Kinder, viele Kinder spielen im naturnahen Park der Villa Bernau. Der Deutschschweizer Bub bemüht sich, dem syrischen Flüchtlingskind in Hochdeutsch die Spielregeln des Ping-Pong zu erklären. Neben dem Gebüsch kichern Mädchen, die sich hier offensichtlich auskennen. Die Treppe zum Chalet-Dachgeschoss ist steil. Oben beim Eingang tummeln sich weitere Jugendliche. Der Blick in den gut besetzten Raum macht klar, es ist auch ohne die spielenden Kinder eng. Jeder Stuhl an den langen Tischen scheint besetzt, und die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer schwirren umher, tragen auf und räumen ab.
Ein Tropfen auf
den heissen Stein?
«Ohne diese Helfenden würde unser Angebot nicht funktionieren», betont Fabienne Wächter. «Es sind alles Verwandte und Bekannte von uns.» Die drei Heilpädagoginnen Daniela Rupp, Katrin Schiesser und Fabienne Wächter haben vor mehr als einem Jahr diesen Flüchtlingsbrunch ins Leben gerufen.
Bei einem monatlichen Frauenbrunch entstand die Idee. Sie wollten den Flüchtlingen auch etwas geben und ein eigenes Projekt aufziehen. Warum also nicht gleich die Idee des Sonntagsbrunchs übernehmen?
Der Aufwand sei relativ gross, aber die Freude und Wertschätzung der Teilnehmenden geniessen sie sehr. «Es kommt viel zurück!» Trotzdem stellen sie sich auch Fragen. «Warum machen wir das? Bringt das etwas? Ist das nicht nur ein Tropfen auf den heissen Stein?» Da es Spass macht und geschätzt wird, haben sie entschieden, weiterzumachen, auch wenn es nur ein Tropfen ist.
Wo bleiben die Einheimischen?
Zu Beginn musste für den Raum der Villa Bernau noch Miete bezahlt werden. Inzwischen steht der Dachstock für diesen Anlass gratis zur Verfügung und ist im Veranstaltungskalender des Gemeinschaftszentrums Villa Bernau aufgeführt.
«Unsere grösste Herausforderung ist es, genügend Schweizerinnen und Schweizer als Teilnehmende für diesen Brunch zu gewinnen», erläutert Fabienne Wächter. Natürlich verstehe sie gut, dass sich die Leute nicht schon Tage vorher festlegen wollten. Aus organisatorischen Gründen muss man sich bereits bis am Mittwoch vorher anmelden.
«Integration wäre die Idee», weshalb die Organisatorinnen das spärliche Erscheinen der Einheimischen zu diesem Gratis-Brunch sehr bedauern. Das Geld aus der Kollekte werde für zusätzliche Angebote genutzt. So wird auch heute nach dem Brunch ein Lotto mit schönen Preisen angeboten. Spielen mit den Flüchtlingen sei sehr sinnvoll, zumal viele noch nicht oder nicht gut Deutsch könnten.
Syrien und Afghanistan
Fast alle Flüchtlinge kommen aus dem Renferhaus (Gelände des ehemaligen Zieglerspitals) und bei den meisten handelt es sich um syrische oder afghanische Familien. «Wir haben aber auch Familien, die nach dem ‹Transfer› in eine eigene Wohnung weiterhin am Brunch teilnehmen.»
Auch die 16-jährige Ayda lebte vorher im Renferhaus und bewohnt nun seit acht Monaten mit ihrer Familie eine Wohnung in Belp. Die aufgeweckte Afghanin spricht sehr gut Deutsch, obwohl sie erst seit zwei Jahren in der Schweiz lebt. «Ich besuche täglich einen Deutsch-Intensivkurs und kann im neuen Schuljahr in der BFF eingeschult werden», freut sie sich. Sie habe mit allen Brunch-Teilnehmenden Kontakt und die Helferinnen seien sehr nett und freundlich.