Die 13. Ausführung des Gantrisch-Forums war eine besondere. Erstmals wurde nicht nur ein Referat geboten, sondern im Anschluss noch ein Podium. Und zum ersten Mal war nicht die Wirtschafts-Vision Gantrisch alleine für die Durchführung verantwortlich. Sie wurde bei der Organisation des Anlasses vom Naturpark Gantrisch und der GantrischPlus AG unterstützt.
Mit Niederlagen umgehen gelernt
Rund drei Monate hätten die Eltern nicht mit ihm gesprochen, nachdem er als junger Bursche Schafe und Ziegen verkauft und aus dem leeren Stall seine Velowerkstatt gemacht habe, erzählte Referent Thomas Binggeli aus den Anfängen seines Velo-Unternehmens «Thömus». Es ist keine gradlinige Erfolgsgeschichte, mit dem das «Hightech vom Bauernhof»-Unternehmen in Oberried gross geworden ist. Gross ist etwa die Fangemeinde, die «Thömus» die Treue hält. Wie am letzten Rampenverkauf Ende Oktober. Innerhalb von fünf Tagen pilgerten rund 15’000 Besucherinnen und Besucher in den Weiler. Sie lauschten Referaten von Persönlichkeiten wie Bundesrat Ueli Maurer oder Alt-Bundesrat Adolf Ogi und vertilgten rund 2,2 Tonnen Raclettekäse. Sie sorgten aber auch für Umsatz. Rund 20 Velos wurden pro Stunde verkauft. Gross ist ebenfalls der sportliche Erfolg. Erst sei diesem Jahr beteiligt sich «Thömus» am «RN Racing Team» und hat mit Alessandra Keller bereits eine Mountainbike-Weltmeisterin in der Kategorie U23. Natürlich erlitt Thomas Binggeli Niederlagen. «Ich habe damit umzugehen gelernt», erzählte er vor allem mit Blick auf seine Zeit bei BMC. «Man darf sich selber nicht zu wichtig nehmen und sollte einen Schritt zurückstehen, wenn ein Fehler passiert.» Und auch wenn sich unsere Schweizer Mentalität schwer mit Niederlagen tue: «Ohne sie geht es nicht!»
Einfach Herzblut
Zu seiner Erfolgsgeschichte gehören aber ebenso Werte, die er bereits von Anfang an als Credo definiert hatte und die noch heute Gültigkeit haben. 1. Mut, 2. Spass, 3. Liebe, 4. Einfachheit und 5. Offenheit. Und er nennt gleich Beispiele, wie die Werte gelebt werden und wurden. Das Unternehmen stände nicht dort, wo es heute ist, wenn er nicht den Mut gehabt hätte, die Schafe zu verkaufen, ohne zu wissen, wie die Eltern reagieren würden – wir wissen es: mit Schweigen! Zum Spass gehöre auch, Fehler zu machen und diese machen zu dürfen. Es gehe ebenfalls darum, einmal etwas ausprobieren zu können – auch wenn es nicht funktioniert. Wichtig ist ihm, dass er dabei immer mit Liebe an die Sache herangeht. Dies allerdings mit der nötigen Einfachheit. So müsse ein Konzept bei ihm auf einer A4-Seite Platz haben. Und schliesslich gehöre ebenso der offene Umgang im Team dazu, gerade wenn Fehler passieren.
Zusammengefasst lässt sich der Erfolg wohl auch mit Herzblut umschreiben. Diesen Eindruck hinterliessen ebenfalls Mark von Weissenfluh und Andres Gerber im anschliessenden Podium. Beide, der Touristikexperte und der langjährige Sportchef des FC Thuns, erklärten, dass die Liebe zum Job, das Herzblut gegenüber einer Sache letztlich ein Erfolgsgarant seien. Es brauche neben der Freude allerdings ebenfalls Durchhaltewillen und immer wieder Visionen, neue Dinge anzugehen.
Megatrend als Potenzial
Dies gelte ebenso für die Region und den Naturpark Gantrisch. Diese zählt eigentlich bereits eine grosse Fangemeinde. «Wenn ich am Wochenende bei schönem Wetter mit dem Velo auf den Gurnigel fahre, sehe ich ja, wie unglaublich viele Autos dort parkiert sind», erklärte Thomas Binggeli. Das Potenzial für Wirtschaft und Tourismus in diesem Gebiet ist also da, auch wenn es der Velobegeisterte weniger bei Ausflüglern mit vierradbetriebenen Vehikeln sieht. Vielmehr ortet er bei den Mountainbike- und Rennvelo-Fahrern eine Riesenchance für die Region. «Im Moment erleben wir einen Megatrend. Und sogar der politische Wille ist da, dem Velo und dem eBike mehr Raum zu geben», so Binggeli. Weshalb also nicht auch im Naturpark Gantrisch, einem der schönsten Bikegebiete?