Grün gewinnt

Grün gewinnt

Im ersten Wahlgang schaffte Annemarie Berlinger-Staub (SP) die Wiederwahl als Gemeindepräsidentin und überraschte damit einige. Genauso erstaunt waren jene Parteien mit «Grün» in ihrem Namen. Sie legten im Parlament tüchtig zu. Etwas weniger überraschend hingegen war, dass der alte Gemeinderat auch der neue sein wird.

«Ich habe vor der Wahl mit allem gerechnet», gestand Berlinger-Staub wenige Minuten nach ihrer Wiederwahl. Also auch mit dem Sieg im ersten Wahlgang und einem absoluten Mehr von 51,6%? Die Antwort braucht bei dieser Frage keine Worte. Der Blick auf eine Gemeindepräsidentin, die ihren Blumenstrauss festhält und umgeben von ihren Parteikolleginnen und -kollegen um die Wette strahlt, spricht für sich.

Kollegialität statt Selbstdarstellung
Weshalb sie ihre Herausforderer Hans-Peter Kohler (FDP) und Thomas Brönnimann (GLP) deutlich abhängen konnte, das hingegen bedarf einiger Worte. «Ich bin immer für einen Gemeinderat als Gremium eingetreten und habe Einzelaktionen, um mich zu positionieren, vermieden. Ich verstehe mich als Teil eines Kollegiums. Vielleicht wünschen sich die Könizerinnen und Könizer das mehr als Selbstdarstellung», vermutet sie. Sie spielte damit auf gewisse Voten, mit denen sich ihre Kollegen aus der Exekutive anders positionierten, an; man denke nur an die geplante Steuererhöhung. Im Wahlkampf steckte sie einiges an Kritik ein, vermied es aber zurückzuschlagen. «Deshalb geniesse ich nun die Anerkennung, das Resultat tut natürlich gut», verweist sie auf eine Zusammenarbeit, die nötig sein wird, um in der neuen Legislatur die grossen Brocken wie Finanzschieflage oder Arealentwicklungen lösen zu können. Hans-Peter Kohler kommentierte die Niederlage in seiner gewohnt besonnenen Art: «Ich bin erstaunt, dass es nicht zu einem zweiten Wahlgang gekommen ist, unser Resultat darf sich aber in einer rot-grünen Stadt wie Köniz durchaus sehen lassen.» Die FDP kann zudem für sich beanspruchen, dass sie ihre Sitze im Parlament halten konnte und weiterhin sechs Personen stellt. Ganz ähnlich verhält es sich bei der GLP. Zwar erhielt Thomas Brönnimann am wenigsten Stimmen, die Partei als Ganzes aber legte deutlich zu. Im Parlament haben sie neu sechs Sitze, zwei mehr als zuvor. Sie bestätigten damit ihre Stellung in der Mitte als treibende Kraft.

Fortsetzung folgt
Unbestritten hingegen war, dass die Könizerinnen und Könizer das fünfköpfige Gremium im Gemeinderat nicht austauschen wollten. Das Spektrum von fünf Sitzen mit fünf Parteien mag auf den ersten Blick nicht allzu harmonisch wirken, bildet aber die vielschichtige Bevölkerung ideal ab. Eine Art Zauberformel für Köniz, damit sich alle im Gemeinderat vertreten fühlen. Umso wichtiger ist es, dass die Gemeinderäte den Spagat zwischen gemeinsamer Lösung und persönlichen Präferenzen beherrschen. Da man einen Spagat nicht ohne weiteres hinbekommt, muss man üben. Mögen die vier vergangenen Jahre dazu gedient haben, um sich genau hierzu warm zu machen, damit die Lösungen in der neuen Legislatur gemeinsam gelingen. Annemarie Berlinger-Staub (SP), Hansueli Pestalozzi (Grüne), Hans-Peter Kohler (FDP), Christian Burren (SVP) und Thomas Brönnimann (GLP) sind erneut mit dieser Aufgabe betraut.

