Gewählt sind: Stabilität und Wandel

Gewählt sind: Stabilität und Wandel

Der Kanton Freiburg hat gewählt, der Sensebezirk auch. Nur ein wenig anders. Die 15 Sitze der «Seisler» im Grossen Rat zeigen eine Stärkung bewährter Kräfte sowie ein Zuzug von neuen Gesichtern und Parteien. Insgesamt stehen die Zeichen auf Veränderung, aber bitte mit Bedacht.

«Damit hätte ich nicht gerechnet, ich bin wahnsinnig glücklich», sagt Simone Grossrieder nach der Wahl. Ihre Partei, die Grünen, haben sich mit insgesamt 10’951 Stimmen einen der 15 Sitze für den Bezirk gesichert. Damit stellt der Sensebezirk erstmals eine grüne Rätin. Kantonal haben sie zudem massiv zugelegt. Die Partei stellt im Grossen Rat neu 13 Sitze, bisher waren es lediglich deren sechs. Nun hat der deutschsprachige Bezirk aber eher den Ruf, treu zu sein und damit für eine gewisse Stabilität zu sorgen. Dieser Haltung sind die Wählerinnen und Wähler treu geblieben. Aber eine junge, grüne Wählerschaft meldet sich zusehends zu Wort und findet Gehör.

Für die Stabilität steht in erster Linie der Erfolg der Mitte. Bruno Boschung, Daniel Bürdel, Markus Julmy und Laurent Baeriswyl haben die vier besten Einzelresultate erzielt; allesamt gehören sie der Mitte an. Insgesamt und mit der Wiederwahl von Esther Schwaller-Merkle belegt die Mitte nun als stärkste Partei fünf Sitze und gewinnt damit einen dazu. Kantonal büsst die Mitte einen Sitz ein, bleibt aber mit 26 Vertreterinnen und Vertretern die treibende Kraft.

Die FDP stellt neu 23 Sitze und gewinnt zwei dazu. Im Sensebezirk verbleibt Nicolas Bürgisser im Amt und erhält mit dem Gemeindeammann von Wünnewil-Flamatt, Andreas Freiburghaus, einen neuen Ratskollegen.
Die SVP stellt kantonal 19 Sitze und verliert damit zwei. Nicht so im Sensegebiet. Adrian Brügger und Achim Schneuwly sind wiedergewählt, neu verstärkt Bruno Riedo aus Ueberstorf die Volkspartei im Grossen Rat. Damit halten sie ihre drei Sitze, den avisierten vierten verpassen sie zwar, im Gegensatz zu den anderen Bezirken büssen die Sensler aber nichts ein.

Geradezu im freien Fall präsentiert sich das Resultat der SP. Sie verlieren einen Viertel ihrer Stimmen und sind mit 19 Sitzen nicht mehr stärkste Partei im Kanton. Bei weitem nicht mehr. Und im Sensebezirk? Drei Sitze galt es zu verteidigen. Das gelang nicht. Eliane Aebischer schaffte zwar die Wiederwahl und mit Urs Hauswirth portieren sie eine neue Person in den Grossen Rat, den dritten Sitz vermochten sie aber nicht zu verteidigen. Olivier Flechtner verpasste die Wahl. Politisch nah bei der SP steht die CSP. Sie hoffte darauf, einen dritten Sitz zu gewinnen. Das blieb der Mitte-Links-Partei aber verwehrt. Bernadette Mäder-Brülhart verteidigte ihren Sitz und neu zieht Markus Stöckli in den Rat. Damit bleibt bei der CSP alles beim Alten.

Eine erstarkte Mitte, eine bürgerliche Seite, die ihre Sitze verteidigt hat, und eine Linke, in der die Grünen auf Kosten der SP neu in den Rat einziehen. Was bedeutet dieses Resultat? Es zeigt, dass der Sensebezirk auf Beständigkeit und Stabilität setzt. Aber auf der linken Seite schaffte mit Simone Grossrieder eine den Sprung in die kantonale Politik, die für Wandel steht. Dank ihr verbleiben die Sensler wenigstens bei vier Frauen und sinken nicht gar noch tiefer; zudem ist sie mit 32 Jahren die jüngste Politikerin aus dem Bezirk. Fünf von der bürgerlichen Seite, fünf von der Mitte und fünf auf der linken Seite, das ist die neue und alte Sensler Stabilität. Weniger links als der Rest des Kantons, dafür stärker in der Mitte. Wenn man nun ein wenig prophezeien möchte, könnte man auch sagen: gemeinsam diskutieren statt polarisieren.
Bliebe also noch der Blick auf die Staatsratswahlen. In der Exekutive erreichte kein Kandidat das absolute Mehr. Doch der erste Wahlgang bot einiges an Spektakel. Klar scheint, dass die Linken in der Poleposition sind. Jean-François Steiert (SP) erreichte das beste Resultat und die Grüne Sylvie Bonvin-Sansonnens folgt ihm dicht auf den Fersen. Der Erfolg beruht auf einer gemeinsamen Listenverbindung, welche die Mitte vor fünf Jahren ebenfalls einging, nun aber darauf verzichtete. Das mag ein Grund dafür sein, dass nur Olivier Curty ein gutes Wahlergebnis erreichte, die restlichen Kandidierenden aber deutlich hinter den Erwartungen blieben. Auf der bürgerlichen Seite hat die FDP ihre Chancen bewahrt, vor allem dank dem drittbesten Resultat von Didier Castella. Da die Karten für einen zweiten Wahlgang jedoch neu gemischt werden, prüfen die bürgerlichen Kräfte nun ebenfalls ein Bündnis. 14 der 19 Kandidierenden sind hierfür zugelassen. Unter den verbleibenden ist auch der einzige Kandidat des Sensebezirks, Adrian Brügger (SVP). Er belegte im ersten Wahlgang den 12. Rang und das zweitbeste Resultat der SVP. Wenig überraschend erhielt er die meisten Stimmen aus seinem Bezirk. Ob die SVP nun ihn für den zweiten Wahlgang aufstellen wird oder nicht, klärt sich in den nächsten Tagen. So oder so gestaltet sich der Versuch der Volkspartei, wieder in den Staatsrat zu gelangen, als äusserst schwierig. Zu klar sind die Tendenzen, dass die Freiburger Exekutive von einer starken Linken geprägt sein wird.

Der Kanton Freiburg hat die Konstanz wiedergewählt, aber den Wandel nicht ausgeklammert. Gleiches gilt für den Sensebezirk. Der Unterschied liegt eher in den einzelnen Parteien. Nirgends ist die Mitte so stark wie bei den «Seislern», dafür geht der Gewinn bei der linken Seite etwas langsamer vonstatten. Gewählt sind Stabilität und Wandel, letzterer allerdings mit Bedacht.

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