt- und Römerzeit (zirka 800 v. Chr. bis 250 n. Chr.) besiedelt war. Der Begriff «Balm» stammt aus dem Keltischen und steht für Höhle, Felsüberhang.

Kapelle als Kultstätte
Als Vorposten «ennet der Saane» war Ferenbalm für Bern einst von strategischer Bedeutung. Der Name steht für das von Bern aus gesehene «ferne Balm». Dies im Gegensatz zum näher gelegenen Oberbalm. Unter der Bezeichnung «Balmo» erscheint er erstmals in einer angeblich aus dem Jahre 961 stammenden, aber gefälschten Urkunde. Echt ist dagegen eine päpstliche Bestätigung aus dem Jahre 1123, welche die den Aposteln Peter und Paul geweihte Kirche Ferenbalm als Besitz des Cluniazenserklosters Payerne ausweist. Die Kirche muss aber schon lange vorher bestanden haben. Als «Balm» galt die Höhle im Sandsteinfelsen unterhalb der Kirche, die vermutlich eine Einsiedelei und bis zur Reformation eine der heiligen Radegundis geweihte Kapelle enthielt. Als beliebter Wallfahrtsort stand sie bis zur Reformation in einer gewissen Konkurrenz zur Kirche. Einer Legende zufolge soll sie sogar Königin Bertha von Burgund (965–1010) besucht haben. Im Zuge der Reformation wurde die Kapelle 1534 abgerissen. Die Balm diente fortan als Keller und später auch als Schweinestall. 1941 wurde das Felsdach grösstenteils weggesprengt. 1961 brachten Grabungen im Bereich der einstigen Kapelle vermutlich aus dem frühen Mittelalter stammende Skelette zutage.

Wechselnde Besitzverhältnisse
Im Mittelalter gelangten der Ferenbalmer Kirchensatz und die übrigen Güter vom Kloster Payerne zunächst an die Herren von Oltigen, dann an Graf Konrad von Freiburg und 1412 an die Stadt Bern, die sie 1427 dem Deutschritterorden von Köniz abtrat. Mit dessen Aufhebung im Jahre 1484 wurden das Sankt Vinzenz-Stift Bern und nach der Reformation wiederum die Stadt Bern Besitzerin der Kirche. Kurz vor der Reformation erhielt sie als Schmuck zwei prachtvolle spätgotische Figuren aus Holz, die Apostel Petrus und Paul darstellend. Ferenbalm scheint sich nur sehr zögernd der Reformation angeschlossen zu haben. Offenbar leistete der damalige Pfarrer ziemlich Widerstand. Vermutlich ist es auch ihm zu verdanken, dass die Apostel-Statuen während des reformatorischen Bildersturms nicht zerstört, sondern in die katholisch gebliebene Kapelle Wallenbuch gebracht wurden, wo sie noch heute zu sehen sind. 1657 wurde die Kirche nach einem Brand wieder aufgebaut. Seither wurde sie mehrmals renoviert. Im Jahre 1925 erhielt sie ein neues Geläute. In einer Ecke des Friedhofs hängt noch eine Glocke aus der Zeit des Neuaufbaus. Sie trägt die Inschrift «DAVID ZENDER ZVO BERN GOS MICH 1654». 1973 wurde die neunzehn Register umfassende Orgel eingeweiht. Die letzte grosse Erneuerung der unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Kirche erfolgte 1975/76.
Die heutige Kirchgemeinde umfasst das Gebiet der bernischen Einwohnergemeinde Ferenbalm und die freiburgischen Ortschaften Agriswil, Büchslen, Gempenach, Ried bei Kerzers, Ulmiz und Wallenbuch. Ihre Rechtsform regelt ein Staatsvertrag zwischen Bern und Freiburg aus dem Jahre 1889.

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