Generationenproblem gelöst?

Generationenproblem gelöst?

Am 7. November entscheidet das Stimmvolk, wer im Staatsrat, im Grossen Rat und in den Oberämtern die nächsten fünf Jahre die politischen Geschicke bestimmen wird. Ein Blick in den Sensebezirk zeigt: Eine junge Generation klopft an die Türe.

Es ist nicht so, dass die Seislerinnen und Seisler politisch vor fünf Jahren keine jungen Kräfte mobilisiert hätten. Aber der aktuell Jüngste aus dem Wahlkreis ist der inzwischen 40-jährige Adrian Brügger (SVP) aus Düdingen. Über Jahrzehnte politisierten einige Seisler mit Strahlkraft weit über den Sensegraben hinweg. Man denke nur an Urs Schwaller (CVP) oder Hugo Fasel (CSP). Dann ist es etwas ruhiger geworden um den einzigen rein deutschsprachigen Bezirk im Kanton. Aus dieser Ära ist einzig noch Christine Buillard-Marbach (CVP) als Nationalrätin übriggeblieben. Hat der Sensebezirk also ein Generationenproblem?

Staatsrat ohne Sensevertreter?
Ein Blick in die kantonalen Räte gibt derzeit kein klares Bild. Im Grossen Rat gibt es sicherlich Politikerinnen und Politiker mit dem Format für die nationale Bühne. Bei den Staatsräten ist das nicht anders. Mit Olivier Curty (CVP) ist ein gebürtiger Alterswiler im Amt und mit Jean-François Steiert ebenfalls einer mit Sensler-Bezug. Beide stellen sich zur Wiederwahl. Einen im Sensebezirk wohnhaften Staatsrat gibt es aber aktuell nicht. Da hat es Platz, zumal drei Staatsräte wegen Amtszeitbeschränkung nicht mehr zur Wahl stehen. Die Sensler Parteien reagieren jedoch verhalten. Antreten wird einzig Adrian Brügger (SVP). Also klafft da doch eine Generationenlücke im Bezirk?

Volle Listen
Der Blick auf die Listen von CSP, die Mitte, SVP, FDP, SP, GLP und den Grünen lässt sich als Antwort wie folgt lesen: nein, nicht mehr. Es scheint, als löse der Bezirk mit diesen Wahlen das Generationenproblem. Die grossen Fussstapfen und gewichtigen Namen hallen noch nach, die neuen kommen aber mit grossen Schritten. Die CSP hat im Grossen Rat zwei Sitze inne und liebäugelt mit einem dritten. Bernadette Mäder-Brülhart aus Schmitten tritt wieder an, genauso wie Urs Perler. Die Mitte-links-Partei kandidiert mit einer vollen Liste und ergänzt die beiden Bestehenden mit zahlreichen Gemeinderäten, wie etwa der Ueberstorferin Diana Schmutz oder dem Gemeindeammann aus Heitenried, Bruno Werthmüller. Ebenfalls 15 Namen präsentiert die SVP Sense. Die bisherigen Adrian Brügger und Achim Schneuwly werden mit gewichtigen Namen aus den Gemeinderäten ergänzt, wie beispielsweise Armin Marchon aus Bösingen oder Bruno Riedo aus Ueberstorf. Die stärkste Kraft war bisher die ehemalige CVP, die mit ihrem neuen Namen «die Mitte» ins Rennen geht. Erwartungsgemäss präsentiert sie dabei eine volle Liste. Die amtierenden Grossräte Bruno Boschung aus Wünnewil, Markus Julmy aus Schmitten, Daniel Bürdel aus Plaffeien und Esther Schwaller-Merkle aus Düdingen stellen sich allesamt zur Wiederwahl.

Die FDP stellt mit Nicolas Bürgisser keinen Unbekannten für die Wiederwahl auf. Der zweite bisherige Grossrat, Rudolf Vonlanthen, hingegen legt nach 25 Jahren im Kantonsparlament sein Amt nieder. Diesen zweiten Sitz zu verteidigen, das versuchen die Liberalen ebenfalls mit einer vollen Liste. Dazu gehören etwa der Gemeindeammann von Wünnewil-Flamatt, Andreas Freiburghaus, und weitere Personen mit Erfahrung in der Kommunalpolitik. Um drei Sitze geht es bei der SP. Die bisherigen Eliane Aebischer aus Düdingen und Olivier Flechtner aus Schmitten stehen zur Wiederwahl zur Verfügung. Den Sitz von Ursula Krattinger-Jutzet hingegen gilt es, neu zu besetzen. Unter anderem schicken die Sozialdemokraten dabei den Gemeindeamann von Düdingen, Urs Hauswirth, ins Rennen, ein erfahrener Politiker auf Bezirks­ebene. Die grüne Welle ist auch im Sensebezirk angekommen. Die Grünen Sense treten mit acht Personen an. An der Spitze die Sensler Parteipräsidentin Simone Grossrieder aus Schmitten. Die GLP ist noch etwas weniger präsent, tritt aber mit drei Kandidierenden an. Darunter der jüngste Generalrat aus Düdingen, der 21-jährige Sven Krattinger.

