Im Dienste der Natur

Im Dienste der Natur

Alain Lüthi kümmert sich beruflich und privat um die Pflege natürlicher Lebensräume. Den schädlichen menschlichen Eingriffen begegnet er mit der Gewissheit, dass sich die Natur auf lange Sicht ihre Rechte zurückerobern wird.

faszinieren diese schuppigen Viecher», bekennt Alain Lüthi aus Gasel. Gemeinsam mit seiner Partnerin, Jasmin Brülhart, machte er letzten Sommer eine Erhebung über die entlang der Bahnlinie S6 Bern–Schwarzenburg lebenden Reptilien. «Viele unserer Echsen- und Schlangenarten bevorzugen trocken-warme Standorte. Bahndämme wären an sich ideal. Wir platzierten dort künstliche Versteckplatten aus Bitumen, unter denen sich Reptilien gerne verkriechen. Bei rund 15 Kontrollgängen entdeckten wir insgesamt zwei Blindschleichen, zwei Schlingnattern, eine Ringelnatter und mehrere Zauneidechsen. Im Vergleich zu andern untersuchten Gebieten ist diese Populationsdichte sehr gering», so sein Kommentar zum Vorgehen und Ergebnis dieses Monitorings.

Folgen der Rationalisierung
Für die geringe Zahl der entlang der S6 lebenden Reptilien sieht Lüthi folgende Ursachen: «Früher haben Bauern die Bahndämme jährlich ein- bis zweimal gemäht oder extensiv beweidet. Es waren Magerwiesen mit einem einigermassen intakten Ökosystem. Diese Art des Unterhalts kostete die Bahnen nichts. Heute lohnt sich die Nutzung von Bahndämmen für die Landwirte nicht mehr. Als offenbar rationellste Lösung setzen die Bahngesellschaften für den Grasschnitt auf Schlegelmäher. Sie werden von einem Schienentraktor oder entlang der Strassen von einem Motorfahrzeug aus gesteuert. Dies zum Nachteil von Fauna und Flora. Raupen und andere Wirbellose, die für Eidechsen die Nahrungsgrundlage bilden, werden buchstäblich geschreddert. Oft lassen dabei auch geschützte Reptilien ihr Leben. Das Schnittgut bleibt liegen und verrottet. Der daraus resultierende Nährstoffeintrag führt zu einer Verarmung der Pflanzenwelt.» Lüthi schlägt vor, Mähgeräte zu entwickeln, die weniger Schäden anrichten, zum Beispiel indem sie mit einem Abstandhalter ausgerüstet werden. Auch Steinlinsen oder Gebüschgruppen würden helfen, Kleintiere zu fördern.

Prägender Zivildienst
Aufgewachsen ist der 35-jährige Alain Lüthi in Steinenbrünnen, Gemeinde Schwarzenburg. Während seiner Lehre als Forstwart lernte er seine Lebenspartnerin kennen, die mit ihm bis heute seine Passion für die Natur teilt. Nach dem Lehrabschluss arbeitete er im Gartenbau und leistete seinen Zivildienst bei der kantonalen Abteilung für Naturförderung, die sich für die Erhaltung natürlicher und naturnaher Lebensräume und den Schutz bedrohter Pflanzen und Tiere einsetzt. «Dort konnte ich meine Berufskenntnisse optimal einsetzen. Dort erwachte auch meine Faszination für die Gestaltung und Pflege natürlicher Lebensräume», blickt Lüthi dankbar zurück. Einem Abstecher in der Baumpflege von «Stadtgrün Bern» folgte ein Praktikum bei der «Stiftung für Landschaft und Kies (SL&K)», einer Naturschutzorganisation des bernischen Kiesgewerbes. Heute arbeitet er wieder in der Forstwirtschaft und assistiert in einem Teilzeitpensum dem Förster der Burgergemeinde Albligen. Daneben wirkt er erneut für die «SL&K». In einem Team von Naturschutzfachleuten unterstützt er Betreiber von Kiesgruben und Steinbrüchen in der Umsetzung von Massnahmen zugunsten der Artenvielfalt. Dazu gehören Fäll-
arbeiten, Heckenpflege, das Eliminieren von Problempflanzen (Neophyten und Ackerunkräuter), die Schaffung von Fortpflanzungsgewässern für Amphibien und die Pflege eigener Naturreservate.
Auch seine Freizeit widmet er vorwiegend der Natur: «Ich bin Einsatzleiter bei der freiwilligen Naturschutzgebietspflege der Abteilung für Naturförderung. Während der Vegetationspause betreuen wir Schutzgebiete im zentralen Berner Mittelland. So stören wir keine Wildtiere und vermeiden Schäden an der Flora. Besonders stolz bin ich auf die Kameradschaft innerhalb unserer kleinen, aber stetig wachsenden Truppe. Nebenbei helfen meine Partnerin und ich im Köniztal beim jährlichen Betreuen des Amphibienfangzaunes.»

«Gesellschaftliche und wirtschaftliche Sachzwänge schaden der Umwelt. Viele Forstleute, Unterhaltsequipen und Landwirte wurden wegrationalisiert und durch Lohnunternehmen ersetzt, die mit ihren schweren Maschinen die naturnahen Lebensräume beeinträchtigen oder sogar vernichten. Unsere Landschaft wird dadurch immer ärmer und eintöniger», umreisst Lüthi seine Sicht der heutigen Situation. Für die Natur ist er zuversichtlich, weniger aber für uns Menschen: «Der Prozess der Evolution lässt sich nicht stoppen. Das Leben auf unserem Planeten hat schon viele Krisen überstanden, so zum Beispiel gewaltige Meteoriteneinschläge. Deren Auswirkungen waren weit verheerender, als alle bisherigen menschlichen Eingriffe. Trotzdem wäre es an der Zeit, unserem Raubbau an der Umwelt Einhalt zu gebieten, bevor die Gesetze der Natur unbarmherzig zurückschlagen.»

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