Handwerk in seiner ursprünglichsten Form

Handwerk in seiner ursprünglichsten Form

Seit 2005 betreibt Gian-Luca Bernasconi die «Bogenschmiede». Er baut Bögen und schmiedet Messer und Äxte nach traditionellem Vorbild. Wer möchte, kann sich ein Objekt nach eigenen Wünschen anfertigen lassen – oder dies unter Bernasconis Anleitung gleich selbst tun.

Schon in jungen Jahren interessierte sich Bernasconi für alles, was fliegt. Er experimentierte mit Bumerangs und Wurfringen. So kam er zu seinem ersten Sportbogen. Seither hat ihn das Bogenschiessen nicht mehr losgelassen. Das war 1995. «Ich studierte damals Geschichte», erinnert sich Bernasconi, «aber die kopflastige Arbeit befriedigte mich nicht. Den Sommer verbrachte ich bei meinem Onkel im Malergeschäft. Aber nur mit den Händen zu arbeiten war mir auch nicht genug. Durch das Bogenschiessen bin ich ins Kunsthandwerk gerutscht, und so kam ich zu dieser Kombination aus Nachforschen und handwerklicher Ausführung.»

Bernasconi begann zu recherchieren, wie man traditionelle Holzbögen nach altem Vorbild herstellen kann. Leider gab es kaum Literatur dazu. «Zu Beginn produzierte ich ein bisschen Brennholz», schmunzelt er, «aber dann fand ich – im Vorinternetzeitalter – ein paar gute Bücher auf Englisch. Meine ersten Bögen verkaufte ich an meine Kollegen. So wurde mein Hobby nach und nach zum Beruf.»

Faszination Bogenschiessen
Der Bogen ist eine jahrtausend-
alte Waffe, die weltweit verwendet wurde. Die Mongolen eroberten die halbe Welt mit ihrem Bogen, die Engländer waren durch ihre Langbögen bekannt. In der Mythologie gibt es oft – egal ob bei den Wikingern oder den Indern – den einen heldenhaften Bogenschützen, der alles trifft.

«Die Faszination am Bogenschiessen ist für mich aber nicht nur der geschichtliche Hintergrund», ergänzt Bernasconi, «sondern auch die Tätigkeit an sich. Es ist ein Einzelsport, man ist mit seinem Bogen alleine. Man will ein bestimmtes Ziel treffen, und in diesem Moment gibt es nichts anderes drum herum. Das Bogenschiessen hat eine sehr meditative Komponente.» Und er fügt hinzu: «Ausserdem finde ich das Produkt selbst auch sehr schön, elegant, angenehm anzufassen, von ursprünglichem Charakter, und – es ist 100% Handarbeit.» Für die Herstellung der Holzbögen werden langfaserige und elastische Hölzer verwendet wie Eibe, Esche, Ulme, Robinie, Ahorn, Holunder, Flieder, Goldregen oder Haselnuss. Die Pfeile sind meist aus Fichte oder Bambus; die Spitzen werden geschmiedet und die Federn stammen von Gänsen oder Truthähnen. Zu einer vollständigen Ausrüstung gehören natürlich auch Köcher, Armschutz und Fingerschutz, die Bernasconi ebenfalls selber herstellt. Das schwere Leder für diesen Zweck holt er direkt aus einer Gerberei. Genäht wird mit Lederbändern, was den rustikalen Charakter der Gegenstände unterstreicht.

Zweite Leidenschaft
2004 besuchte Bernasconi einen Schmiedekurs und entdeckte seine zweite Leidenschaft – das Schmieden von Messerklingen. «Der Kursleiter wechselte damals gerade auf den Ballenberg und überliess mir seine Schmiede hier in Schliern. Die Herstellung von Messern fasziniert mich immer wieder, insbesondere Messer mit sogenannten Damastklingen. Das sind Klingen, bei denen der Stahl – ähnlich wie Blätterteig –
in mehreren Schichten feuerverschweisst wird, wodurch ein attraktives Muster auf der Klinge entsteht.» Nebst den Messern, die er auf Bestellung und nach den Wünschen der Kunden anfertigt, hat Bernasconi unterdessen auch handgefertigte Äxte im Angebot.

Das Metall für Messer- und Axtklingen ist in Form von Platten oder Barren im Handel erhältlich. Bernasconi recycelt aber auch gerne; unter anderem verwendet er Altmetall von Kugellagern, Stahlfeilen, Autofedern und dergleichen. Für die Griffhölzer sind wegen der schönen Färbung zum Beispiel Eibe und Olive beliebt.

Kurse in eigener Werkstatt
Für die Herstellung von traditionellen Holzbögen, Messern, Äxten oder individuellen Schmiede-Objekten bietet Bernasconi Kurse in seiner Werkstatt in Schliern an. Schmiede- und Bogenbaukurse gibt er ausserdem im Kurszentrum Ballenberg. «Auf dem Ballenberg leite ich gerade einen Generationenkurs im Schmieden für Kinder und ihre Eltern oder Grosseltern», so Bernasconi. «Die Teilnehmerteams sind immer mit viel Freude bei der Sache.»

Und das Fazit aus seiner vielfältigen Tätigkeit? Gian-Luca Bernasconi denkt nach: «Für mich ist das einfache Instrument oft schöner als das technisch ausgereifte. Zurück zu den Wurzeln, könnte man vielleicht sagen. Oft erhalte ich Rückmeldungen von Kunden, dass sie gekaufte moderne Fiberglasbögen haben, die genauer und besser schiessen als der selbst hergestellte, dass sie aber mit dem traditionellen Holzbogen viel lieber trainieren.»

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