«Für die Zukunft meiner Tochter»

«Für die Zukunft meiner Tochter»

Nächstenliebe. Was nach einem alten Begriff aus der Bibel anmutet, ist für die angehende Präsidentin des Könizer Parlaments ein wichtiger Wert des Lebens. Katja Niederhauser-Streiff lebt diese Haltung, auch in der Politik.

Wo andere das Wort Empathie nutzen, spricht sie von Nächstenliebe. Ein respektvoller Umgang mit allen und allem in ihrem Umfeld. «Era» scheint dem beipflichen zu wollen. Die Hündin wedelt freundlich, als die Parlamentspräsidentin sagt: «Diess Haltung ist mir sehr wichtig.»

Die Politikerin
Diesen respektvollen Umgang haben die Kolleginnen und Kollegen aus dem Parlament schon erfahren, seit sie im Jahr 2016 ihre ersten Erfahrungen gesammelt hatte. Nur, als Präsidentin wird sie nun eine gänzlich neue Rolle einnehmen. «Ich muss jetzt ein Jahr lang öfters schweigen», lacht sie. Gemeint ist die Tradition, dass die obersten Könizer Parlamentarier jeweils nicht ans Mikrofon schreiten, um sich für gewisse Vorstösse stark zu machen, sondern die Sitzungen vor allen Dingen vorbereiten, leiten und koordinieren. Das persönliche Engagement muss dabei etwas in den Hintergrund treten. «Stattdessen erhalte ich neue Einblick, etwa in die Kommissionen und lerne sicherlich viel dazu», freut sie sich. Dennoch wird sie ein Dossier ganz genau mitverfolgen wollen: Beim Thema Zeitvorsorge für Alter und Gesundheit war sie Erstunterzeichnende. Soziale Themen gehören zu ihrem politischen Profil und genau hier trifft ihre Politik mit der Nächstenliebe zusammen. «Ich bin ein wenig die Soziale in der Mitte-Fraktion und manchmal nah an der SP», fasst sie mit einem Lächeln zusammen.

Die Tochter
Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr. Katja Niederhauser-Streiff ist in einer Familie aufgewachsen, die stets politisiert hat. Speziell ihre Mutter Marianne Streiff-Feller. Sie begann ihre Politkarriere ebenfalls im Könizer Parlament und ist heute Nationalrätin. «Politik war immer ein Thema bei uns am Tisch, so bin ich aufgewachsen», erzählt die Tochter. Eine Aussage ist ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben: «Ihr müsst nicht dieselbe Meinung haben, aber macht euch eine Meinung», zitiert sie einen Satz ihrer Eltern. Weit weg von der ihrer Mutter ist ihre Einstellung aber. Beide sind in der EVP und «wir bekamen wichtige Werte wie selbstverständlich vorgelebt», erklärt sie. Ihre Mutter ist und bleibt für sie ein Vorbild. Gilt das ebenfalls für eine politische Karriere bis in den Nationalrat wie bei ihrer Mutter oder im Falle einer anderen Könizerin gar bis in den Bundesrat? Instinktiv wollte sie schon fast abwinken. Doch einen kurzen und überlegten Moment später antwortet sie: «Ich hätte vor 5 Jahren auch nie gedacht, dass ich mal im Könizer Parlament sein werde und nun bin ich Präsidentin. Tendenziell glaube ich eher nicht, dass mein Weg noch weiter geht, aber so genau weiss man das eben nie.»

Die Mutter
Was die gelernte Krankenschwester, die auf der Onkologie arbeitet, aber genau weiss, ist der Grund für ihr politisches Handeln: «Gemeindepolitik beeinflusst das unmittelbare Umfeld und das motiviert mich. So gesehen politisiere ich für eine enkelkindtaugliche Zukunft.» Ganz soweit ist es bei der 35-Jährigen noch nicht und die Enkelkinder sind noch in weiter Ferne. Aber als Mutter einer Tochter ist eines in all ihren Worten spürbar: Die Werte, die sie von ihren Eltern mitbekommen hat, gibt sie nun an ihre Tochter Alisha weiter. In der Politik geht es für Katja Niederhauser-Streiff um «die Zukunft meiner Tochter.» Eine zukunftsgerichtete Politik mit einem alten Wert, demjenigen der Nächstenliebe. Nach einem Jahr voller Corona-Entbehrungen klingt diese Haltung so aktuell wie schon lange nicht mehr. Es ist der Weg einer Mutter und Tochter, die sich für kommende Generationen sorgt. Dahinter steckt viel Wille, Kraft und Überzeugung.
Vielleicht ist es genau diese Sicht der Dinge, die sie jeweils wieder auf den Boden der Realität holt, wenn sie sagt: «Ich wünsche mir viel Utopisches. Aber ich habe gelernt, dass Ziele realistisch sein müssen und das geht nur mit gesundem Menschenverstand.»

Als Parlamentspräsidentin wird Katja Niederhauser-Streiff Nächstenliebe vorleben. Weniger im Sinne aktiver Wortmeldungen, sondern vermehrt im respektvollen Umgang gegenüber aller Wortmeldungen von links bis rechts, allen Altersstufen und im Akzeptieren von Mehrheitsentscheidungen. Eine junge Frau, die für den Zusammenhalt über die Parteigrenzen hinweg einsteht und gerade deshalb als Präsidentin mit dem richtigen Wert ausgestattet ist: dem der Nächstenliebe.
Sacha Jacqueroud

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