Grüne Gewinner
Gefreut haben sich alle über diese Wiederwahl. Einer aber, der liess es sich nicht nehmen und schwang am Abend noch das Tanzbein an der Wahlfeier seiner Partei: Hansueli Pestalozzi. Der grüne Gemeinderat erzielte das zweitbeste Wahlresultat hinter Annemarie-Berlinger. Und das war nur ein Erfolg der Grünen in Köniz. Im Parlament kamen mit Daniel Hofer und Christine Müller gar noch zwei weitere Sitze dazu. Weil auch die Jungen Grünen ihre Wiederwahl schafften, sind die Grünen nun mit acht Sitzen die zweitstärkste Partei im Parlament. «Wir haben ein Drittel mehr Sitze als vorher. Den Rest der Schweiz holen wir auch noch», klang David Müller entsprechend euphorisch. Pestalozzi weiss zwar, wie man Feste feiert, vergass aber nicht, «sein» Team auf die neue Legislatur einzuschwören, indem er sagte: «Es gibt viel zu tun, packen wir es an.»

Sozialdemokratische Dominanz
Die alte und neue Nummer eins in Sachen Parteistärke bleibt die SP. Nicht nur aufgrund der Wiederwahl von Annemarie Berlinger-Staub, sondern weil sie im Parlament ihre 10 Sitze erfolgreich verteidigten. Gar kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die SP auf nationaler Ebene bei einer grünen Welle auch schon etwas unterging. Bemerkenswert dabei: das Resultat von Tanja Bauer. Sie erhielt von allen Parlamentariern die meisten Stimmen. Acht der zehn Sitze belegen bei der SP die Frauen, mit Matthias Stöckli und Bülent Celik ziehen aber bei den Männern zwei neue Kräfte in den grossen Rat ein. Apropos neu: Die Juso eroberte einen der SP-Sitze. Gewählt wäre eigentlich Nicole Altorfer. Aus beruflichen Gründen verzichtet sie aber auf ihr Amt. An ihrer Stelle wird Michaela Bajraktar übernehmen.

Kohler hat auf die rot-grüne Mehrheit hingewiesen, noch bevor im Schloss die Wahlresultate bekannt gegeben wurden. Er sollte recht behalten. Schaut man nur auf die Kandidatenstimmen im Parlament, so belegen die SP-Frauen die Ränge eins bis drei. Die Ränge eins bis elf sind in den Händen der Grünen und der SP. Unter den besten 20 sind 14 Frauen. Insgesamt sind 21 Frauen und 19 Männer ins Parlament gewählt. Köniz nimmt politisch in Sachen Gleichstellung eine Vorreiterinnenrolle ein.

GLP wird tragende Kraft
Weil die GLP mit Michael Gerber und Andreas Hauser – wie die Grünen – zwei Sitze dazugewonnen hat, mussten andere Parteien ihre Sitze hergeben. Das geschah in erster Linie auf Kosten der SVP. Diese fiel von acht auf sechs Sitze zurück. Adrian Burkhalter und Michael Lauper verpassten die Wiederwahl. Einen Sitz verloren haben zudem die EVP und die Mitte. Die Mitte-Fraktion GLP, EVP die Mitte bleibt insgesamt aber gleich stark. Dass die GLP sich in der vergangenen Legislatur mit vielen Vorstössen und Lösungsvorschlägen als treibende Kraft positioniert hat, das hat auch die Bevölkerung erkannt und gewürdigt. Die heterogene Gemeinde von sehr ländlich bis sehr städtisch wird zwar im Parlament abgebildet. Anders als im Gemeinderat aber mit einer deutlichen Mehrheit. 18 linke Vertreter (10 SP und 8 Grüne) gegenüber 12 bürgerlichen Sitzen (je 6 SVP und FDP) und einer starken Mitte mit 10 Sitzen (6 GLP, 2 EVP, 2 die Mitte). Die Mitte könnte zusammen mit den Bürgerlichen linke Vorstösse durchaus zu Fall bringen. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass gerade die GLP das Grün in ihrem Namen nicht nur zur Zierde trägt. Die Wahlen lassen sich nicht zuletzt deshalb mit zwei Worten gut zusammenfassen: Grün gewinnt.

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