Neue Namen
Womit wir beim Alter sind. Junge Menschen schicken einige Parteien ins Rennen. Die 20-jährigen Loris Gross (SVP) und Sandro Tissi (SP), beide aus Düdingen, sind die jüngsten. Insgesamt aber hat die SP das jüngste Kandidatenfeld. Magdalena Waeber aus Tafers, Hajan Abobaker aus
Schmitten und Noah Fasel aus St. Ursen sind allesamt noch keine 30. Die FDP hat mit Dylan Porchet, 21-jährig, und Victoria Malecki, 25-jährig, zwei junge Nachwuchspolitiker im Rennen. Die Mitte schickt neben dem 29-jährigen Manuel Raemy den Präsidenten der Jungen Mitte Sense, Simon Bielmann, ins Rennen. Die CSP hat mit Adrian Brünisholz und Simon Hayoz ebenfalls Listenplätze für die jüngere Generation geschaffen.

Nun sind diese Namen in der Sensler Politszene noch nicht so klingend wie Schwaller oder Fasel; entsprechend sind sie kaum in der Favoritenrolle, um wirklich einen Sitz im Grossen Rat zu ergattern. Dennoch sind sie eine Antwort auf die vermeintliche Generationenlücke. Es drängen junge, engagierte Senslerinnen und Sensler im Schlepp jener nach, die in den kommenden Jahren in der kantonalen Politik federführend sein werden.

Hochburg Schmitten
Das Potenzial für neue klingende Namen zeigt sich gleich auf doppelte Art und Weise. In der neuen Legislatur werden einige Politiker aus dem Bezirk die Weichen für eine nationale Karriere stellen können. 15 der 110 Plätze gilt, es neu zu besetzen. Gestandene, die zur Wiederwahl antreten, und demnächst neu Gewählte, den Parteien ist es mit ihren Listen gelungen, der Wählerschaft ein starkes Kandidatenfeld zu präsentieren. Was dabei besonders ins Auge sticht: Schmitten stellt momentan einen Drittel der 15 Sitze im Grossen Rat und damit gleich viele wie das deutlich grössere Düdingen. Aus dem Hauptort Tafers hingegen ist derzeit niemand im Grossen Rat. Das relativ kleine Schmitten (4144 Einwohner) überrascht mit seiner politischen Präsenz. Speziell die Jugend scheint aktiv zu sein, denn bei den jüngeren Kandidierenden stellen sich erneut gleich mehrere aus der seit 1922 eigenständigen Gemeinde (vorher zu Düdingen gehörig) zur Wahl.

Frauen in den Rat
50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts präsentiert sich der Sensebezirk aber politisch nach wie vor deutlich männlich. Vier Frauen und elf Männer amten derzeit im Gros­sen Rat, das entspricht einem Frauenanteil von 26,7%. Gesamthaft belegen 34 Frauen einen der 110 Sitze und damit 30,9%. Über den ganzen Kanton hinweg kandidieren mit 664 Personen nicht nur so viele wie noch nie, sondern auch so viele Frauen wie noch nie. 3,4% mehr als noch vor fünf Jahren. Dennoch: Gleichstellung ist das noch nicht, aber der Generationenwechsel geht hier Hand in Hand mit einer Zunahme an Frauen im Grossen Rat.
Die Wahlen werden das Genera­tionenproblem lösen, ganz gleich, ob die eine Partei dazugewinnt, die andere Sitze einbüsst oder die Grünen respektive die GLP den Einzug schaffen. Der Grund ist simpel: Die Listen sind gut gefüllt. Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ mit einer Mischung zwischen bisherigen mit dem Potential für mehr und vielversprechenden neuen Namen, die sich insbesondere auf kommunaler Ebene behauptet haben. An und für sich nichts Neues. Diese Auswahl gab es schon vor fünf Jahren. Dennoch ist die Ausgangslage nun anders: Es gibt von allem ein wenig mehr. Mehr Frauen, mehr Junge und mehr Parteien. Gesamthaft spricht das klar für eine neue, breite und starke Senslerfront in der Kantonsregierung.

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