Am 22. April 1938 wurde der Samariterverein Heitenried gegründet. Ärzte gab es zu dieser Zeit sehr wenige und wenn, dann praktizierten diese eher in städtischen Gebieten. Die Menschen waren selten mobil und darum froh, wenn sie im Notfall den Samariterposten, den Margrith und Ernst Vögeli bei sich zu Hause führten, aufsuchen konnten. Ab 1956 wurden in Heitenried bereits regelmässig Blutspende-Aktionen durchgeführt. In den Spitzenjahren bis zu drei Aktionen im Jahr, an denen sich jeweils durchschnittlich 100 Personen einen Teil ihres Lebenssaftes abzapfen liessen. Ende des Jahrtausends nahm das Interesse jedoch ab. 2006 musste man das Blutspenden endgültig einstellen. Die Spender sind natürlich im Nachbardorf St. Antoni oder direkt im Blutspende-Zentrum in Bern immer willkommen.
Wichtiges Glied in der Rettungskette
Nach einer Flaute in den 60er/70er-Jahren, erwachte der Samariterverein Heitenried 1977 zu neuem Leben. Klara Meuwly mag sich noch gut an die Zeiten erinnern. Zusammen mit Hildegard Delmonico hat sie mit Hilfe von alten Filmen – damals noch auf Rollen abgespult – die zahlreichen Mitglieder in erster Hilfe unterrichtet und diverse Kurse durchgeführt. 1984 hat Klara Meuwly die Ausbildung zur Samariterlehrerin abgeschlossen. Diese Funktion führte sie 20 Jahre lang aus. Ebenso lange leistete sie im Vorstand, erst als Beisitzerin und später als Präsidentin, enorm viel Freiwilligenarbeit. Auch für den Postendienst an verschiedenen regionalen Anlässen, war Klara Meuwly 40 Jahre lang immer mit Herzblut dabei. «Ich habe unzählige kleinere und grössere Blessuren behandelt, ‹Volltrunkene› betreut und sogar während eines Postendiensteinsatzes am Feldschiessen gleich noch den Abwasch gemacht», erzählt sie schmunzelnd. «Die hervorragend gute Zusammenarbeit mit der Ambulanz Sense und den Rettungssanitätern war und ist enorm wichtig.» Die 76-Jährige ist immer noch Mitglied im Verein und zuständig für die Verwaltung der Krankenmobilien.
Radikale Umstrukturierungen
Samariter, obwohl Laien auf ärztlichem Gebiet, sind geschult, zweckmässige Erste Hilfe zu leisten, bis der Verletzte in professionelle Hände kommt. Durch die rasanten medizinischen und technischen Entwicklungen, wurden die Anforderungen in der Aus- und Weiterbildung der Kursleiter und Samariterlehrer immer wieder angepasst. Der Schweizerische Samariterbund schloss sich 2015 IVR (Interverband für Rettungswesen) als Mitglied an, damit er sich über diesen zertifizieren lassen kann, um die Qualität zu sichern und der Konkurrenz entgegen zu treten. Dies bedeutete für die Kursleiter und Samariterlehrerinnen Weiterbildung und Kurse und für die Vereine einen finanziellen Mehraufwand. Verschiedene Samaritervereine beklagten sich, dass sie nicht in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen worden seien und daraus ein Vertrauensverlust resultierte. Das habe sich auch auf die Motivation vieler Samariter ausgewirkt, etliche Kurs- und Samariterlehrer entschlossen sich aufzuhören. Das Problem scheint heute erkannt und zusammen will man dem Trend entgegenwirken und lösungsorientierte Vorschläge ausarbeiten.
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass die Menschen immer weniger bereit sind, Freiwilligenarbeit zu leisten. Viele Vereine leiden deshalb an Mitgliederschwund; Vorstandsposten können nicht mehr besetzt und Kurse nicht mehr durchgeführt werden, dies führt auch zu finanziellen Verlusten und im schlimmsten Fall zur Auflösung eines Vereins.
Auch der Samariterverein Heitenried kämpft mit diesen Problemen. «Nachdem Linda Zosso und Isabelle Fasel – zwei langjährige, erfahrene Samariterlehrerinnen, die Grossartiges geleistet haben – sich entschlossen aufzuhören, war es sehr schwierig, Mitglieder zu finden, die bereit sind, die Ausbildung zur Samariterlehrerin zu machen,» erklärt Barbara Büschi. Sie führt zusammen mit Nicole Zbinden den Verein im Co-Präsidium. Glücklicherweise hat man in Cornelia Portmann eine motivierte Person gefunden, die gemäss den aktuellen Vorgaben bereits diverse Ausbildungen absolviert hat.
Sehr geschätzt
Dank den vielen privaten Gönnern und dem Erlös des alljährlichen Blumenmarktes kann der SV Heitenried weiterhin bestehen. Der Dienst der Samariter wird von den ortsansässigen Sport- und Kulturvereinen sehr geschätzt. Derzeit zählt er 35 Aktiv- und Passivmitglieder. Jeweils am 1. Montag im Monat findet eine Übung statt und regelmässig stehen verschiedene Kurse für die Bevölkerung im Angebot (z.B. Nothilfekurs, Vortrag). Am Jubiläumsanlass sind alle Besucher zum Apéro eingeladen. Ausserdem zeigen die Samariter – ausgestattet mit neuem, gesponsertem Outfit – wie man einen Hirnschlag erkennt und die Reanimation mit Herzmassage und Defibrillator.