«Ich habe es nie bereut, ausgestiegen zu sein»

«Ich habe es nie bereut, ausgestiegen zu sein»

Die Familie Berger verbrachte einen Sommer auf der Alp Kaltenbrunnen und berichtet von ihren spannenden Erfahrungen mit 105 Kühen, 76 Rindern und 70 Schweinen.

Im letzten Herbst hatte Lorenz Berger die Idee, einen Sommer als Käser und Senn auf einer Alp zu verbringen. Seine Freundin Nadine erklärte daraufhin, dass sie selbstverständlich mitkommen werde. Seine Schwester Lara, die gerne in den Bergen ist, meinte: «Das Melken kann man ja lernen.» Die Idee führte im Winter zu einem Vorstellungsgespräch auf der Alp Kaltenbrunnen. Danach war auch Mutter Franziska begeistert und Ergotherapeutin Christina König schloss sich ebenfalls an. Nachdem alle unbezahlten Urlaub organisiert hatten, konnte das Abenteuer beginnen.

Los war immer etwas, der Fuchs zum Beispiel holte in diesem Sommer sieben Hühner, danach wurde man wachsamer. So sassen die Älpler eines Morgens am Frühstück als auf einmal ein Huhn auf dem Aussencheminée auftauchte. Franziska bemerkte, dass etwas nicht stimmte und Nadine rannte nach draussen. Dort erkannte sie, dass der Fuchs in das Gehege eingedrungen war und dabei war, ein weiteres Huhn zu töten. Zum Glück konnte es gerettet werden. Nachdem die Halswunde mit Merfensalbe gepflegt wurde, legte das Tier eine Stunde später schon wieder ein Ei. Aber von so was liess sich niemand aus der Ruhe bringen. Nach dem Frühstück ging es für Lorenz und Nadine zurück in die Käserei. Die «Morgenmilch» ist um die Zeit schon von der oberen Alp (Stafel) durch die Pipeline nach unten gekommen und wird zusammen mit der Abendmilch verarbeitet. Im Chessi wird diese langsam aufgerührt bis der Käsebruch bereit ist, mit dem Käsetuch in die Formen gepresst zu werden. Fertig gekäst wird die Firte in der Zentrifuge entrahmt (für die Butterproduktion), danach wird die Schote durch eine weitere Pipeline zum Schweinestall in ein Chessi geleitet. Die Schweine, die auf der Alp gemästet werden, geniessen das Futter und ihre Freiheiten bevor sie im Herbst zu feinem Fleisch verarbeitet werden. Wenn alle Maschinen und Werkzeuge gewaschen und aufgeräumt waren, verschwanden Nadine und Lorenz in ihrem Keller, dort mussten alle Käse täglich mit einer Salzwasserlösung eingeschmiert werden.
Die drei Hirtinnen, die auf dem oberen Stafel weilten, machten sich auf den Weg, um Zäune zu flicken, zu verlegen oder neu aufzustellen. Zu Christinas und Laras Pflichten gehörte auch, die Rinder zu zählen. Jeden zweiten Tag wurden die nummerierten «Guschti» gezählt und kurz untersucht, ob alles in Ordnung mit ihnen sei. Irène Odermatt, die bereits zum vierten Mal den Sommer auf der Alp verbachte, liess sich nicht aus der Ruhe bringen und konnte den «Jungälplern» viel von ihrer Erfahrung weitergeben. Auch Res Berger, der Ehemann von Franziska, besuchte seine Familie. Trotz Arbeit zu Hause verbrachte er den halben Sommer auf der Alp und war für das Mittagessen verantwortlich. Um viertel nach zwölf wurde die Crew jeweils versorgt. Und die schlugen richtig zu, denn wer den ganzen Morgen arbeitet, der mag auch essen. Lara, die Physiotherapeutin, die extra das Melken gelernt hatte, ist überzeugt, dass ihr dieser Sommer viel an Lebenserfahrung gebracht hat: «Ich habe es nicht bereut, dass ich einen Sommer lang ausgestiegen bin!» Auch Christina strahlt Freude und Genugtuung aus, dass sie das geschafft hat. Die Älpler wurden durch ihre Familien und Freunde oft unterstützt. Franziska schaut etwas wehmütig in die Zukunft: «Hier oben hat alles gestimmt, sonst wäre Res nicht bei jeder sich bietenden Möglichkeit zu uns geflohen… Die Zusammenarbeit mit allen war super. Das war eine wunderbare Erfahrung.»

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