Denn ihr gebührten ausnahmslos die Komplimente. Sie sei eine ruhige, kompetente und zielstrebige «Chefin», in einem Jahr voller gewichtiger Traktanden und einigen Rednerinnen und Rednern, bei denen das Ende manchmal etwas herbeigeführt werden musste. In ihrem Lob waren sich Gemeinderat und Fraktionsvertreter alle einig. «Vertrauen – verstehen – verbinden». Unter diesen Dreisatz hat sie ihr Präsidialjahr gestellt. Da die Feier in diesem Jahr coronabedingt später stattfand, stellten ihr die Ratskolleginnen ein veritables Zwischenzeugnis aus, mit besten Noten versteht sich. Für ihre Mutter und Nationalrätin Marianne Streiff-Feller keine Überraschung. Mit einer Prise Stolz unterstrich sie, dass die Werte der jungen EVP-Politikerin aufrichtig sind und von Herzen kommen.
Umso hitziger verliefen dafür die Seitenhiebe, welche die Fraktionspräsidenten an die anderen Parteien austeilten. Casimir von Arx (GLP) beispielsweise schenkte der Präsidentin ein CO2-Messgerät. Eines mit Zusatzfunktionen. Es messe zusätzlich die heisse Luft und die toxischen Voten im Parlament. Man habe es getestet und es habe bei den Argumenten zu einer Finanzsanierung ohne Steuererhöhung bei der FDP massiv ausgeschlagen, meinte er. Dominic Amacher (FDP) verstand es in der Folge von seiner geplanten Rede etwas abzuweichen und versuchte anhand der vergangenen Voten der Grünliberalen Partei, nach Spuren des Wortes «liberal» zu suchen; vergebens. Die SVP hingegen, bewies erstaunlich grünes und nachhaltiges Denken, indem sie der Präsidentin einen Korb voller regionaler Produkte schenkte. Katharina Gilgen-Studer erklärte von jedem Produkt dessen Herkunft und Produktion; man hatte fast das Gefühl, sie kenne auch noch die Namen aller Tiere in der oberen Gemeinde. Ihre bodenständige Art wird das nächste Parlamentsjahr sicherlich prägen, sollte sie im kommenden Jahr das Präsidium übernehmen.
Katja Niederhauser-Streiff dankte der wortreichen Unterhaltung auf ihre Art: mit einem Lied. «Für immer uf di» von Patent Ochsner war in ihrer eigenen Textversion auch ein wenig eine Hommage an dieses unvergleichliche Miteinander eines Parlaments, das streitet und sich wieder vergibt, mit einem einzig grossen Herz für Köniz. Die Grünen sangen zurück. Iris Widmer schenkte der Präsidentin ein Musikstück und leitete über in den hauptsächlich versöhnlichen Abend. Denn so messerscharf gewisse Voten auch ausfielen, so durchmischt sassen die Politiker an den Tischen verteilt. Grüne, FDP, GLP und SP über drei Gänge am selben Tisch? Das geht. Zumindest mit einem Glas Wein. Die EVP verwöhnte ihre Gäste herzlich und familiär. Die Parlamentarier bedankten sich auf ihre Weise, mit viel Humor. Verbindendes Element zwischen Gästen und der Veranstalterin war Bernhard Zaugg. Der Ortsparteipräsident der EVP moderierte den Abend, griff die Voten auf und verband das Ganze zu einer Feier, die diesen Namen redlich verdient hat. Man mag sich in gewissen Themen so uneinig sein, dass heisse Luft oder toxische Voten den Raum füllen. Persönlich hingegen begegnen sich Herr und Frau Parlamentarier in Köniz respektvoll und an einem solchen Abend auch schon mal hitzig, herzlich und humorvoll.
Dieser versöhnlichen Zusammenfassung zum Trotz: Etwas gespannt ist man nun schon, ob Katja Niederhauser-Streiff mit diesem neuen Messgerät an der nächsten Parlamentssitzung aufkreuzen wird. Wenngleich nötig hat sie diese Hilfe nicht. Dafür hat sie die Zügel viel zu fest im Griff.
Wie Generationenwohnen gelingen kann
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